Mit steigender Zahl anamnestischer Kaiserschnitte steigt in einer Folgeschwangerschaft
das Risiko für eine abnorme Invasionstiefe der Plazenta (Abnorm invasive Plazenta
= AIP).
Die Diagnosestellung einer AIP erfolgt, wenn überhaupt pränatal-sonografisch, meist
erst im III. Trimenon. Mehrheitlich wird eine AIP erst unter der Geburt in Folge der
komplikativen Plazentarperiode, meist begleitet von postnatalen Blutungen klinisch
auffällig und als solche erkannt. Das blutungs- und operationstechnisch bedingte maternale
Risiko schwerer Morbidität oder Mortalität ist bei einer peripartalen Akutdiagnose
am höchsten.
Eine klinisch bedrohliche Demaskierung und daraus folgende sonographische Sicherung
einer AIP bereits im I. oder frühen II. Trimenon ist eher ein seltenes Ereignis. Eine
iatrogene Beendigung der Schwangerschaft kann aus maternal-vitaler Indikation heraus
erforderlich sein. Bei noch nicht abgeschlossener Familienplanung oder vor soziokulturellem
Hintergrund ist möglicherweise seitens der Patientin der Erhalt des Uterus in situ
gewünscht.
Wir berichten über eine 28-jährige VI. gravida mit 5 Kaiserschnitten in der Anamnese.
Die Patientin war erneut schwanger und befand sich in 11+6 SSW. In Folge eines monströsen
intrauterinen Hämatoms (Fundus/Nabel) wurde die Diagnose einer AIP durch Ultraschall-
und MRT gestellt. Die Plazenta war im unteren Uterinsegment bis über den inneren Muttermund
reichend lokalisiert. Der Fetus war zeitentsprechend entwickelt und vital, die Mutter
kreislaufstabil aber anämisch.
Die Chancen für eine weitere Entwicklung des Kindes bis zur Lebensfähigkeit wurden
als extrem gering und nicht im Verhältnis zur potenziellen vitalbedrohlichen Akutgefährdung
der Mutter eingeschätzt. Es wurde eine Beendigung der Schwangerschaft angeraten. Einer
vorgeschlagenen primären Hysterektomie stimmte die Patientin nicht zu. Zu einem medikamentösen
Abbruch der Schwangerschaft wurde Konsens erzielt, welcher aber über mehrere Tage
erfolglos blieb. Es kam im weiteren Verlauf zur Akutblutung und zur Notfallintervention
mit Hysterektomie.
Die Kasuistik beschreibt Möglichkeiten der frühzeitigen Diagnosesicherungen einer
AIP bereits im I. Trimenon. Es werden verschiedene planbare oder notfällige Therapieszenarien
und Begleitmaßnahmen diskutiert.