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DOI: 10.1055/s-0042-103114
Fragen aus der Facharztprüfung Psychiatrie und Psychotherapie
Publication History
Publication Date:
30 March 2016 (online)
Auf Achse V des DSM-IV kann mit der in das Manual integrierten CAF (Global-Asessment-Scale) nach folgenden Kriterien quantifiziert werden:
90: gute Leistungsfähigkeit und allenfalls minimale Beschwerden (z. B. leichte Prüfungsangst)
80: leichte zeitweilige Leistungseinschränkung (z. B. Konzentrationsstörungen nach Familienstreit)
70: leichte Leistungsminderung (z. B. leichte depressive Verstimmung)
60: mäßige Defizite (z. B. wenig tragfähige Sozialkontakte)
50: ernsthafte Defizite (z. B. keine Freunde, zeitweise Suizidgedanken)
40: starke Defizite in mehreren Bereichen (z. B. Vermeiden von Sozialkontakten, Arbeitsunfähigkeit, Realitätsabkehr)
30: beträchtliche Defizite in fast allen Belangen (nicht arbeitsfähig, wahnhaft, inkohärent)
20: Selbst- bzw. Fremdgefährdung, Mutismus oder schwere Selbstvernachlässigung
10: ständige Selbst- oder Fremdgefährdung bzw. zu einfachsten Verrichtungen nicht mehr im Stande.
Die in der DSM-IV enthaltene Skala „Globale Beurteilung des Funktionsniveaus“ (GAF) ist oft auch modularer Bestandteil der psychiatrischen Basisdokumentation (BADO). Sie ist für alle psychiatrischen Kliniken verbindlich. Zwischen körperlichen oder durch das soziale Umfeld bedingten Einschränkungen muss in der GAF differenziert werden.
Folgende Merkmale kennzeichnen organisch bedingte psychische Störungen (modifiziert nach Kurt Schneider):
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objektiver Nachweis einer organisch fassbaren Erkrankung
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zeitlicher Zusammenhang in der Entwicklung und Rückbildung der biologischen Befunde einerseits und der Psychopathologie andererseits
-
kein überzeugender Hinweis auf eine genetische oder reaktive Auslösung der psychischen Störung
Mit den Adjektiven „organisch und biologisch“ sind im oben genannten Zusammenhang Vorgänge gemeint, die mit den derzeit zur Verfügung stehenden Untersuchungsmethoden beobachtbar und objektivierbar sind. Der Fortschritt in den diagnostischen Methoden bringt es mit sich, dass immer mehr psychische Vorgänge des Fühlens, Wollens und Denkens biologisch/somatisch objektiviert werden können.
Können Sie diese anhand z. B. der Glasgow-Coma-Skala oder einer vergleichbaren Skala erläutern?
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Augenöffnen (Stufen: spontan → auf Aufforderung → auf Schmerzreize → gar nicht)
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Verbalreaktion (Stufen: orientiert → verwirrt → inadäquat → unverständlich → keine Reaktion)
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motorische Reaktion (adäquat → gezielte Abwehr → Wegziehen → ungerichtete Massenbewegung → Flexion → Extension → keine Reaktion)
Die Aufmerksamkeit kann man z. B. prüfen mit:
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Zahlen nachsprechen lassen (vor- und rückwärts)
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von 100 sukzessive 7 abziehen etc.
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Aufzählen von Wochentagen, Monaten
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Buchstabieren längerer Wörter
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Orientierung in Zeit und Raum (dies ist auch von anderen Gedächtnisfunktionen abhängig)
In der aktuellen Version der ICD-10 der WHO sind bei der diagnostischen Definition der ADHS Kriterien aufgeführt, die für die Prüfung der Aufmerksamkeit geeignet sind. Wegen der Prävalenz von ADS/ADHS oder HKS-Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen sind entsprechende Verfahren insbesondere im Fachbereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie entwickelt worden.
Das deklarative Gedächtnis, auch Wissensgedächtnis, semantisches Gedächtnis oder explizites Gedächtnis, speichert Tatsachen und Ereignisse, die bewusst wiedergegeben werden können.
Das deklarative Gedächtnis enthält
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das Weltwissen, von der Person unabhängige, allgemeine Fakten und
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das episodische, autobiografische Gedächtnis.
Das implizite prozedurale Gedächtnis, auch Verhaltensgedächtnis oder nicht deklaratives Gedächtnis, speichert Fertigkeiten, Erwartungen, Verhaltensweisen sowie die Ergebnisse von Konditionierungen von Priming.
Das implizite Gedächtnis
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ist vielfältig in Bezug auf die enthaltenen Informationsarten,
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arbeitet ohne Einschaltung des Bewusstseins und
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ist deshalb nicht aktiv abrufbar.
