Handchirurgie Scan 2015; 04(04): 285-299
DOI: 10.1055/s-0041-104412
Fortbildung
Ellenbogengelenk
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Behandlung der Radiuskopffraktur

Tim Leschinger
,
Kilian Wegmann
,
Michael Hackl
,
Christian Ries
,
Klaus Josef Burkhart
,
Lars Peter Müller
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Publication Date:
16 December 2015 (online)

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Zusammenfassung

Radiuskopffrakturen stellen 33 % der Frakturen im Bereich des Ellenbogengelenks und 4 % aller Frakturen im Erwachsenenalter dar [1]. Die Verletzung des Radiuskopfs als wichtigen Stabilisator des Ellenbogengelenks und Kraftüberträger vom Unterarm auf den Oberarm kann zu Funktionseinschränkungen führen, welche über die Schulter oder das Handgelenk nicht kompensiert werden und große Einschränkungen für die Lebensqualität der betroffenen Patienten bedeuten können.

Der Radiuskopf stellt zusammen mit dem medialen Kollateralband den wichtigsten Valgusstabilisator des Ellenbogengelenks dar. Darüber hinaus neutralisiert er zusammen mit dem Processus coronoideus und dem lateralen ulnaren Kollateralband posterolaterale Rotationskräfte. Außerdem erfolgt die axiale Lastübertragung im Ellenbogengelenk zu 60 % über die radiale Säule [2]. Das Fehlen des Radiuskopfs als axialen Kraftüberträger führt zu einer Mehrbelastung der ulnaren Säule und folglich zu einer ulnohumeralen Arthrose [3]. Radiuskopffrakturen sind jedoch nicht nur als rein ossäre, sondern vielmehr als osteoligamentäre Verletzungen anzusehen. Dies betrifft zum einen die Kollateralbänder, kann aber auch schon bei einfachen Frakturen (Mason Typ I) die Membrana interossea betreffen [4]. Bei mehrfragmentären Radiuskopffrakturen steigt die Inzidenz von Bandverletzungen auf bis zu 87,5 % [5].

Bei der initialen Diagnostik ist es somit von großer Relevanz, begleitende Bandverletzungen bei den einfachen Frakturen des Radiuskopfs zu detektieren bzw. im Therapiealgorithmus der komplexen Frakturen zu berücksichtigen. Entscheidet man sich für eine operative Behandlung, so muss nicht nur die knöcherne, sondern auch die ligamentäre Gelenkstabilität wiederhergestellt werden.