Z Sex Forsch 2016; 29(01): 73-89
DOI: 10.1055/s-0042-102438
Dokumentation
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kampagnen gegen emanzipatorische sexuelle Bildung

Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirats des Instituts für Sexualpädagogik Dortmund (isp)
Ina-Maria Philipps
,
Ulrike Schmauch
a   Fachbereich Gesundheit und Soziale Arbeit, Frankfurt University of Applied Science
,
Uwe Sielert
b   Institut für Pädagogik, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
,
Karlheinz Valtl
c   Zentrum für LehrerInnenbildung, Universität Wien
,
Joachim Walter
d   Evangelische Hochschule, Freiburg
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Publication History

Publication Date:
23 March 2016 (online)

Mit Befremden und Empörung nehmen wir zur Kenntnis, dass es seit einiger Zeit eine gezielte politische, medial betriebene Kampagne gibt,[1] die sich auch gegen das Institut für Sexualpädagogik Dortmund (isp) richtet. Es ist nicht das erste Mal, dass das isp zur Zielscheibe von Angriffen wird. Erneut wird der Weg über die Presse gesucht, um das Institut und seine renommierte Arbeit als sexualpädagogische Aus- und Weiterbildungseinrichtung, die im In- wie Ausland seit 27 Jahren fachwissenschaftlich anerkannt und erfolgreich tätig ist, zu verleumden. Doch es gibt zwei Veränderungen, die uns bestürzen: zum einen die verschwörungstheoretische Perspektive der Kritiker_innen und zum anderen die bedenkliche Melange der Gruppierungen, die sich im Kampf gegen eine sexualpädagogische Haltung, die sie als bedrohlich erleben, zusammengetan haben.

Seit der Gründung des isp erkennen alle Mitarbeitenden des Instituts die Tatsache an, dass um Wahrheit gerungen werden muss und ein ideologiekritisches Selbstverständnis eine permanente Auseinandersetzung mit eigenen und fremden Erkenntnissen und Positionen erfordert. Daher war und ist es immer ihr Bestreben, in die Diskussion mit Andersdenkenden zu gehen, sei es in Form von Kongressen, in Aussprachen auf Tagungen oder in Veröffentlichungen. Ebenso war und ist es dem Institut immer wichtig gewesen, im direkten Gespräch mit Auftraggeber_innen für Fortbildungen, mit Lehrkräften oder Erzieher_innen sowie mit Eltern Fragen bzw. Bedenken zu klären und die eigene Arbeit transparent zu machen.

Deshalb hätte es für uns nahe gelegen, mit den im Folgenden genauer umrissenen Kritikergruppen in einen ebensolchen fachlich fundierten, aber sachlich gehaltenen Streit einzutreten. Dieser hätte von grundsätzlichem Respekt gegenüber Andersdenkenden geprägt sein müssen. Doch ein solches Auf-uns-zu-Gehen hat es niemals gegeben:[2] Es scheint der Gegenseite nicht um Klärung von Differenzen und um Dialog und Annäherung zu gehen, sondern um Diffamierung und Selbstprofilierung. Deshalb wählen wir diesen Weg, unsererseits an die Öffentlichkeit zu gehen und unsere Sicht zu publizieren.