Abkürzungen
BVAD:
Ventricular Assist Device biventrikulär
BZ:
Blutzucker
CPR:
kardiopulmonale Reanimation
DOAK:
direkte orale Antikoagulanzien
ECLS:
Extracorporeal Life Support
ECMO:
extrakorporale Membranoxygenierung
ERC:
European Resuscitation Council
HRST:
Herzrhythmusstörung
HTx:
Herztransplantation
ICD:
implantierter Kardioverter-Defibrillator
INR:
International Normalized Ratio
LV:
linksventrikulär
LVAD:
Ventricular Assist Device im linken Ventrikel
MAD:
mittlerer arterieller Druck
RPM:
Revolutions per Minute (Umdrehungen pro Minute)
RV:
rechtsventrikulär
RVAD:
Ventricular Assist Device im rechten Ventrikel
TAH:
Total Artificial Heart
VAD:
Ventricular Assist Device
VF:
Ventricular Fibrillation (Kammerflimmern)
VT:
Ventricular Tachycardia (ventrikuläre Tachykardie, Kammertachykardie)
Einleitung
Fallbeispiel
66-Jähriger VAD-Patient mit Kreislaufproblemen
An einem Nachmittag werden Sie als Notarzt gerufen, da ein 66-jähriger Patient mit
langjähriger Vorgeschichte einer Herzerkrankung einen plötzlichen Kreislaufeinbruch
erlitten hatte. Die Alarmierung erfolgte durch die Ehefrau.
Sie betreten die Wohnung des Patienten und finden einen gepflegten, älteren Herren,
wach, adäquat ansprechbar am Fußboden liegend mit den Beinen auf einem Stuhl. Er berichtet,
seit ca. 30 Minuten an einem plötzlich aufgetretenen Schwindel mit Kollapsneigung
zu leiden, woraufhin er sich auf den Boden gelegt habe …
Die Implantation von Herzunterstützungssystemen bei terminal herzinsuffizienten Patienten
hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten von der Reservetherapie, die nur in
einem hochspezialisierten stationären Setting angewendet wird, zu einer verbreiteten
und etablierten Therapie entwickelt, und die Patienten können postoperativ regelhaft
nach Hause entlassen werden. Aufgrund dessen gewinnt dieses trotz alledem sehr spezifische
Patientenkollektiv auch für das Rettungs- und Notarztwesen zunehmend an Bedeutung.
Merke
Die VAD-Implantation ist eine zunehmend eingesetzte Therapie bei Patienten mit terminaler
Herzinsuffizienz.
Ursächlich hierfür ist die große epidemiologische Bedeutung der Herzinsuffizienz,
welche die dritthäufigste Todesursache in der Bundesrepublik Deutschland darstellt
[1]. Oftmals ist eine dauerhafte Stabilisierung dieser Patienten trotz der Vielzahl
an chirurgischen und medikamentösen Therapieoptionen nicht möglich. Die aufgrund der
sehr guten Langzeitergebnisse mit 10-Jahres-Überlebensraten von ca. 50 % [2] immer noch als Goldstandard angesehene Herztransplantation (HTx) ist aber aufgrund
des bestehenden Spendermangels und der damit verbundenen deutlichen Diskrepanz zwischen
der Zahl der Patienten auf der Warteliste und der Zahl der durchgeführten Transplantationen
[3] für nicht alle Patienten eine realistische Therapieoption. Für diese terminal herzinsuffizienten
Patienten stellt die Implantation eines VAD eine gut etablierte und auch von den internationalen
Leitlinien empfohlene [4] Therapieform dar, die das Outcome der Patienten signifikant verbessert [5].
Je nach Patientencharakteristika verfolgt man mit der VAD-Implantation unterschiedliche
Behandlungsstrategien:
-
Ist die Herztransplantation für den Patienten auch nach der VAD-Implantation eine
Option, wird diese als Überbrückungstherapie bis zur HTx („brigde to transplant“)
gesehen.
-
Ansonsten kann die VAD-Therapie auch als für die Patienten endgültige Therapie („destination
therapy“) angesehen werden.
-
In nur seltenen Fällen kommt es unter der VAD-Therapie zu einer so signifikanten Organerholung,
dass das System wieder explantiert wird („bridge to recovery“).
Insgesamt wurden in Deutschland in den letzten Jahren jährlich mehr als 900 VAD implantiert
[6] ([Abb. 1]).
Abb. 1 Entwicklung der VAD-Implantationen in Deutschland (Daten der GSTVS Annual Registry
Survey Period 2015 [6]).
Merke
Bei den implantierten VAD-Systemen handelt es sich überwiegend um linksventrikuläre
Unterstützungssysteme (LVAD), die Implantation vom rechtsventrikulären (RVAD) oder
biventrikulären (BVAD) Unterstützungssystemen erfolgt vergleichsweise selten.
Die vollständige Explantation des Herzens und nachfolgende Einbringung eines künstlich
hergestellten Systems (das sogenannte Total Artificial Heart, TAH) wird nur in Einzelfällen
durchgeführt und stellt eine Ausnahmesituation auf spezialisierten Intensivstationen
dar, relevante Berührungspunkte zum Rettungswesen bestehen hierbei nicht.
Historisches
Die Entwicklung der mechanischen Kreislaufunterstützungssysteme ist eng mit der Geschichte
der Herzchirurgie verwoben. Die ersten eingesetzten Systeme waren Modifikationen der
Herz-Lungen-Maschine, die sich dann zu auch auf Intensivstationen einsetzbaren extrakorporalen
Unterstützungssystemen entwickelt haben:
Diese Systeme dienen jedoch grundsätzlich nur zur kurz- und mittelfristigen Stabilisierung
höchstgradig kreislaufinstabiler Patienten.
Die Erstimplantation eines VAD wurde 1984 mit dem Novacor-System durchgeführt [7]. In den darauffolgenden Jahren kam es zu einer steten Weiterentwicklung, die durch
Miniaturisierung und Reduktion der assoziierten Komplikationen das Outcome der Patienten
zunehmend verbesserte. Waren die ersten Systeme noch pneumatisch betrieben – mit dem
Ziel, einen pulsatilen Fluss zu erzeugen –, wurden in den letzten Jahren faktisch
nur noch Systeme mit einem kontinuierlichen Fluss weiterentwickelt.
Merke
Zudem werden überwiegend im Körper des Patienten liegende (= intrakorporale) Pumpen
implantiert. Parakorporale Systeme, bei welchen die Pumpe extrakorporal liegen, kommen
nur noch vergleichsweise selten zum Einsatz.
Aktuelle Systeme
Aktuell werden weltweit und so auch in Deutschland vorrangig VADs von 2 Unternehmen
implantiert:
-
Die Fa. Thoratec® (Thoratec Corporation, 6035 Stoneridge Drive, Pleasanton, CA 94588,
USA) stellt mit den beiden Systemen „HeartMate II™“ – eine Axialpumpe mit laminarem
Fluss – und „HeartMate III™“ den Weltmarktführer mit den global bislang häufigsten
Implantationen dar, wobei das im Herbst 2016 in Deutschland CE-zertifizierte und somit
zugelassene „HeartMate III®“ bei den ambulant betreuten Patienten trotz den aktuell
relevanten Implantationszahlen noch selten vertreten ist ([Abb. 2]).
-
Das von der Firma HeartWare® (HeartWare®, 500 Old Connecticut Path, Framingham, MA
01701, USA) vertriebene VAD „HVAD®“ wurde in den letzten Jahren in Deutschland zahlenmäßig
am häufigsten implantiert und weist aktuell eine hohe Zahl an versorgten und somit
am System befindlichen Patienten auf ([Abb. 3]).
Abb. 2 HeartMate III™ (Firma Thoratec Corporation, Pleasanton, USA). Schema der Komponenten
eines LVAD-Systems am Beispiel des HeartMate III™. Am Apex des LV befindet sich die
Pumpe (1), die das Blut über eine Gefäßprothese in die Aorta pumpt. Sie ist des Weiteren
mittels der Driveline (3), die nach einer subkutan getunnelten Strecke nach extrakorporal
austritt, mit dem Controller (4) verbunden. Dieser stellt die Steuereinheit dar und
ist in diesem Bild über 2 Akkumulatoren (2), die der Patient am Thorax befestigt hat,
mit Strom versorgt.
Abb. 3 HeartWare® Controller (Firma HeartWare, Framingham, USA). Schema der Frontalansicht
des Controllers passend zum HVAD-System. Neben der Anzeige der Stromzufuhr inkl. dem
Ladezustand des Akkumulators findet sich ein Display, das die Umdrehungszahl, den
Stromverbrauch sowie den errechneten Blutfluss anzeigt. Darauf werden auch bei Systemfehlern
Alarmhinweise dargestellt. Der Alarmindikator kann, je nach Priorität des Alarms,
gelb, gelb-blinkend oder rot-blinkend anzeigen. Letzterer kann durch den sich links
befindenden Alarmton-Unterdrückungsknopf nicht stumm geschaltet werden.
Daneben gibt es nur wenige ambulant betreute Patienten mit anderen Herzunterstützungssystemen,
wie z. B. das Incor® (Fa. BerlinHeart®) oder das Jarvik 2000® VAD (Fa. Jarvik Heart
Inc.).
Fazit
Aktuell werden in Deutschland überwiegend die Systeme der Firmen Thoratec® und HeartWare®
eingesetzt.
Funktionsprinzip der Ventricular Assist Devices
Fallbeispiel
66-Jähriger VAD-Patient mit Kreislaufproblemen
Im Rahmen der ersten körperlichen Untersuchung des Patienten aus Fallbeispiel 1 finden
Sie eine Bauchtasche mit einem elektronischen Gerät darin, das an ein Kabel angeschlossen
ist. Dieses führt unter dem Pullover zu einem Verband am Bauch. Der Patient erklärt
Ihnen, er hätte vor 1,5 Jahren ein Kunstherz erhalten. In den letzten beiden Wochen
wäre es ihm insgesamt schon etwas schlechter gegangen, die behandelnde Klinik habe
daraufhin die „Wassertabletten“ mehrfach erhöht. Die weitere Untersuchung zeigt, dass
bei dem Patienten kein Puls tastbar ist. Einen Blutdruck können Sie mittels Manschette
nicht erheben. Auskultatorisch finden Sie ein maschinelles Geräusch über Herz und
Lungen. Ein Elektrokardiogramm zeigt Ihnen eine Breitkomplextachykardie mit einer
Kammerfrequenz von ca. 175/min. Die darauf folgende Frage, ob er einen ICD hat, bejaht
der Patient.
