Zusammenfassung
Ziel der Studie: Die Anzahl der Patienten in den Notaufnahmen der Krankenhäuser steigt stetig. Die
Beweggründe der Patienten für die Inanspruchnahme von Notaufnahmen wurden in Deutschland
bisher wenig untersucht und stützen sich vorwiegend auf Vermutungen. Durch direkte
Befragung sollten daher die Gründe für die eigenständige Vorstellung von Notfallpatienten
in Notaufnahmen untersucht werden.
Methodik: An 2 Berliner Krankenhäusern der Maximalversorgung wurden 2 010 Patienten standardisiert
innerhalb eines Zeitraums von 4 Wochen mithilfe eines Fragebogens anonym befragt.
Dabei wurden nur Patienten einbezogen, die selbständig die Notaufnahme aufsuchten.
Die Befragungsdaten wurden deskriptiv ausgewertet.
Ergebnisse: Über 90% der Patienten betrachteten sich selbst als Notfall und drei Viertel gaben
Schmerzen an. Die Mehrzahl der Patienten (57%) hatte zuvor versucht, während der regulären
Praxisöffnungszeiten einen niedergelassenen Arzt zu erreichen. Die Patienten würden
mehrheitlich (59%) Notfallstrukturen der KV nutzen, wenn sie vorhanden und bekannt
wären. Allerdings kannten 55% der Befragten den KV-Notdienst nicht.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass ambulante Notfallstrukturen als zentrale Anlaufstellen
an Notfallkrankenhäusern rund um die Uhr erforderlich sind. Die zukünftige Planung
der Notfallversorgung muss daher sektorenübergreifend ausgerichtet sein. International
bereits eingesetzte Instrumente zur Einbindung von integrierten Telefonzentralen,
Ausweitung des ambulanten Angebots und Schaffung von Strukturen für weniger dringliche
Fälle an oder in Krankenhäusern sollten im Sinne einer besseren Steuerung der Patientenströme
auch in Deutschland implementiert werden.
Abstract
Objectives: The number of patients visiting emergency departments (ED) is steadily increasing.
The cause for this rise in Germany is unclear and less examined. This study aimed
to assess the reasons of walk-in patients to visit EDs by using a direct survey.
Methods: During a period of 4 weeks, 2 010 walk-in patients were anonymously surveyed in 2
major Berlin hospitals using a standardized questionnaire. Descriptive statistics
were used for data analysis.
Results: More than 90% of patients assessed themselves as an emergency and three-quarters
of patients reported pain. The majority of patients (57%) tried to contact statutory
health insurance (SHI) office-based physicians in advance and 59% of patients said
they would make use of ambulatory emergency facilities if they were available and
well established. However, 55% of patients were unaware of the emergency service of
the association of SHI physicians.
Conclusion: The results indicate that centralized ambulatory emergency facilities should be available
24/7 at hospitals with EDs. Therefore, future planning of emergency services should
integrate providers of ambulatory and inpatient sector. International experience suggests
that different instruments aiming at better coordination of care, such as integrated
call centers, extended ambulatory services and facilities for less urgent cases located
in or nearby hospitals with EDs should also be implemented in Germany.
Schlüsselwörter
Notaufnahme - Deutschland - Befragung - Patientenperspektive - Ambulanzen - Portalpraxen
- Dringliche Behandlung
Key words
emergency department - Germany - survey - patient choice - ambulatory care - Hospital-based
GP posts - urgent care