Sprache · Stimme · Gehör 2017; 41(02): 102-107
DOI: 10.1055/s-0042-115257
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kommunikativ-pragmatisches Screening (KOPS)

Ein Untersuchungsinstrument für Patienten mit AphasieCommunicative-Pragmatic Screening (KOPS)A Clinical Tool for the Assessment of Aphasia
Ralf Glindemann
Entwicklungsgruppe Klinische Neuropsychologie, Institut für Phonetik und Sprachverarbeitung, LMU München
,
Wolfram Ziegler
Entwicklungsgruppe Klinische Neuropsychologie, Institut für Phonetik und Sprachverarbeitung, LMU München
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
07. Juni 2017 (online)

Preview

Zusammenfassung

Das Kommunikativ-pragmatische Screening (KOPS) ist ein neues Diagnostikverfahren zur Untersuchung kommunikativ-pragmatischer Fähigkeiten bei Patienten mit Aphasie. Das Verfahren umfasst 44 Aufgaben in 9 Untertests, mit denen rezeptive und expressive Fähigkeiten im Rahmen kommunikativer Handlungen geprüft werden. Die Antworten der Patienten sind nicht auf die mündliche Modalität beschränkt, vielmehr werden auch gestische, zeichnerische oder schriftliche Reaktionen bewertet. Der Test beinhaltet außerdem ein System abgestufter Hilfestellungen, die bei der Bewertung der Leistungen berücksichtigt werden.

Es wird über eine klinische Erprobung des Verfahrens mit 20 aphasischen Patienten berichtet. Dabei werden Angaben zur relativen Schwierigkeit der neun Untertests gemacht und Zusammenhänge mit den Untertests des Aachener Aphasie Tests beschrieben. Die spezifischen Anwendungsmöglichkeiten des Verfahrens werden anhand von Einzelfällen erläutert.

Abstract

This article presents a new diagnostic instrument for the clinical assessment of communicative-pragmatic functions in patients with aphasia, termed Communicative Pragmatic Screening (KOPS). The test comprises nine subtests with a total of 44 items probing a variety of receptive and expressive communicative skills. Patients may respond in all modalities, namely orally, with gestures, by writing, or by drawing. Administration of the KOPS also includes provision of systematically graded cues.

We report on a clinical trial of KOPS including 20 patients with aphasia. Data relating to item difficulty are listed, as well as correlations with subtests of the Aachen Aphasia Test. Individual case descriptions illustrate the benefits of using KOPS as an addendum to language-systematic assessments of aphasia.

Fazit

Was leistet KOPS also? Wir erhalten systematische Daten dazu, ob und wie informativ ein Patient mit Aphasie sein kann, ob und wie er sein Sprachverständnis erarbeiten und sichern kann, wie effektiv er um Präzisierungen bittet, Verstehenshypothesen anbietet und kommunikative Handlungen wie Zustimmung, Widerspruch, Entschuldigung etc. gestaltet. Wir erhalten Informationen dazu, ob und wie Betroffene alternative Äußerungsmodalitäten verwenden, welche Rolle dabei die Schriftsprache oder Gesten und Zeichnungen spielen. Wir sehen, ob sie beim Thema bleiben. Wir erfahren auch, wie sich die sprachlichen Symptome kommunikativ auswirken. Die kommunikativ-pragmatischen Leistungen sind für den einzelnen Untertest quantifizierbar und wir können auf der Basis dieser Daten Therapieziele und -methoden auswählen und in Vor- und Nachvergleichen Therapiefortschritte evaluieren. Die KOPS-Aufgabentypen selbst lassen sich auch unmittelbar therapeutisch abwandeln. KOPS bietet damit Wege, kommunikativ-pragmatische Alltagshandlungen entsprechend den individuellen Ressourcen jedes Patienten gezielt zu behandeln.