Da der Patient klinisch kreislaufstabil wirkt, kontaktieren Sie die behandelnde Klinik,
deren Adresse und Telefonnummer Sie auf einer Notfallkarte finden, die Ihnen der Patient
überreicht hatte, und eine sofortige Verlegung wird besprochen. Dort angekommen, erfahren
Sie, dass bei dem Patienten ein Linksherzunterstützungssystem (LVAD) implantiert wurde.
Die von Ihnen festgestellte VT wurde vom implantierten Defibrillator nicht therapiert,
da ihre Frequenz unter der programmierten Schwelle für eine Schockauslösung lag, sie
war aber bei implantiertem LVAD nur mäßig hämodynamisch relevant.
Eine Blutuntersuchung zeigt einen niedrigen Kaliumspiegel. Nach Elektrolytausgleich
konvertiert der Patient wieder spontan in einen Sinusrhythmus, eine elektrische Kardioversion
ist in diesem Fall nicht nötig.
Die VAD beider Unternehmen bestehen im Wesentlichen aus einer im Ventrikel verankerten
Pumpeneinheit, die mittels kontinuierlichem Sog Blut aus dem Ventrikel drainiert und
über eine angeschlossene Prothese („outflow graft“) in den Kreislauf überführt [8]–[10]. Somit kann – je nach Programmierung der Umdrehungszahl der Pumpe – ein Blutfluss
erzeugt werden, der das noch bestehende (Rest-) Herzzeitvolumen des Ventrikels erhöht.
Die neueren Systeme (HeartMate III® und HVAD®) sind, im Gegensatz zur o. g. HeartMate
II®, magnetisch und hydrodynamisch gelagerte Pumpen, die mittels Zentrifugalkraft
den Blutfluss erzeugen.
Bei dem mit Abstand am häufigsten implantierten linksventrikulären VAD (LVAD) erfolgt
eine direkte Unterstützung des linken Ventrikels, der rechte Ventrikel wird nur passiv
über eine Reduktion der Nachlast durch Senkung des linksventrikulären enddiastolischen
Druckes entlastet. Simultan ist die Wirkweise auch bei den selten vorkommenden RVAD
zu verstehen. Nur bei den BVAD werden beide Herzkammern gleichermaßen aktiv unterstützt.
Die Steuerung des Systems erfolgt über einen Controller ([Abb. 4]), der mittels einer subkutan nach zumeist epigastrisch getunnelten Elektrode („Driveline“)
mit der Pumpe verbunden ist. An den Controller ist des Weiteren die Stromversorgung
des Systems – entweder mit Akkumulatoren oder über Netzstrom – angeschlossen.
Abb. 4 Thoratec®-Controller (Firma Thoratec Corporation, Pleasanton, USA), passend zu HeartMate
II™ und HeartMate III™. Oben nach links ausleitend befinden sich die Netzkabel bzw.
Akkuanschlüsse. Unten nach links ausleitend befindet sich der Anschluss für die Driveline.
Oben in der Mitte befindet sich ein bei laufender Pumpe grün blinkendes Symbol für
die eingeschaltete Pumpe. Am Display können, je nachdem, wie oft die rechts befindliche
Anzeigetaste gedrückt wird, verschiedene Parameter wie z. B. die Umdrehungszahl oder
der Pumpenfluss abgelesen werden. Leuchtet das Alarmsymbol „Schraubenschlüssel“ gelb,
ist dies ein Hinweis für ein Systemproblem (Hinweisalarm). Wird das Alarmsymbol „Herz“
rot angezeigt, liegen wahrscheinlich relevante Systemeinschränkungen bis zum Ausfall
vor (Gefahrenalarm).
Der Controller verfügt über ein Display, das Informationen über Umdrehungszahl und
(errechneten) Blutfluss (= das zur eigenen Herzleistung zu addierende Herzzeitvolumen)
liefert. Zudem werden dort die Alarmhinweise aufgeführt, die auch über akustische
Signale deutlich gemacht werden.
Merke
Wichtig ist hierbei, dass es sich bei allen drei der oben genannten Systeme um Pumpen
handelt, die einen laminaren, d. h. nicht pulsatilen Fluss, erzeugen.
Fazit
Das intrakorporal gelegene Pumpensystem ist über eine Driveline mit dem Controller
des VAD verbunden, den der Patient in einer Tasche bei sich trägt und der mit Akkumulatoren
zur Stromversorgung verbunden ist.
Implantation der Ventricular Assist Devices
Die Implantation erfolgt größtenteils noch über eine mediane Sternotomie und unter
Einsatz der Herz-Lungen-Maschine. In den letzten Jahren wurden bei LVAD aber auch
minimalinvasive Implantationstechniken (s. Infobox „Hintergrundwissen“) entwickelt,
die durch das verringerte Operationstrauma und eine intraoperative RV-Protektion –
keine langstreckige Perikardiotomie – überzeugen.
