Gesundheitswesen 2018; 80(05): 495-498
DOI: 10.1055/s-0042-107348
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kardiovaskuläre Prävention – Akzeptanz einer erweiterten betrieblichen Vorsorge

Cardiovascular Prevention: Acceptance of Enhanced Occupational Health Care
M. Bleckwenn
1   Institut für Hausarztmedizin, Medizinische Fakultät der Universität Bonn
,
N. Theisel
1   Institut für Hausarztmedizin, Medizinische Fakultät der Universität Bonn
,
M. Mücke
1   Institut für Hausarztmedizin, Medizinische Fakultät der Universität Bonn
2   Klinik für Palliativmedizin, Universitätsklinikum Bonn
3   Zentrum für seltene Erkrankungen Bonn (ZSEB), Universitätsklinikum Bonn
,
H. Steudel
1   Institut für Hausarztmedizin, Medizinische Fakultät der Universität Bonn
4   Betriebsärztlicher Dienst, Universität Bonn und Universitätsklinikum Bonn
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Publication History

Publication Date:
17 June 2016 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Bisher laufen die Präventionsbemühungen von Betriebsärzten und Hausärzten weitgehend getrennt voneinander. In dem Modell des übergreifenden betrieblichen Gesundheitsmanagements soll der Betriebsarzt das Risiko für Herz- Kreislauferkrankung bei seinen Mitarbeiter feststellen. Bei einem erhöhten Risiko sollte dann ein Informationsaustausch zwischen beiden Fachgruppen zur Abstimmung gemeinsamer Präventionsmaßnahmen stattfinden.

Ziel der Arbeit: Eine Pilotstudie sollte überprüfen, wie gut eine kardiovaskuläre Risikoeinstufung von den Mitarbeitern eines mittelständischen Unternehmens angenommen wird und welcher Präventionsbedarf besteht.

Material und Methoden: In einem Unternehmen mit 660 Beschäftigten wurde im Rahmen der regulären betrieblichen Vorsorge eine Risikoanalyse bei den Mitarbeitern durchgeführt. Neben den Risikofaktoren wurden die hausärztliche Versorgung, das Einverständnis für einen interdisziplinären Informationsaustausch und die Motivation für gesundheitsfördernde Maßnahmen abgefragt.

Ergebnisse: Es wurden 204 Mitarbeiter (nur 4 weiblich) untersucht. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer lag bei 42,9±10,3 Jahren. Bei 27% (n=55) lag ein erhöhtes Gesamtrisiko vor. Die Mitarbeiter mit einem interventionsbedürftigen Risiko waren in einer regelmäßigen hausärztlichen Betreuung und waren überwiegend (70%) mit der Informationsweitergabe an ihren Hausarzt einverstanden. Bei der Befragung zeigte sich ausreichende Motivation (VAS 6,4±2,8) für eine betriebliche Gesundheitsförderung.

Schlussfolgerung: Die Zustimmung für weitergehende gesundheitsfördernde Maßnahmen waren im untersuchten Betrieb gegeben. Aufgrund des demografischen Wandels werden neue Konzepte für eine effektive Prävention benötigt. Die hohe Akzeptanz des vorgestellten Präventionskonzeptes sollte zu einer Umsetzung in die Praxis motivieren. Im nächsten Schritt sollte die Effektivität eines betrieblichen Risikoscreenings in Studien überprüft werden.

Abstract

Background: To date, prevention efforts of company medical officers and general practitioners are largely independent of each other. In a comprehensive model of healthcare management including both sets of doctors, the company doctor should determine the risk of cardiovascular disease in the employees of the company. In case increased risk is detected, there should be exchange of information between the 2 professional groups so that common preventive interventions can be decided upon.

Aim: The aim of this pilot study was to determine how well cardiovascular risk assessment is accepted by employees of a midsize company and where prevention is needed.

Materials and Methods: In a company with 660 employees, risk analysis was conducted among staff in the context of regular preventive measures. In addition to risk factors, primary care, agreement with an interdisciplinary exchange of information and motivation for health promotion activities were investigated.

Results: 204 employees (4 females only) were examined. The average age of the participants was 42.9±10.3 years. In 27% (n=55), an increased overall risk was present. Employees with risk requiring medical intervention were under the care of primary care physician and most of them (70%) agreed to the transfer of information to these physicians. In the survey itself, employees showed sufficient motivation (VAS 6.4±2.8) for workplace health promotion.

Conclusion: The examined company agreed to implementing further health promoting activities. Due to demographic changes, new concepts for effective prevention are needed. The high acceptance of the proposed prevention framework should motivate implementation of this concept. As a next step, studies must be conducted to examine the effectiveness of screening for risk carried out by company medical officers.

 
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