Fortschr Neurol Psychiatr 2016; 84(10): 601
DOI: 10.1055/s-0042-116585
Fokussiert
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Immun-Neuropathien – Neue Ursache entdeckt

Further Information

Publication History

Publication Date:
27 October 2016 (online)

Würzburger Neurologinnen haben Antikörper entdeckt, die an der Entstehung bestimmter Neuropathien beteiligt sind. Damit konnten sie auch den Weg für eine erfolgreiche Therapie der Krankheiten aufzeigen. Als Ursache dieser Neuropathien wird ein Autoimmunprozess angenommen, bei dem sich das eigene Immunsystem gegen Bestandteile der Nervenfasern richtet und diese zerstört.

„Wir konnten feststellen, dass bei einem Teil der Patienten Antikörper gegen das Protein Caspr vorliegen“, schildert Dr. Kathrin Doppler das zentrale Ergebnis dieser Studie. Caspr ist am Aufbau der sog. Ranvierschen Schnürringe beteiligt. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass bei Patienten mit Antikörpern gegen Caspr der Aufbau der Ranvierschen Schnürringe zerstört wird und die Nervenleitung stark beeinträchtigt ist.

In ihrer Studie untersuchten die Forscher 35 Patienten mit chronisch inflammatorischer demyelinisierender Polyneuropathie (CIDP) und 22 Patienten mit Guillain-Barré-Syndrom. Bei jeweils einem Patienten mit CIDP und mit Guillain-Barré-Syndrom konnten die Antikörper gegen das Protein Caspr im Blut nachgewiesen werden. Darüber hinaus konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die Antikörperbildung bei diesen Patienten durch das Medikament Rituximab gehemmt werden kann und die Symptome sich dadurch zurückbilden.

„Unsere Studie bestärkt die Annahme aus den Vorläuferstudien, dass Patienten mit Antikörpern gegen Proteine des Ranvierschen Schnürrings charakteristische Merkmale aufweisen“, sagt Kathrin Doppler. Das heißt: Die Erkrankung entwickelt sich schnell, führt zu schweren Lähmungen und spricht schlecht auf die übliche Therapie mit Kortikosteroiden oder Immunglobulinen an, sehr gut hingegen auf eine Therapie mit Rituximab. Die beiden Patienten mit Caspr-Antikörpern wiesen als weiteres charakteristisches Merkmal starke Nervenschmerzen auf.

Nach einer Mitteilung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg