PSYCH up2date 2016; 10(03): 195-210
DOI: 10.1055/s-0042-100900
Essstörungen, somatische Belastungsstörungen, Schlafstörungen und sexuelle Funktionsstörungen

Psychodermatologie und geschlechtsspezifische Aspekte chronischer Hauterkrankungen

Gerhard Schmid-Ott
,
Tatjana Steen
,
Scott Stock Gissendanner
Preview
Kernaussagen

Psychosoziale Faktoren können einen wesentlichen und therapeutisch bedeutsamen Einfluss auf Hautkrankheiten haben. Hierzu gehören Stress, Angst, Depression, Stigmatisierung und Scham, die z. T. auslösend oder im Verlauf verschlechternd auf die Hauterkrankung wirken. Umgekehrt können Erkrankungen der Psyche aber auch eine Erkrankung der Haut bewirken. Dabei führen physiologische und psychosoziale Unterschiede bei Mann und Frau zu einer unterschiedlichen Wahrnehmung von Hautkrankheiten und beeinflussen damit auch den Verlauf und die Krankheitsverarbeitung in deutlich verschiedenem, genderspezifischen Maße. Bei fast allen Krankheitsbildern der Haut ist die Prävalenz psychischer Komorbidität (insbesondere Depression und Angststörungen) bei Frauen höher als bei Männern. Der Grund liegt vermutlich in der unterschiedlichen emotionalen Verarbeitung einer Hautkrankheit wie auch in der unterschiedlichen Wahrnehmung des eigenen Körperbilds und dem daraus erwachsenen Selbstwert. Mit der Rückkopplung zwischen Haut und psychosozialen Faktoren befasst sich die Psychodermatologie. Das Behandlungskonzept chronischer Hauterkrankungen mit psychischer Komorbidität sollte in 3 Stufen erfolgen und ggf. über die rein somatische Therapie hinaus mit einer Psychoedukation/Psychotherapie ergänzt werden, wenn äußere und innere psychische Konflikte die Krankheitsverarbeitung erschweren.



Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. Mai 2016 (online)

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