Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2016; 23(06): 293-297
DOI: 10.1055/s-0042-119514
Reisemedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Reisen und psychische Erkrankungen

Reisetypische Stressoren verhindernTraveling and psychiatric disorders – prevention of travel-related stressors
Gerd Laux
1   Institut für Psychologische Medizin (IPM), Haag i.OB, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München
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Publication Date:
15 December 2016 (online)

Reisen in ferne Länder und fremde Kulturen, berufliche Auslandsaufenthalte und Hilfseinsätze nehmen seit Jahren kontinuierlich zu. Das Thema „Reisestress und psychische Störungen“ ist bislang wenig beachtet. Daten zu Rückholungen, psychiatrischen Notfällen und Suiziden auf Reisen beziehungsweise bei Auslandsaufenthalten liegen kaum vor. Basierend auf einem öko-bio-psycho-sozialen Modell können verschiedene reisetypische Stressoren unterschieden werden, hierzu zählen Kulturschock, Klima, Zeitverschiebung, Reizüberflutung oder Isolation, Sprach- und Kommunikationshindernisse sowie Gefahrensituationen und Gewalterfahrung. Es kann zu einer psychischen Ersterkrankung oder zu einem Rezidiv kommen. Klinisch lassen sich verschiedene Angststörungen, Depressionen, Anpassungs- und Belastungsstörungen, Psychosen und Entzugssyndrome unterscheiden. Zu den spezifischen Störungen zählen das Jerusalem- und das Stendhal-Syndrom. Die psychiatrische Notfalltherapie umfasst vor allem Kriseninterventionstechniken. Bei Delirien, Psychosen oder Erregungszuständen erfolgt eine psychopharmakologische Notfalltherapie. Wichtig ist die Eruierung von Versorgungsmöglichkeiten vor Ort, eventuell ist ein Rücktransport erforderlich. Präventiv ist eine reisemedizinische Beratung essenziell. Eine bestehende Psychopharmakamedikation sollte angepasst werden (Dosis, evtl. Depoteinstellung), mögliche Interaktionen sind zu beachten. Bei Flugreisen sollten die Medikamente im Handgepäck mitgeführt werden. Nach Rückkehr empfiehlt sich neben einer somatischen Kontrolle (Malariaprophylaxe, Infektionen) gegebenenfalls eine Traumatherapie.

International travel and foreign work stays are increasing continuously, considering travel-related illnesses not much attention is given to psychic disorders, however. Based on an eco-bio-psycho-social model different travel-related stressors can be separated like culture-shock, climate, time shift, isolation, over-stimulation, language problems and violence. Stress can trigger or worsen psychiatric disorders like anxiety, panic, mood, depressive, adjustment, psychotic and substance-related disorders. Among specific syndromes are the Jerusalem and the Stendhal syndrome. Emergency psychiatric medicine consists in crisis intervention techniques and treatment with psychotropics (antipsychotics, anxiolytics). Supply possibilities at the face should be investigated, return journey considered. Preventive consultation regarding medication (dosage, intake schedule, interactions) should be undertaken, after return somatic and psychological controls are recommended.