Hintergrundwissen
Minimalinvasive Implantationstechniken für Ventricular Assist Devices
Postoperative Besonderheiten
Merke
Zur Vermeidung von Pumpenthrombosen oder thromboembolischen Ereignissen ist eine dauerhafte
Antikoagulationstherapie bei Assist-Device-Patienten unumgänglich.
Prinzipiell ist eine Phenprocoumon-Therapie mit einem Ziel INR 2–3 und einer additiven
Thrombozytenaggregationshemmertherapie mit 100 mg Acetylsalicylsäure 1 × pro Tag seitens
der Hersteller empfohlen. Zudem ist die Fortführung der medikamentösen Herzinsuffizienztherapie
angezeigt.
Hinsichtlich der Implantation von ICD (= implantierter Kardioverter-Defibrillator)
liegen aktuell noch keine eindeutigen Empfehlungen vor [13], insgesamt sind aber der überwiegende Teil der VAD-Patienten auch ICD-Träger.
Merke
Da Infektionen der Austrittsstelle der Driveline eine mögliche Komplikation darstellen,
ist auf eine akribische Verbandspflege seitens des Patienten zu achten.
Insgesamt handelt es sich bei VAD-Patienten um ein hochspezielles Patientenkollektiv,
das in der Regel engmaschig an eine VAD-Ambulanz eines Zentrums angebunden ist. Diese
beschäftigt spezialisiertes Fachpersonal, vielerorts auch als „VAD-Koordinatoren“
bezeichnet, die über fundiertes Wissen verfügen und oft auch eine Rufdienstbereitschaft
eingerichtet haben. Die Patienten sind zumeist mit Notfallkarten ausgestattet, auf
denen die Kontaktdaten des betreuenden Zentrums inklusive Notfalltelefonnummer abzulesen
sind.
Relevante Komplikationen bei VAD-Patienten
Cave
VAD-Patienten haben eine deutlich erhöhte Blutungsneigung.
Die Gründe für die deutlich erhöhte Blutungsneigung von VAD-Patienten sind:
-
die unerlässliche Antikoagulationstherapie,
-
das (aufgrund der durch den Pumpenfluss auf die Thrombozyten wirkenden Scherkräfte)
erworbene Von-Willebrand-Syndrom und
-
nicht zuletzt auch – je nach vorhandenem Eigenauswurf – der unterschiedlich niedrig-pulsatile
oder mitunter laminare Fluss.
Dies ist sowohl in Akutphasen – beispielsweise bei Trauma – relevant, aber auch die
chronischen – vor allem gastrointestinalen – Blutungskomplikationen stellen ein Problem
dar. Klinisch kann sich dies von der chronischen Anämie bis hin zum akuten hämorrhagischen
Schock apparent zeigen.
Pumpenthrombosen sind bei insuffizienter Antikoagulationstherapie ebenso möglich und
können bis hin zum Systemausfall führen.
An neurologischen Komplikationen sind zu nennen:
Infektionen der Driveline sind des Weiteren ein mögliches postoperatives Problem;
sie können zum Teil auch fulminant verlaufen.
Wenn, wie in den häufigsten Fällen, nur ein Ventrikel direkt unterstützt wird, besteht
die Gefahr einer akuten oder chronischen Dekompensation der nur passiv entlasteten
Herzkammer. Dies kann z. B. auch infolge einer Herzrhythmusstörung (HRST) auftreten.
Merke
Die häufigste, jedoch zumeist gut therapierbare Komplikation ist die Hypovolämie,
die zu einem transienten „Ansaugphänomen“ des Systems mit konsekutiver Reduktion des
VAD-Flusses führt.
Fazit
Zu den häufigsten schwerwiegenden Komplikationen nach VAD-Implantation gehören
Fallbeispiel
VAD-Patient mit erhöhtem Fluss
Sie werden zu einem bekannten Patienten gerufen, der seit mehr als 3 Jahren ein Herzunterstützungssystem
trägt.
Der Patient berichtet, es gehe ihm soweit gut, jedoch wundert er sich, dass sein Kunstherz
in den letzten Tagen mehr und mehr Fluss erzeugt, und auch der Stromverbrauch wäre
gestiegen. Obwohl die Alarmgrenzen bei ihm immer schon hoch eingestellt waren, alarmiert
das Gerät nun seit 3 Stunden durchgehend. Ein Blick auf das Display des Controllers
zeigt einen Fluss von 9,8 l/min und einen Stromverbrauch von 8,6 W bei 2400 RPM. Sie
bemerken ein blinkendes Alarmsymbol und einen akustischen Warnton. Sie kontaktieren
das behandelnde VAD-Zentrum – die Kontaktdaten finden Sie auf einer vorliegenden Notfallkarte
– und verlegen den Patienten sofort dorthin.
Im Aufnahmelabor zeigt sich eine normwertige Gerinnung bei einem INR-Wert von 1,21,
jedoch fallen erhöhte D-Dimere auf. Der Marcumar-Pass des Patienten zeigt, dass der
letzte Eintrag vor 6 Tagen gemacht wurde, damals war der INR 1,78. In der Klinik wird
die Verdachtsdiagnose einer Pumpenthrombose gestellt und die Möglichkeit einer Lysetherapie
diskutiert.
Empfohlenes Vorgehen in Notfallsituationen mit Patienten mit implantierten Herzunterstützungssystemen
Grundsätzlich liegen zum aktuellen Zeitpunkt noch keine eindeutigen Empfehlungen der
großen internationalen Fachgesellschaften vor.
