Frauenheilkunde up2date 2016; 10(02): 119-133
DOI: 10.1055/s-0042-103925
Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pubertas tarda

Esther M. Nitsche
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Publication Date:
15 April 2016 (online)

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Kernaussagen

Unter Pubertas tarda versteht man einen verspäteten Beginn oder ein Ausbleiben der Pubertät, d. h. wenn ein Mädchen mit 13,5 Jahren noch keine Brustentwicklung aufweist, eine eingesetzte Pubertätsentwicklung um mehr als 18 Monate stagniert oder zwischen Thelarche und Menarche mehr als 5 Jahre liegen. Die Ursachen können hierbei in Essstörungen, dem Lebensstil oder chronischen Erkrankungen liegen, nach deren Behebung die verzögerte oder ausgebliebene Pubertät dann oft einsetzt.

Als Ursachen für eine ausbleibende Pubertät kommen ein angeborener oder erworbener hypogonadotroper Hypogonadismus, ein hypergonadotroper Hypogonadismus (bspw. bedingt durch eine Krebstherapie) und ein vorzeitiger Verlust der Ovarfunktion infrage.

Die Diagnostik gründet auf der gründlichen Anamnese – einschließlich Pubertät der Familie –, Auxologie (Körperhöhe, Gewicht, BMI, Eintrag in Perzentilenkurven), eingehender körperlicher Untersuchung mit Beurteilung der Organsysteme, die von den Sexualsteroiden beeinflusst werden (inkl. Knochenreifung durch Röntgenuntersuchung der Hand) sowie allgemeinen und endokrinologischen Laborwerten.

Setzt die Pubertät nicht spontan durch eine Behandlung der Grunderkrankung ein, ist die Pubertätsinduktion mit Östradiol indiziert (sog. Hormonentwicklungstherapie). Der Zeitpunkt korreliert mit dem physiologischen Pubertätsbeginn bzw. mit der Diagnosestellung. Die Dosis wird kontinuierlich verabreicht und allmählich gesteigert. Sie wird dann um die zyklische Gabe eines Gestagens ergänzt bis zur vollständigen sexuellen Reife.