Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2016; 51(03): 152-158
DOI: 10.1055/s-0041-103909
Fachwissen
Anästhesiologie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Patienten mit angeborenem Herzfehler für nicht herzchirurgische Eingriffe – Anästhesiologisches Management

Anesthesiological aspects in non-cardiac surgery for patients with congenital heart disease
Tomohiro Yamamoto
,
Ehrenfried Schindler
Further Information

Publication History

Publication Date:
29 March 2016 (online)

Preview

Zusammenfassung

In Deutschland werden jedes Jahr etwa 6000 Kinder mit angeborenen Herzfehlern (AHF) geboren. Diese Zahl ist unabhängig von der immer besser werdenden Pränataldiagnostik sehr konstant. Es besteht somit zunehmende Wahrscheinlichkeit, dass die bereits operativ versorgten Patienten mit AHF sich auch in nicht spezialisierten Krankenhäusern jederzeit vorstellen können, da viele der operativ versorgten Patienten nun das Erwachsenenalter erreichen. Auch die nicht im täglichen Umgang mit AHF geübten Anästhesiologen können diese Patienten sicher und erfolgreich betreuen, wenn weitergehende Kenntnisse des zugrundeliegenden Herzfehlers und der damit verbundenen Pathophysiologie bekannt sind. Das Ziel dieses Artikels ist, einen respektvollen aber angstfreien Umgang mit korrigierten oder palliativ versorgten Patienten mit AHF zu erreichen.

Abstract

There are about 6000 children with congenital heart diseases (CHD) born in Germany each year. This number is constant irrespective of the improving prenatal diagnostics. As many of the surgically treated patients now reach adulthood, due to the development of treatments and operations for CHD, there is an increasing likelihood that surgically treated patients with CHD come to be treated in non-specialized hospitals at any time. Furthermore, it enables anesthesiologists, who have not so much opportunities to treat patients with CHD, to handle such patients safely and successfully, when further knowledge of underlying heart failure and related pathophysiologic characteristics are known. The purpose of this article is to achieve a respectful and confident treatment for patients who had corrective or palliative operations for CHD.

Kernaussagen

  • Mittlerweile leben deutlich mehr kurativ oder palliativ versorgte Patienten mit angeborenen Herzfehlern (AHF), als Neuerkrankungen auftreten. Damit nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass sich auch in nicht spezialisierten Krankenhäusern ein bereits operativ versorgter Patient mit AHF zu nicht herzchirurgischen Eingriffen vorstellt.

  • Patienten mit zyanotischem Herzfehler sind oft geprägt von den Folgen einer chronischen Hypoxie. Steigt der Hämatokrit > 60 %, sinkt das Herzzeitvolumen aufgrund der erhöhten Blutviskosität und die theoretische Gefahr renaler bzw. zerebraler thrombembolischer Komplikationen könnte steigen. Ein Hk > 70 % könnte eine Koagulopathie induzieren, die mit einem deutlich erhöhten Risiko an zerebralen Insulten verbunden sein kann.

  • Bei pädiatrischen Patienten, insbesondere Patienten < 1 Jahr, ist ein Anstieg des Blutdrucks durch einen Anstieg des Schlagvolumens aufgrund der limitierten Kapazität des linken Ventrikels nur sehr begrenzt möglich. Das Herzzeitvolumen kann hier durch den Anstieg der Herzfrequenz gesteigert werden.

  • Die Einleitung und Aufrechterhaltung der Narkose ist weniger von dem verwendeten Medikament geprägt als von der Maxime, die Kreislaufverhältnisse weitestgehend so zu halten wie im Wachzustand des Patienten. Kein Narkosemedikament ist absolut kontraindiziert bei Patienten mit AHF.

Ergänzendes Material