Typische Skills des impliziten Gedächtnis sind: Gehen, Radfahren, Tanzen, Autofahren, Klavierspielen.
In seiner einfachsten Form besteht der Turm aus 3 Kreisscheiben, die ein Loch haben und auf einen Pfosten gesteckt werden. Die Form erinnert ein wenig an Pagoden bzw. vielstöckige Tempeltürme in Asien. So ist der Name zu erklären. Er heißt auch „der Turm des Brahmanen“. Er und eine Geschichte dazu wurden 1883 von Édouard Lucas erfunden.
Zum „Turm von Hanoi“ gehören 2 freie Pfosten.
Der Turm steht zu Beginn auf Platz 1. Die Aufgabe lautet: Man soll ihn auf Platz 2 neu aufbauen.
Dabei sind 2 Regeln zu beachten:
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Man darf immer nur eine Scheibe umlegen.
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Man darf eine größere nicht auf eine kleinere Scheibe legen. (Der Pfosten auf Platz 3 dient als zusätzliches Zwischenlager).
Sie finden Weiteres dazu auf Seite: http://www.mathematische-basteleien.de/hanoi.htm .
Hinweis: Kandidaten, die die Facharztprüfung erfolgreich bestanden, erledigten diese Aufgabe unter 30 Sekunden!
Man kann Depressivität z. B. mit einer Depressions-Fremdbeurteilungsskala nach Hamilton erfassen.
Wichtige Items sind:
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depressive Verstimmung, depressive Hemmung oder Erregung, Hypochondrie
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Schuldgefühle, Angst, Zwangssymptome, Depersonalisation, Derealisation, Paranoia
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Tagesschwankungen, Schlafstörungen, Gewichtsverlust
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Suizidalität, frühere Suizidversuche
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Die HAMD besteht aus 17 bzw. in anderen Versionen aus 21 oder 24 Fragen.
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Auf einer Punkteskala von 0 – 4 oder 0 – 2 werden die einzelnen Items gewichtet. Als Ergebnis erhält man einen Zahlenwert.
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Ein Resultat von 15 – 18 wird als milde bis mittelschwere Depression gewertet. Schwer depressive Patienten erreichen üblicherweise einen Wert von 25 oder mehr.
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Bei klinischen Studien zu Depressionserkrankungen ist die HAMD die meistgebrauchte Skala.
Folgende Störungen des Sprechens und der Sprache können auftreten:
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Logorrhoe
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Manierismen
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Neologismen
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Mutismus
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Perseveration
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Stereotypie
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Echolalie
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Palilalie
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Koprolalie u. a.
Bzgl. möglicher zugrunde liegender Erkrankungen ist zu denken an
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vaskuläre Erkrankungen,
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neurodegenerative Erkrankungen,
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affektive Psychosen,
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schizophrene Psychosen.
Differenzialdiagnostisch müssen motorische, sensorische und andere Aphasien bei fokalen Hirnveränderungen bedacht werden.
Eine genauere Einschätzung des Suizidrisikos erlauben u. a.:
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vorangegangene Suizidversuche
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Hoffnungslosigkeit
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soziale Isolation
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schwere somatische Erkrankung
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Suizidgedanken, -pläne, -vorbereitungen
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thematische Fixierung auf den Suizid
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Rollenmodelle („Werther-Effekt“)
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Eruierung des Stadiums: z. B. „Ruhe vor dem Sturm“
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familiäre, berufliche, religiöse Bindungen
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intensive Sozialkontakte
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fortbestehende andere Interessen
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Alter
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Geschlecht
Z. B. mit der Yale-Brown-Obsessive-Compulsive-Scale (Y-BOCS); sie beinhaltet folgende Items:
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Zeitaufwand für die Ausführung der Zwangsrituale
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Quantifizierung des Unbehagens
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Widerstand gegen Beherrschung durch Zwangsgedanken bzw. -handlung
jedes einzelne Kriterium wird mit 0 – 4 Punkten bewertet Sie finden diese Skala u. a. auf folgender Seite: http:// www.neurotransmitter.net/ocdscales.html
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einschlägige Eigenanamnese z. B. Tierquälerei in Kindheit/Jugend
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unmittelbare oder unmittelbare Gewalterfahrung in der Kindheit
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Alkohol-, Drogenmissbrauch
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fehlendes Mitleid/Empathie
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kein Bedauern früherer Delikte
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rigide Abwehrmechanismen, z. B. Verleugnung
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Persönlichkeitsstörung (impulsiv, paranoid, sadistisch)
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mangelnde intellektuelle Differenzierung ohne andere Möglichkeiten zur Konfliktlösung
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psychische Komorbidität (u. a. Schizophrenie, frontotemporale Degeneration)
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männlich, jung, isoliert oder in gewalttätiger Umgebung geprägt
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fortbestehende Auslösesituation