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DOI: 10.1055/s-0042-104177
Zur Dialektik der Abhängigkeit
The Dialectics of DependencyPublication History
Publication Date:
12 April 2016 (online)

Zusammenfassung
In einem kulturkritischen Ansatz wird in diesem Artikel auf die verschiedenen Möglichkeiten reflektiert, in denen man den Begriff der Abhängigkeit verstehen kann.
Normalerweise wird Abhängigkeit im klinischen Zusammenhang als suchtmedizinischer Begriff verwendet. Aus diesem Grund wird Abhängigkeit – neben der als wichtig erachteten Autonomie und Individualität – häufig negativ konnotiert. In menschlichen Beziehungen können demgegenüber aber starke Bindungen Auswirkungen auf die verschiedensten Lebensentscheidungen entwickeln und darüber indirekt auch Bereiche des sogenannten freien Willens beeinflussen.
Verschiedene Phänomene im Umfeld von Abhängigkeit und freiem Willen werden besprochen, besonders Verbindungen der Dialektik von Abhängigkeit, freiem Willen und Würde. Die neueren Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichtes zu Fragen u. a. der Zwangsbehandlung in der Psychiatrie werden unter dem Begriff des Zeitgeistes diskutiert.
Abstract
Based on an attempt of cultural criticism, this paper reflects different ways of understanding dependency.
Usually in clinical terminology the meaning of dependency is understood as addiction. This is the reason – apart from emphasizing the importance of autonomy and individuality – why dependency mostly is connoted in a more negative way. In human relationships, however, strong attachments can evolve impact on various decisions of life and thus indirectly become influence on the so-called free will.
Different aspects of the way of looking at phenomena in the field of dependency and free will are discussed, especially impacts on the dialectics of dependency, free will and dignity. Recent judgments of the German Federal Constitutional Court concerning e. g. forced treatments in psychiatry are discussed under terms of „zeitgeist“ („spirit of the time“).
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