Dialyse aktuell 2015; 19(10): 530-538
DOI: 10.1055/s-0041-109523
Dialyse
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Zitratantikoagulation – Was ist bei der Hämodialyse zu beachten?

Citrate anticoagulation – What is important in hemodialysis?
Manfred Breit
1   Innere Medizin II, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, Trier (Chefarzt: Prof. Dr. Stefan Weiner)
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Publication Date:
22 February 2016 (online)

In Zeiten der ersten extrakorporalen Blutreinigungsverfahren standen den Anwendern zur Verhinderung der Blutgerinnung lediglich Hirudin, später auch Heparin zur Verfügung. Bei den ersten Versuchen kam es jedoch immer wieder durch nicht genügend gereinigtes Hirudin/Heparin zu erheblichen unerwünschten Reaktionen der Patienten auf diese Substanzen. Später, seit 1936, wurde das Heparin industriell hergestellt und gereinigt. Heparin ist immer noch das Medikament der Wahl zur intravenösen Antikoagulation bei der Hämodialyse und verwandten Verfahren. Heparin und die heutigen Alternativprodukte wirken direkt hemmend auf einen einzelnen Gerinnungsfaktor, sodass die Gerinnung extrakorporal, aber auch intrakorporal aufgehoben oder verzögert wird. Doch diese intrakorporale Wirkung ist nicht immer erwünscht. Eine Alternative ist die regionale Antikoagulation mit Zitrat, bei welcher Zitrat als Infusion in den arteriellen Schenkel des extrakorporalen Blutkreislaufes gegeben wird. Zitrat bindet das ionisierte Kalzium im Blut zu einem Komplex, dadurch wird das ionisierte Kalzium inaktiviert und die Gerinnungskaskade unterbrochen. Beim Rückfluss des Blutes in den Körper wird nun das fehlende Kalzium durch eine Kalziuminfusion ersetzt, sodass intrakorporal die Homöostase wieder hergestellt ist. Diese Form der regionalen Antikoagulation wird überwiegend bei den kontinuierlichen Verfahren meist auf den Intensivstationen in Krankenhäusern eingesetzt. Jedoch kann die regionale Zitrat-Kalzium-Antiokoagulation auch bei intermittierenden Hämodialysen in Dialyseeinheiten eingesetzt werden.

In the beginnings of extra-corporal dialysis therapy, there was only hirudin in order to prevent blood clotting, later there was also heparin available. During the first trials, insufficiently purified hirudin/heparin led to substantial adverse reactions of patients against these substances. Later, since 1936, heparin has been produced and purified industrially. Heparin is still the drug of choice for intravenous anticoagulation in hemodialysis and related methods. Heparin and current alternative products act directly inhibitory on a single coagulation factor, so that coagulation is inhibited or delayed extra- and intracorporally. But this intracorporal effect is not always desired. An alternative is regional anticoagulation using citrate: citrate is applied as infusion into arterial blood. Citrate binds ionized blood calcium forming a complex, hereby, ionized calcium is inactivated and the coagulation cascade is interrupted. During backflow of blood into the body, missing calcium is replaced by calcium infusion, so that homeostasis is restored intracorporally. This kind of regional anticoagulation is used mostly in continuous methods in intensive care units of hospitals. But regional citrate calcium anticoagulation can also be used in intermittent hemodialysis treatments in dialysis units.

 
  • Literatur

  • 1 Unterrichtsinhalte der Weiterbildung für nephrologische Fachpflege im Bildungsinstitut am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, Trier.
  • 2 Fachinformation Fresenius Medical Care (FCM). Die regionale Antikoagulation mit multiFiltrate CiCa© – Grundlagen und klinische Durchführung.
  • 3 Aymanns C. Zitratantikoagulation – Hintergründe zur Behandlung von Nierenkranken. Dialyse aktuell 2015; 19: 96-103