Folgendes Vorgehen wird bei Notfallsituationen mit Patienten mit implantierten Herzunterstützungssystemen
empfohlen:
Die aktuelle ERC-Leitlinie [14] von 2015 widmet sich kurz diesem speziellen Patientenkollektiv und empfiehlt im
Wesentlichen ein Vorgehen nach dem Algorithmus, der auch für CPR nach einer Herzoperation
gilt. Dies umfasst die Durchführung einer Rhythmusanalyse und, entsprechend der vorliegenden
– entweder bradykarden oder tachykarden – Rhythmusstörung die konsekutive Therapieeinleitung.
Thoraxkompressionen werden bei Ausbleiben eines Therapieerfolges empfohlen, jedoch
wird auf die Möglichkeit eines bestehenden Kreislaufs trotz anhaltender Herzrhythmusstörung
hingewiesen; die Indikation für eine CPR sollte demzufolge dem Patientenzustand entsprechend
gestellt werden.
[Tab. 1] zeigt einen Auszug an relevanten Befunden und Notfallsituationen von VAD-Patienten.
Tab. 1 Auswahl an relevanten Befunden und Notfallsituationen von VAD-Patienten.
Befund
|
Anmerkungen
|
LV = linksventrikulär; RV = rechtsventrikulär
|
Hypovolämie
|
vom Ansaugphänomen bis hin zum Systemausfall
|
Pumpversagen
|
akutes/chronisches LV- oder RV-Versagen
|
Herzrhythmusstörungen
|
Bradykardien oder Tachykardien
oft mit konsekutivem akutem LV- oder RV-Versagen
|
Blutung
|
akut/chronisch
von Anämie bis hin zum hämorrhagischen Schock
|
Thrombosen
|
Pumpenthrombosen bis hin zum Systemausfall
|
Infektionen
|
Driveline-Infekt
|
neurologische Störungen
|
zerebrale Ischämie oder Hämorrhagie
|
Das in [Abb. 5] dargestellte und im Text erläuterte Schema soll eine etwas konkretere Hilfestellung
im Umgang mit VAD-Patienten sein. Hierbei bezieht man sich vor allem auf die o. g.
Systeme der beiden Unternehmen (Thoratec® und HeartWare®), die aktuell in Deutschland
am weitesten verbreitet sind und in Notfallsituationen grundsätzlich gleich zu handhaben
sind. Die Empfehlung basiert auf den Empfehlungen der Hersteller, den aktuellen Leitlinien
und vor allem auch den persönlichen Erfahrungen der Autoren.
Abb. 5 Vorgeschlagener Algorithmus für das Notfallmanagement bei Patienten mit Herzunterstützungssystemen.
Identifikation als VAD-Patient
Die Identifikation von VAD-Patienten geschieht aufgrund der intrakorporalen Pumpenlage
und der oft in Taschen transportierten Controller- und Stromeinheit nicht immer auf
Anhieb.
Merke
Beweisend ist die im Abdomenbereich subkutan austretende Driveline, die mit der Steuereinheit
und den Akkumulatoren oder der Netzstromeinheit verbunden ist.
Oft tragen VAD-Patienten auch eine Notfallkarte bei sich, welche die Kontaktdaten
der verantwortlichen VAD-Koordinatoren, der zuständigen herzchirurgischen Klinik sowie
Informationen über das VAD-System vermittelt.
Cave
Sämtliche Komponenten des VAD-Systems sollten bei allen Notfallmaßnahmen schonend
behandelt werden, eine sorglose Diskonnektion oder gewaltsame Durchtrennung ist potenziell
lebensgefährlich.
Feststellen der Kreislaufverhältnisse des Patienten
Prinzipiell ist die Diagnose eines Kreislaufstillstands wie oben beschrieben bei VAD-Patienten
deutlich schwieriger als bei Patienten ohne VAD zu erheben. Bei Unmöglichkeit einer
invasiven Blutdruckmessung, die bei diesen Patienten ebenfalls schwieriger zu etablieren
ist, kann oftmals kein eindeutiger Nachweis eines suffizienten Perfusionsdruckes und
Kreislaufs erfolgen. Entsprechend sind klinische Zeichen wie Hauttemperatur und Hautkolorit,
Vigilanzzustand oder Rekapillarisierung wichtige Hilfestellungen. Sofern verfügbar,
könnte mittels Doppler-Gerät über der arteriellen Strombahn ein Flussnachweis erbracht
werden. Wird bei der nichtinvasiven Blutdruckmessung ein valider Einzelwert ermittelt,
kann dieser als dem MAD (= mittlerer arterieller Druck) entsprechend angesehen werden.
Grundsätzlich sind sowohl hypo- als auch hypertensive Zustände als unter Umständen
lebensbedrohend anzusehen:
-
Eine Hypotonie könnte möglicherweise aufgrund einer VAD-Dysfunktion entstanden sein,
was einem verminderten Herzzeitvolumen entsprechen würde.
-
Eine schwere Hypertonie kann wiederum die Funktionalität des VAD-Systems negativ beeinflussen
und ist ein Risikofaktor für neurologische Akutereignisse wie zerebrale Blutungen.
