Z Orthop Unfall 2016; 154(02): 148-156
DOI: 10.1055/s-0041-109773
Originalarbeit
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Elastisch stabile intramedulläre Nagelung (ESIN) von Mittelfußfrakturen

Elastic Stable Intramedullary Nailing (ESIN) of Metatarsal Fractures
M. Hettchen
1   Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universität zu Bonn
,
A. C. Strauss
1   Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universität zu Bonn
,
P. H. Pennekamp
1   Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universität zu Bonn
,
C. Burger
1   Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universität zu Bonn
,
O. Weber
2   Chirurgische Klinik, St. Josefs Hospital Lennestadt
,
M. C. Müller
1   Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universität zu Bonn
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
15. Dezember 2015 (online)

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Zusammenfassung

Einleitung: Ziel der Behandlung von Mittelfußfrakturen ist die frühzeitige Wiederherstellung des physiologischen Gangbilds mit schmerzfreier Belastbarkeit des Fußes. Während undislozierte Mittelfußfrakturen konservativ mit guten funktionellen Ergebnissen zur Ausheilung gebracht werden können, wird für dislozierte Metatarsalefrakturen die operative Therapie empfohlen. Nachteile der offenen Reposition und Plattenosteosynthese sind Narbenbildung mit Adhäsion der Streck- und Beugesehnen und direkte Affektionen der Sehnen durch Implantate. Die Technik der retrograden Bohrdrahtosteosynthese kann zur Verletzung des häufig unverletzten Metatarsophalangealgelenks führen, eine frühfunktionelle Beübung ist aufgrund der additiv notwendigen Ruhigstellung nicht möglich und birgt die Gefahr der konsekutiven Ausbildung posttraumatischer Krallenzehen. Daher verwendeten wir elastische Titannägel (TEN) zur minimalinvasiven, antegraden elastisch stabilen intramedullären Nagelung (ESIN) von subkapitalen und kurzen Schaftschräg- und -spiralbrüchen am Mittelfuß. Methode: Über einen Zeitraum von 7 Jahren wurde diese Technik bei 22 Patienten angewendet. Das Operationsverfahren wird vorgestellt und retrospektiv hinsichtlich der subjektiven und funktionellen Ergebnisse anhand des AOFAS-Mittelfuß-Scores wie auch der Komplikationen ausgewertet. Ergebnisse: 19 Patienten konnten nach einem mittleren Follow-up von 25,6 ± 21,3 Monaten (Range: 3–72 Monate) ausgewertet werden. Der mittlere Wert des AOFAS-Scores betrug 93,9 ± 10,4 (Range 62–100) Punkte. An Komplikationen zeigte sich in 1 Fall eine Weichteilirritation durch den einliegenden TEN, die eine Nachkürzung des TEN erforderte. Alle Frakturen heilten primär. Pseudarthrosen, sekundäre Dislokationen des distalen Frakturfragments oder der Bruch eines Titannagels wurden nicht beobachtet. Die Metallentfernung erfolgte im Durchschnitt nach 13,4 ± 12,9 Wochen (Range: 5–52 Wochen). Schlussfolgerung: Die elastisch stabile intramedulläre Nagelung (ESIN) dislozierter, subkapitaler und kurzer distaler Schaftschräg- und -spiralfrakturen der Mittelfußknochen mit einem elastischen Titannagel (TEN) ist technisch einfach und sicher durchführbar, ermöglicht die frühfunktionelle, gipsfreie Nachbehandlung und erzielt eine zuverlässige Frakturheilung mit guten funktionellen Ergebnissen.

Abstract

Aim: In the treatment of metatarsal fractures, the objective is early restoration of the physiological painless function of the foot. While undisplaced metatarsal fractures can be treated non-surgically, displaced fractures are a valid indication for reduction and internal fixation. Whereas plate fixation may lead to soft tissue irritation involving tendon adhesions and scar formation, retrograde percutaneous pinning may harm the intact metatarsophalangeal joint and lead to joint stiffness. We have therefore used the technique of elastic stable intramedullary nailing (ESIN) with titanium elastic nails (TEN) to achieve minimally invasive, antegrade splinting of short metatarsal shaft and neck fractures. Method: Within 7 years, ESIN was performed in 22 patients. The surgical technique is presented and the functional results and complications were retrospectively evaluated using the AOFAS Midfoot Score. Results: Nineteen patients were analysed after an average follow-up of 25.6 ± 21.3 months (range: 3–72 months). The mean AOFAS score was 93.9 ± 10.4 (range 62–100) points. One case of skin irritation required TEN shortening. Pseudarthrosis, secondary fracture dislocation and nail breakage were not observed. After TEN removal 13.4 ± 12.9 (range: 5–52) weeks after implantation, no refracture occurred. Conclusion: Antegrade, minimally invasive, elastic stable intramedullary nailing of short metatarsal shaft and neck fractures using titanium nails (TEN) is a safe surgical procedure and achieves primary functional stability. It reliably leads to fracture healing and produces good functional results.