physiopraxis 2016; 14(09): 65
DOI: 10.1055/s-0042-111339
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Spiegeltherapie – Mit Illusion zum Erfolg

Contributor(s):
Martin Huber

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Publication Date:
09 September 2016 (online)

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Wie kann die Spiegeltherapie bei Menschen nach einem Schlaganfall (einheitlich) gestaltet werden? Ist ein Objekt erforderlich? Welche Bewegungen sind nötig? Wie viele Wiederholungen soll es geben? Wie kann der Therapeut die Bewegung anpassen, wenn sie zu leicht oder zu schwer ist? Diesen wesentlichen Fragen gehen die Autoren in ihrem Buch nach. Denn eine klare Beschreibung beziehungsweise Vereinheitlichung der Interventionen ist für die Durchführung von Studien (zur Operationalisierung der Interventionen) und bedingt auch für den therapeutischen Alltag sinnvoll.

Die Autoren entwickelten mit dem Berliner Spiegeltherapieprotokoll (BeST) eine Systematik zum Aufbau und Ablauf der Spiegeltherapie. Dazu definieren sie sowohl die verschiedenen zeitlichen Phasen der Therapie als auch die Basisbewegungen und deren Modifikationen (zur Anpassung an das aktuelle Leistungsniveau des Übenden). Des Weiteren listen sie die Prinzipien des motorischen Lernens auf, die beim BeST berücksichtigt werden.

Leider fehlt die Darlegung eines Clinical-Reasoning-Prozesses (Befundaufnahme, Assessments, Problemanalyse, Zielsetzung). Daneben bleibt bei der praktischen Anwendung unklar, ob der Therapeut die mehr betroffene Extremität simultan mitbewegen soll oder nicht.

Das Buch gibt gute Anregungen für die praktische Durchführung der Spiegeltherapie bei Patienten mit einer Armparese nach Schlaganfall. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist absolut angemessen.

Martin Huber, MSc (Neurorehabilitation), Physiotherapeut und Lehrkraft an der ZHAW Winterthur und der Physiotherapieschule Konstanz