Die Übersicht zeigt eine Auswahl an charakteristischen klinischen Besonderheiten von
VAD-Patienten.
Übersicht
Charakteristische klinische Besonderheiten von VAD-Patienten
-
atypische Auskultationsbefunde durch VAD-Strömungsgeräusch: Herztöne/Atemgeräusche
oft nicht auskultierbar
-
Pulslosigkeit oder niedrige Pulsamplitude (Pulsus parvus)
-
nichtinvasive Blutdruckmessung (nach Riva-Rocci) oft nicht möglich
-
Pulsoxymetrie oft nicht möglich
Fazit: Die Diagnose des Kreislaufzustands muss manchmal anhand klinischer Zeichen (Hauttemperatur,
Hautkolorit, Vigilanzzustand, Rekapillarisierung) erfolgen.
Ursachenfeststellung
Device-Fehlfunktionen
Weist der Patient nun Anzeichen eines lebensbedrohenden Zustands auf, sollte die Funktionstüchtigkeit
des VAD umgehend überprüft werden. Dies kann mittels Kontrolle der Displayanzeige
des Controllers geschehen, wo im Fall einer Dysfunktion klar ersichtliche Alarmhinweise
angezeigt sind. Zudem erzeugt das Gerät einen akustischen Alarmton. Des Weiteren sollte
bei funktionierendem System im Bereich der Herzspitze mittels Auskultation oder Palpitation
ein Strömungsgeräusch festzustellen sein.
Merke
Neben charakteristischen Alarmtönen finden sich am VAD-Controller eindeutige Hinweise
zur Funktionalität des Devices.
Die Alarmanzeigen und Töne variieren nach Hersteller und sind mittels Symbolen, Wort-
oder Buchstabencodes bzw. Zahlenwerten dargestellt. Es gibt prinzipiell auch unterschiedliche
Dringlichkeiten in den Alarmen. Ein durchgehender, lautstarker Alarmton in Kombination
mit zumeist rot hinterlegten Alarmsignalen deutet auf eine schwerwiegende Systemeinschränkung
bis hin zum Ausfall.
Bestehen Hinweise auf eine Dysfunktion, sollte umgehend die Wiederherstellung der
Funktionalität angestrebt werden (s. u.). Gelingt dies oder bestehen keine Anzeichen einer VAD-Dysfunktion, wird bei weiterbestehender klinischer Symptomatik
die Einleitung von mechanischen Reanimationsmaßnahmen seitens der Autoren nicht empfohlen.
Patientenzustand
Zur differenzierten Diagnose der Ursache der Notfallsituation sollte parallel zu Überprüfung
der Device-Funktion auch nach der weitreichend in der Notfallmedizin angewandten ABCDE-Regel
vorgegangen werden:
-
Eine wesentliche Beeinflussung von Atemweg oder -mechanik durch das System liegt bei
VAD-Patienten nicht vor (→ A, B).
-
Essenziell für die Funktionalität der Assist-Systeme ist eine ausreichende Vorlast
der unterstützten Herzkammer. Bei Vorliegen einer relevanten Hypovolämie kann es zu
einem sogenannten „Ansaugphänomen“ kommen, wo zwischenzeitlich der VAD-Fluss reduziert
sein kann, was auch in einer entsprechenden Alarmmeldung resultiert. In den meisten
Fällen ist dies aber ein temporärer und durch die aufgrund des verminderten Flusses
wiederherstellende Ventrikelfüllung selbstlimitierender Prozess, der zu keinen dauerhaften
Kreislaufeinbrüchen des Patienten führt. Im Fall von schweren hypovolämen Zuständen,
wie bei akuten Blutungen mit hämorrhagischem Schock, schweren Infektionen bis hin
zur Sepsis oder septischem Schock kann jedoch die Flussverminderung des VAD persistieren
und eine entsprechende Symptomatik hervorrufen. Demzufolge ist eine ausreichende Volumenzufuhr
bei diesen Patienten anzustreben.
-
Herzrhythmusstörungen treten bei VAD-Patienten je nach der zugrunde liegenden kardialen
Pathologie unterschiedlich häufig auf, haben aber insgesamt im Vergleich zum Normalkollektiv
eine wesentlich höhere Inzidenz. Das Schreiben und die Auswertung eines Elektrokardiogramms
sind durch das Device prinzipiell nicht beeinflusst. Analog zur höheren Inzidenz an
HRST finden sich hierbei aber auch wesentlich häufiger Anzeichen einer chronischen
Myokardpathologie, oft mit Reizleitungsveränderungen oder -störungen. Als Besonderheit
ist hierbei zu erwähnen, dass VF/VT auch asymptomatisch verlaufen können, da VAD nicht
an den Herzrhythmus gekoppelt sind [15]. Da bei den fast ausschließlich implantierten univentrikulären Unterstützungssystemen
(LVAD, RVAD) nur eine Herzkammer direkt unterstützt wird, besteht beim Auftreten von
Arrhythmien die Gefahr einer akuten oder chronischen Dekompensation der nur passiv
entlasteten Herzkammer und damit des
verringerten VAD-Flusses (→ C).
-
Grundsätzlich werden Vigilanzminderung oder sonstige neurologische Störungen nicht
direkt durch das VAD hervorgerufen; dennoch ist, wie oben beschrieben, die Inzidenz
bei diesen Patienten im Vergleich zum Normalkollektiv deutlich erhöht (→ D).
