Dialyse aktuell 2015; 19(10): 503
DOI: 10.1055/s-0041-109750
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Was bringt die Zukunft für die Pflege?

Christian Schäfer
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Publication Date:
22 February 2016 (online)

Das ist eine gute Frage! Wirklich einfach zu beantworten ist sie derzeit nicht. Aber anlässlich des Ende November vorgestellten Referentenentwurfes eines Gesetzes zur Reform der Pflegeberufe kann man schon Anzeichen erkennen, in welche Richtung es gehen könnte. Demnach soll die Ausbildung vereinheitlicht (gemeinsames Berufsbild) und das Schulgeld gestrichen werden. Außerdem ist geplant, dass der Hauptschulabschluss als Zugangsberechtigung zur Pflegeausbildung genügt.

Auf den ersten Blick scheint dies grundsätzlich positiv zu sein – denn durch Gesetzesänderungen (Pflegestärkungsgesetz II) wird die Anzahl der Menschen, die in Deutschland Anspruch auf Leistungen aus der Pflegeversicherung haben, ab Januar 2017 stark steigen (ein abruptes Plus von ca. 500 000 Menschen). Ganz davon abgesehen werden in den nächsten Jahren sowieso sukzessive mehr Menschen pflegebedürftig werden – angesichts der Altersstruktur der deutschen Bevölkerung ist dies nicht schwer vorauszusehen. Somit benötigt man immer mehr Pflegekräfte, um sich dieser Herausforderung sinnvoll stellen zu können. Mit den eingangs vorgestellten Maßnahmen sollen also mehr Menschen für den Pflegeberuf rekrutiert sowie universeller einsetzbar werden. So weit, so gut.

Aber was ist mit dem pflegerischen Fachwissen, der Praxiserfahrung und der damit einhergehenden Qualität der Arbeit sowie Patientensicherheit? In die nach wie vor 3-jährige Ausbildung sollen ab Januar 2018 alle Kompetenzen, die bisher in den einzelnen Ausbildungsgängen aufgefächert waren, integriert sein. Dies könnte zur Überladung bzw. Verflachung der Ausbildung in diversen Themengebieten führen. Es ist zwar notwendig, mehr Menschen für die Pflege zu begeistern, aber dies darf nicht zulasten der Auszubildenden und letztlich der Patienten gehen. Diesen Prozess sollte man daher möglichst noch einmal analysieren und ggf. Anpassungen vornehmen.

In der nephrologischen Pflege haben wir eine Situation, die sich noch zugespitzter verhält: Die Anforderungen an eine Pflegekraft in diesem Bereich sind besonders hoch und breit angelegt. Nicht nur sind viele theoretische Grundlagen und ein spezielles, großes Fachwissen gefragt, sondern auch der angepasste Umgang mit den meist multimorbiden Patienten und das Verständnis der komplexen Technik rund um die Dialyse sind essenzielle Faktoren, um die tägliche Arbeit gut bewältigen zu können. Dies ist aktuell ein Problem, denn aufgrund von drohenden Einsparungen bei erfahrenem und qualifiziertem Fachpersonal (Absenkung der Dialyse-Sachkosten-Pauschale) sowie der Verrentung von vielen älteren Fachpflegern sind Einbußen bei der Patientensicherheit wahrscheinlich. Die fundierte Aus-, Fort- und Weiterbildung von angehenden und unerfahrenen Pflegekräften für nephrologische Einsatzgebiete nimmt daher eine immer wichtigere Rolle ein.

U. a. mit diesem Schwerpunktheft der Dialyse aktuell zu den „Grundlagen der Dialyse“ möchten wir vom Georg Thieme Verlag einen Beitrag hierzu leisten. Lesen Sie ab Seite 518 die interessanten Artikel zu dieser Thematik. Natürlich kümmern sich die pflegerisch-nephrologischen Verbände wie die AfnP e. V., der fnb e. V., der AKTX-Pflege e. V. und die EDTNA/ERCA auch verstärkt um eine verbesserte und vermehrte Wissensvermittlung. Mit diesen Fachgesellschaften haben wir über die Jahre fruchtbare Kooperationen und Synergien aufgebaut. Wir sind froh, dass Sie auch Ihnen u. a. in Form von Informationen auf den Fachgesellschaftsseiten, in Form von Kongressen wie der „Nephro Fachtagung Ulm“ (26.–27.02.2016, Hotel Seligweiler) und in Form der jährlichen Verleihung des „Förderpreis Nephrologische Pflege“ zusammen mit der AfnP e. V. zugutekommen.

Wir freuen uns ebenfalls sehr, dass wir seit Mitte 2014 eine sehr gute Kooperation mit der DGfN aufbauen konnten. In vielen Ausgaben der Dialyse aktuell können Sie seither Neuigkeiten aus der DGfN nachlesen. Ärzte können übrigens im Supplement „Im Fokus“ zum Thema „Knochen- und Mineralhaushalt“, das dieser Ausgabe der Dialyse aktuell beiliegt, CME-Punkte sammeln. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre dieser beiden Zeitschriften, frohe Weihnachten sowie einen guten Rutsch ins neue Jahr!