Laryngorhinootologie 2017; 96(02): 130-131
DOI: 10.1055/s-0042-122478
Facharztfragen
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Fragen für die Facharztprüfung

Randolf Riemann
,
Gerlind Schneider
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Publication Date:
14 March 2017 (online)

Äußeres Ohr

Sprechen Sie über die erworbene Gehörgangsstenose, Ursachen und Therapie?

Antwort:

Es wird geschätzt, dass die Inzidenz von erworbenen Gehörgangsstenosen bei 0,6 auf 100 000 Menschen liegt. Die häufigste Ursache ist die chronische Otitis externa, die über subepitheliales Einwandern von Entzündungszellen und Ödembildung zur fibrotischen Stenosierung des Gehörgangs führt. Patienten mit Hörgeräten oder mit chronischem Wattestäbchenmißbrauch sind prädestiniert. Häutige oder fibrotische Stenosen können in Folge von Verletzungen durch Fremdkörper, Verätzung oder iatrogen, d. h. nach Ohroperation, entstehen. Knöcherne erworbene Stenosen des Gehörgangs entstehen zumeist posttraumatisch, z. B. nach Kiefergelenkspfannenfrakturen oder Felsenbeinlängsfrakturen. Gehörgangsexostosen sind die häufigste Ursache tumoröser Stenosen. Neben idiopathischen Formen treten Exostosen gehäuft bei Wassersportlern auf. Ein ätiologischer Zusammenhang mit chronischem Kaltwasserreiz wird vermutet. Exostosen sitzen breitbasig der knöchernen Gehörgangswand auf und bestehen aus einer kompakten Schale und einem Kern aus Knochentrabekeln. Häufig sind sie lange Zeit asymptomatisch. Erst wenn Sie zu einem Verhalt von Plattenepithel führen oder Kontakt zum Trommelfell haben, werden sie durch das Auftreten einer Schallleitungsschwerhörigkeit symptomatisch. Sowohl bei knöcherner als auch bei häutiger Gehörgangsstenose besteht dann die Indikation zur operativen Erweiterung des Gehörgangs. Das Ziel ist die Entfernung von überschüssigem fibrösen Gewebe, Freilegung des Trommelfells und die Reepithelisierung des Gehörgangs. Unter Schonung der Haut werden knöcherne Engen oder Exostosen mit dem Bohrer oder ggf. mit dem Meißel entfernt. Der Gehörgang wird bis zum Durchschimmern der Mastoidzellen erweitert. Fibrotische Segel oder Narbenplatten sowie entzündlich veränderte Gehörgangshaut müssen zumeist komplett entfernt werden. Gesunde Gehörgangshaut wird geschont und ausgedünnt. Am Ende sollte das Trommelfell mit dem Anulus fibrosus komplett sichtbar und der vordere tympanomeatale Winkel groß sein. Zur Reepithelisierung ist das Einbringen von meatalen, regionalen, Vollhaut und Spalthaut- Lappenplastiken beschrieben worden. Eine Gehörgangstamponade von mindestens 3 Wochen wird empfohlen. Restenosierungen finden sich in 6–12% der Fälle, die großteils innerhalb des ersten Jahres postoperativ auftreten.