-
Neben der bereits genannten Notwendigkeit der Feststellung einer Device-Fehlfunktion
besteht keine Kontraindikation für eine Entkleidung des Patienten, beim Einsatz von
Hilfsmitteln ist aber explizit auf die Schonung der extrakorporal liegenden Systemkomponenten
(Driveline, Controller, Akkumulatoren bzw. Stromanschluss) zu achten (→ E).
Fazit
Die ABCDE-Regel soll wie gewohnt angewendet werden.
Therapie
Grundsätzlich können bei VAD-Patienten alle in der Notfallmedizin routinemäßig verwendeten
Medikamente eingesetzt werden. Aufgrund der o. g. besonderen Pathophysiologie sollte
man aber bei vorlastsenkender Medikation entsprechende Vorsicht walten lassen und
die Indikation streng stellen oder ggf. nochmals überprüfen.
Bestehen Hinweise auf eine VAD-Dysfunktion, sollte umgehend die Wiederherstellung
der Funktionalität angestrebt werden. Hierbei sind alle Kabelverbindungen (Driveline
zu Controller, Batterien bzw. Stromanschluss zu Controller) auf deren Konnektion zu
überprüfen. Dann sollte bei Verdacht auf Störung ggf. ein Wechsel der Stromquellen
durchgeführt werden, oder, wenn möglich und bei Anwesenheit von ausreichend geschulten
Personen, auch ein Controllerwechsel.
Bei V. a. Ansaugphänomen, erkennbar durch verringerten VAD-Fluss, sollte zügig eine
ausreichende Volumenzufuhr durchgeführt werden. Führt diese jedoch nicht rasch zu
einer Regredienz des Phänomens, ist eine mögliche andere Ursache denkbar, und die
Volumentherapie sollte dann wieder nach den üblichen Kriterien erfolgen.
Mögliche Differenzialdiagnosen wären das Rechtsherzversagen (bei LVAD-Patienten, erkennbar
z. B. durch Jugularvenenstauung), der Spannungspneumothorax oder eine Obstruktion
von Kanüle oder Outflow-Graft. Bei Verdacht auf ein Rechtsherzversagen kann auch bereits
präklinisch die Gabe von positiv-inotropen Substanzen erwogen werden. Im Gegensatz
dazu wäre eine akute Erhöhung der Flussanzeige – bei gleichzeitigem Anstieg der Leistung
– ein Hinweis für eine intrapumpale Thrombose. Diese Erhöhung der Flussanzeige ist
als artifiziell zu interpretieren und sollte nicht mit einer strikt restriktiven Volumentherapie
behandelt werden.
Defibrillierbare oder kardiovertierbare Herzrhythmusstörungen sollten entsprechend
mittels Defibrillation oder Kardioversion therapiert werden. Bei symptomatischen bradykarden
HRST oder einer Asystolie kann eine externe Rhythmusstimulation durchgeführt werden.
Eine hypertensive Entgleisung sollte zügig, aufgrund der im Vergleich zu Nitroglycerin
geringeren Nachlastsenkung bevorzugt mit Urapidil, behandelt werden.
Mechanische Wiederbelebungsmaßnahmen
Grundsätzlich besteht keine Kontraindikation gegen die Durchführung von kardiopulmonalen
Reanimationsmaßnahmen bei VAD-Patienten, die Hersteller warnen aber trotz alledem
vor möglichen traumatischen Myokardverletzungen oder Dislokation [16]–[18]. Dieses Risiko scheint aber gering zu sein [19] und es verringert sich mit zunehmendem Zeitabstand zur Implantation durch die entstehenden
Verwachsungen und zunehmende Gewebsstabilität und soll bei bestehender Indikation
für eine CPR eingegangen werden. Die Effektivität der Thoraxkompression ist noch nicht
eingehend untersucht, prinzipiell scheint sie aber den gewünschten Effekt erzielen
zu können [21].
Merke
Seitens der Autoren wird die sofortige Durchführung der CPR bei therapierefraktärem
Kreislaufversagen und nicht wiederherstellbarer Device-Funktion eindeutig empfohlen.
Bei funktionierendem VAD sollte die Indikation für mechanische Wiederbelebungsmaßnahmen
sehr streng gestellt werden, auch wenn ein Kreislaufversagen nicht sicher ausgeschlossen
werden kann. Zeigt sich am Controller ein normales Flussverhalten mit plausiblen Werten
für den Pumpenfluss und finden sich keine Alarmzeichen oder sonstigen Hinweise auf
eine Dysfunktion, kann von einem bestehenden Kreislauf ausgegangen werden und die
Ursache für die Patientensymptomatik sollte abseits des Kreislaufversagens gesucht
werden. Häufige Ursachen hierfür sind z. B. entgleiste Blutzuckerwerte (diabetisches
Koma) oder Neuropathologien (zerebrale Ischämie oder Hämorrhagie).
Diese Empfehlung sollte natürlich immer in der Gesamtschau der Befunde gesehen werden
und deckt sich nicht uneingeschränkt mit denen anderer Autoren [22]. In [Tab. 2] ist das empfohlene Vorgehen hinsichtlich CPR bei VAD-Patienten zusammengefasst.
