Geburtshilfe Frauenheilkd 2021; 81(06): e53
DOI: 10.1055/s-0041-1730834
Abstracts
MGFG

Case Report: Abnorm invasive Plazenta mit massivem intrauterinem Hämaton im 1. Trimenon

J Joost-Krüger
1   Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Halle a.d.Saale, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Perinatalzentrum Level 1
,
S Seeger
2   Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Halle a.d. Saale, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Perinatalzentrum Level 1
› Author Affiliations
 

Mit steigender Zahl anamnestischer Kaiserschnitte steigt in einer Folgeschwangerschaft das Risiko für eine abnorme Invasionstiefe der Plazenta (Abnorm invasive Plazenta = AIP).

Die Diagnosestellung einer AIP erfolgt, wenn überhaupt pränatal-sonografisch, meist erst im III. Trimenon. Mehrheitlich wird eine AIP erst unter der Geburt in Folge der komplikativen Plazentarperiode, meist begleitet von postnatalen Blutungen klinisch auffällig und als solche erkannt. Das blutungs- und operationstechnisch bedingte maternale Risiko schwerer Morbidität oder Mortalität ist bei einer peripartalen Akutdiagnose am höchsten.

Eine klinisch bedrohliche Demaskierung und daraus folgende sonographische Sicherung einer AIP bereits im I. oder frühen II. Trimenon ist eher ein seltenes Ereignis. Eine iatrogene Beendigung der Schwangerschaft kann aus maternal-vitaler Indikation heraus erforderlich sein. Bei noch nicht abgeschlossener Familienplanung oder vor soziokulturellem Hintergrund ist möglicherweise seitens der Patientin der Erhalt des Uterus in situ gewünscht.

Wir berichten über eine 28-jährige VI. gravida mit 5 Kaiserschnitten in der Anamnese. Die Patientin war erneut schwanger und befand sich in 11+6 SSW. In Folge eines monströsen intrauterinen Hämatoms (Fundus/Nabel) wurde die Diagnose einer AIP durch Ultraschall- und MRT gestellt. Die Plazenta war im unteren Uterinsegment bis über den inneren Muttermund reichend lokalisiert. Der Fetus war zeitentsprechend entwickelt und vital, die Mutter kreislaufstabil aber anämisch.

Die Chancen für eine weitere Entwicklung des Kindes bis zur Lebensfähigkeit wurden als extrem gering und nicht im Verhältnis zur potenziellen vitalbedrohlichen Akutgefährdung der Mutter eingeschätzt. Es wurde eine Beendigung der Schwangerschaft angeraten. Einer vorgeschlagenen primären Hysterektomie stimmte die Patientin nicht zu. Zu einem medikamentösen Abbruch der Schwangerschaft wurde Konsens erzielt, welcher aber über mehrere Tage erfolglos blieb. Es kam im weiteren Verlauf zur Akutblutung und zur Notfallintervention mit Hysterektomie.

Die Kasuistik beschreibt Möglichkeiten der frühzeitigen Diagnosesicherungen einer AIP bereits im I. Trimenon. Es werden verschiedene planbare oder notfällige Therapieszenarien und Begleitmaßnahmen diskutiert.



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Article published online:
01 June 2021

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