Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2017; 14(01): 5
DOI: 10.1055/s-0042-119613
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

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Publication Date:
23 March 2017 (online)

Ende des letzten Jahres veröffentlichte das Robert Koch-Institut gemeinsam mit dem Bundesgesundheitsministerium zum ersten Mal den „Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland“ (Krebsbericht). Der Bericht soll in Übereinstimmung mit dem Bundeskrebsregisterdatengesetz von 2009 und auf der Basis der im Krebsregister erhobenen Daten „die Aspekte der Epidemiologie, der Versorgung, der Prävention, der Früherkennung und des Forschungsbedarfs berücksichtigen sowie die Situation in Deutschland auch im internationalen Kontext beschreiben“ [1]. Dem Bericht zufolge erkrankten im Jahr 2013 71 640 Frauen und 682 Männer an Brustkrebs; das mittlere Erkrankungsalter lag bei den Frauen bei 64,3 Jahren, bei den Männern bei 69,9 Jahren. Das Mammografie-Screening, das zwischen 2005 und 2009 eingeführt wurde, hat in den letzten Jahren einen beobachtbaren Effekt: Die Erkrankungsraten zeigen zunächst einen deutlichen Anstieg und fallen anschließend wieder leicht ab. Außerdem nimmt die Zahl der entdeckten Tumoren im fortgeschrittenen Krebsstadium ab – dies insbesondere werten die Autoren als Hinweis für einen Erfolg des Screeningprogramms. Ein Einfluss des Screenings auf die Sterblichkeit ist naturgemäß erst in den nächsten Jahren zu erwarten, wenn das Programm ungefähr 10 Jahre gelaufen ist.

Ebenfalls Ende des Jahres publizierte die Kooperationsgemeinschaft Mammografie ihren „Jahresbericht Evaluation 2014“ des Deutschen Mammografie-Screening-Programms. 2014 wurden 5 267 337 Frauen zum Screening eingeladen (97 % der Zielbevölkerung), 54 % davon nahmen teil – erstmals ist ein leichter Rückgang der Teilnahmerate zu verzeichnen. Etwa 3 % der Frauen, die regelmäßig teilnehmen, und 10 % der Erstteilnehmerinnen wurden zur Abklärung wiedereinbestellt; bei 16 632 Frauen wurde die Diagnose Brustkrebs bestätigt; 3,7 % der untersuchten Frauen erhielten zunächst einen falsch-positiven Befund – dabei zeigte sich allerdings ein großer Unterschied zwischen Folgeuntersuchungen (2,4 %) und Erstuntersuchungen (9,2 %). Diejenigen Krebserkrankungen, die ohne die Früherkennung unauffällig geblieben wären, sind im Bericht nicht darstellbar.

Die beiden Berichte sind für die Krebsmedizin in Deutschland und für die Früherkennung des Brustkrebs im Speziellen von hohem Wert. Die kritische Selbstüberprüfung, Qualitäts- und Erfolgskontrolle auf der Basis langfristiger Daten sind für Diagnostik und Therapie essenziell. Auch wenn für einige zentrale Fragen noch keine Daten vorliegen, belegen die Berichte, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Ihr
Prof. Dr. Matthias W. Beckmann

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Prof. Dr. Matthias W. Beckmann