Fallbeispiel
Komatöser VAD-Träger
Sie werden an einem Montag früh morgens gerufen, da ein 36-jähriger Patient von seiner
Nachbarin komatös in seiner Wohnung aufgefunden wurde.
Bei Eintreffen sehen Sie einen deutlich bewusstseinsgetrübten Patienten mit erhaltener
Spontanatmung. Bei der ersten klinischen Untersuchung können Sie keinen Puls tasten,
ebenso keinen Blutdruck ableiten. Bei freien Atemwegen auskultieren Sie ein lautes
Strömungsgeräusch über Herz und Lungen. Der Patient ist mittlerweile vollständig bewusstlos.
Die Nachbarin erzählt Ihnen, dass der Patient Kunstherzträger ist. Sie finden eine
Umhängetasche mit einem elektrischen Gerät, das eine Flussanzeige von 4,6 l/min anzeigt.
Es finden sich keine Alarm- oder sonstigen Hinweistöne bzw. -zeichen. Obwohl Sie bei
dem bewusstlosen Patienten keine sicheren Vitalparameter erheben können, entscheiden
Sie sich gegen die Einleitung von kardiopulmonalen Reanimationsmaßnahmen.
Sie bemerken einen starken Geruch nach Nagellack bei dem Patienten, und eine Inspektion
seiner Wohnung zeigt, dass er insulinpflichtiger Diabetiker ist. Eine sofort durchgeführte
Blutzuckermessung zeigt einen extrem erhöhten BZ-Wert. Bei Verdacht auf ein schweres
ketoazidotisches Koma verabreichen Sie dem Patienten Insulin und eine Infusionstherapie
und überstellen ihn sofort in sein behandelndes Zentrum.
Tab. 2 Empfohlenes Vorgehen im Notfall.
Befund
|
Maßnahmen
|
CPR = kardiopulmonale Reanimation
|
Device-Fehlfunktion + instabiler Patient
|
CPR
|
Device-Fehlfunktion + stabiler Patient
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→ Transport ins Zentrum
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funktionierendes Device + instabiler Patient
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CPR eher nein → Transport ins Zentrum
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funktionierendes Device + stabiler Patient
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→ Transport ins Zentrum
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CPR = kardiopulmonale Reanimation
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Merke
Grundsätzlich sollte immer so früh wie möglich Kontakt mit dem patientenbetreuenden
Zentrum, im Idealfall mit den VAD-Koordinatoren, hergestellt werden.
Der Patienten sollte ebenfalls ins betreuende Zentrum, sofern erreichbar, transportiert
werden, vor allem bei noch weiterbestehender Symptomatik. Ist dies nicht realisierbar,
sollte der Patient – jedenfalls bei persistierender Kreislaufinstabilität, auch unabhängig
davon, ob eine Device-Fehlfunktion vorliegt oder nicht – in ein Zentrum mit der Möglichkeit
einer extrakorporalen Kreislaufunterstützung (ECMO/ECLS) transportiert werden.
Fazit
Eine kardiopulmonale Reanimation (CPR) ist bei Device-Fehlfunktion und hämodynamischer
Instabilität indiziert. Bei funktionierendem LVAD sollte in den meisten Fällen keine
CPR durchgeführt werden.
Kernaussagen
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Die Implantation von Herzunterstützungssystemen (VAD = ventricular Assist Device)
ist eine etablierte und von den internationalen Leitlinien empfohlene Therapie von
Patienten mit terminaler Herzinsuffizienz.
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Obwohl Patienten mit Herzunterstützungssystemen mobil sind und regelhaft ambulant
betreut werden, weisen sie trotzdem Besonderheiten auf.
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Klinische Besonderheiten von Patienten mit Herzunterstützungssystemen sind u. a.
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der fehlende oder abgeschwächte Puls,
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die fehlende oder eingeschränkte Möglichkeit, nichtinvasiv Blutdruck zu messen und
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die Überlagerung von Auskultationsbefunden durch das Pumpengeräusch.
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Besondere äußere Merkmale von Patienten mit Herzunterstützungssystemen sind
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der Controller, der über eine im Abdominalbereich ins Körperinnere geleitete Elektrode
(= Driveline) mit der Pumpe verbunden ist, und
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die typischen Operationsmerkmale einer Herzoperation.
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Patienten mit Herzunterstützungssystemen sind antikoaguliert und nehmen einen Thrombozytenaggregationshemmer
ein, sodass sie eine deutlich erhöhte Blutungsneigung aufweisen.
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Klassische Komplikationen von Patienten mit Herzunterstützungssystemen sind
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Bei bewusstlosen Patienten mit Herzunterstützungssystemen ist es unwahrscheinlich,
dass ein Kreislaufversagen ursächlich für die Bewusstlosigkeit ist, wenn das System
einwandfrei läuft und keine Alarmhinweise oder sonstigen Anzeichen eines Systemausfalls
aufweist.
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Eine Hypovolämie kann zu einem sogenannten Ansaugphänomen führen, bei dem kurzfristig
der Pumpenfluss reduziert ist.
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Pumpenthrombosen, hypertensive Entgleisungen, Hypo- oder Hypervolämie, Vasodilatation
oder Tamponade können die Funktionalität des Herzunterstützungssystems beeinflussen.