Z Orthop Unfall 2017; 155(04): 477-498
DOI: 10.1055/s-0042-122394
CME-Fortbildung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Amputation und Prothesenversorgung – die untere Extremität

Amputation of the Lower Limb – Treatment and Management
Tim Ramczykowski
,
Thomas A. Schildhauer

Subject Editor: Dr. med. Tim Ramczykowski, Bochum
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Publication Date:
16 August 2017 (online)

Zusammenfassung

Auch durch die Fortschritte der heutigen Medizin ist es nicht immer möglich, eine Amputation zu verhindern. Die wesentliche und schwierigste Aufgabe in der Amputationschirurgie ist es, die richtige Indikation zu stellen und für jeden Patienten individuell zu entscheiden. Die anschließende Prothesenversorgung bleibt eine Herausforderung, um den steigenden Ansprüchen des Betroffenen standzuhalten.

Abstract

Despite modern conservative and surgical procedures, the number of amputations of the lower limb remains at a consistently high level. With the demographic changes and the consequent prevalence of atherosclerosis and diabetes mellitus, there is a steady increase of the risk factors that can lead to an amputation. The cause, which ultimately leads to the loss of the affected limb is therefore a symptom of the underlying disease. Primarily, the purpose of any medical treatment is the prevention of any amputation. If the preservation of the limb is not achievable, the surgical procedure follows. In principle the preparation of the stump should be as peripheral as possible. The actual prosthetic fitting starts with the dimension and the impression (negative-copy) of the prosthesis a few weeks following surgery. The technical requirements of a prosthesis will depend on the degree of mobility and the medical history of the patient. Prosthetic adjustments are available for all amputation levels and activities. The essential basic modules of a modern prosthesis can be combined and exchanged freely, so as to allow a change of function, form and axis. The aim of rehabilitation is the full reintegration into daily life. Especially young patients can provide amazing professional and athletic achievements.

Kernaussagen
  • Mit dem demografischen Wandel und der damit einhergehenden Prävalenz von Arteriosklerose und Diabetes mellitus nehmen Risikofaktoren stetig zu, die zu einer Amputation führen können, deren Zahl trotz moderner konservativer und operativer Verfahren auf einem hohen Niveau verbleibt. Die Ursache, die letztendlich zum Verlust der betroffenen Extremität führt, ist daher ein Symptom der Grunderkrankung.

  • Durch Ausschöpfen aller vertretbaren medizinischen Maßnahmen ist es das vorrangige Ziel, zunächst ein ablatives Verfahren zu vermeiden.

  • Prinzipiell ist jeder Amputationsstumpf durch die verfeinerte Orthopädietechnik prothetisch zu versorgen, jedoch sollte ein möglichst peripherer Stumpf mit einer hohen Endbelastbarkeit gewählt werden.

  • Die Prothesenversorgung beginnt mit der präoperativen Planung und der Operation, da OP-Technik, Wundmanagement und Prothesenanpassung ineinandergreifen.

  • Nach abgeschlossener Wundheilung und Abschwellen des Stumpfes erfolgt die Anfertigung der Prothese. Der Zeitpunkt der Prothesenanpassung ist abhängig vom angewandten Amputationsverfahren und der Konsolidierung des Stumpfes und liegt bei regulärem Verlauf mindestens 4 – 6 Wochen nach der durchgeführten Amputation.

  • Die technischen Anforderungen an eine Prothese richten sich nach dem Mobilitätsgrad und den Vorerkrankungen des Patienten.

  • Moderne Prothesen werden in Modularbauweise angefertigt. Ein internes Rohrskelett dient als Kraftträger. Die wesentlichen Grundmodule (Oberschaft, Kniepassteil, Fußpassteil und Außenwand) können frei kombiniert werden.

  • Junge, ansonsten gesunde Patienten können erstaunliche berufliche und sportliche Leistungen erbringen. Ziel der Rehabilitation ist daher die volle Re-Integration in das Alltagsleben nach den individuellen Möglichkeiten des Patienten.