Schlüsselwörter
Lebererkrankung - Gallenwegsdyskinesie - Phytotherapie
Keywords
Liver disease - biliary dyskinesia - phytotherapy
Von unseren inneren Organen ist die Leber das größte und wiegt etwa 1,5-2 kg. Sie
wird täglich von etwa 2000 Litern Blut durchflossen, das sind etwa 4 Blutkonserven
pro Minute. Über die Pfortader nimmt sie nährstoffhaltiges Blut (z. B. Fette, Kohlenhydrate,
Eiweiße, Glukose, Vitamine und Spurenelemente) aus dem Intestinaltrakt auf, um sie
zu verstoffwechseln und/oder zu speichern. Zudem werden Toxine (exogene Schadstoffe
und endogene Abbauprodukte) in der Leber gebunden und in eine ausscheidungsfähige
Form gebracht. Eine weitere Aufgabe der Leber ist die tägliche Produktion von etwa
einem halben Liter Gallensaft, der in der Gallenblase eingedickt und bedarfsweise
an den Darm zur Fettverdauung abgeben wird.
Ist der Input an Toxinen in die Leber höher als die Outputleistung der konjugierten
Giftstoffe, die durch die Biotransformation in das größte unserer Stoffwechselorgane
gelangt sind, dann kommt es, abhängig von der Dauer und dem Grad der Intoxikation
zu einer allmählichen Schädigung der Leberzellstruktur.
Mariendistel
Hier setzt nun eine der wichtigsten Heilpflanzen für die Leber an: die Mariendistel
(Silybum marianum oder Carduus marianus). Ihren Namen soll sie daher haben, das der
heiligen Maria beim Stillen ein paar Tropfen ihrer Milch auf das Blatt gefallen sind
und dadurch das Blatt seine marmorierte Farbe erhielt. Die Bezeichnung Silybum geht
auf das griechische Wort Sillybon zurück, was Quaste oder Anhängsel bedeutet und sich
wohl auf die Wurzel bezieht oder auf die Blüte.
Sie gehört zu den Korbblütlern (Asteraceae) und zur Unterfamilie der Carduoideae.
Wie ihr Name verrät, ist sie eine Distel und zählt zu den am besten untersuchten Heilpflanzen.
Ihre Heimat ist ursprünglich der Mittelmeerraum. In unseren Breitengraden kommt sie
nur gelegentlich verwildert vor. Verwendet werden die Früchte der Pflanze. Diese enthalten
u. a. 1,5-3 % Silymarin. Bei diesem Wirkstoff fand man 3 gut untersuchte Haupteffekte:
Silymarin ist eine Mischung der Isomere von Silibin, Silicristin und Silidianin. Die
Substanz stabilisiert die Zellmembran der Leberzellen. Das hat einen protektiven Effekt
auf die Invasion von Zellgiften in das Zellinnere. Offensichtlich werden durch Silymarin
Bindungsstellen bzw. Transportsysteme dieser Gifte an der Zellmembran blockiert. Die
Antidotwirkung gegenüber den leberzellschädigenden Noxen wie Alkohol, Chemikalien
und auch Medikamenten beruht offenbar darauf, dass Silymarin an Zellproteine und Rezeptoren
der Zellmembranen binden und dadurch die Toxine verdrängen und ihre Invasion in das
Zellinnere vermindern kann.
Zudem fand man eine schützende Wirkung gegen den transmembralen Verlust von Leberzellenzymen.
Die zellprotektive Wirkung von Silimarin ist natürlich abhängig von der Höhe der zugeführten
Noxen.
Der zellregenerative Effekt erklärt sich durch Aktivierung des Enzyms Polymerase A.
Diese steigert die für die Zellintegration wichtige Eiweißsynthese, dazu kommt die
Wirkung auf die Leberzellproliferation.
Die Hauptwirkstoffe, das Silimarin und seine Isomere, gehören zu den Flavonolignanen.
Sie besitzen überdies eine zuverlässige radikalantagonisierende Wirkung auf die freien
Radikale, die ebenfalls ganz wesentlich zur Schädigung der Leberzelle beitragen.
Aus diesen Effekten ergibt sich die positive Wirkung bei den Lebererkrankungen wie
der Fettleber, der toxischen Hepatose (Alkohol, Berufsnoxen, Medikamente), den virusbedingten
Hepatitiden und durch eine antifibrotische Wirkung bei der Leberzirrhose. Unter der
standardisierten Therapie mit Mariendistelextrakten können die Progredienz der hepatogenen
Erkrankungen gebremst und die Symptome gelindert werden.
Besonders eindrucksvoll ist die Wirkung bei den akuten Knollenblätterpilzvergiftungen.
Bei einer Kontamination mit den Mykotoxinen Amanitin und Phalloidin kommt es nach
etwa 12-24 Stunden zur Blockierung der RNA-Polymerase in den Leberzellen, die daraufhin
absterben. Die Mortalitätsrate der Erkrankten liegt in diesen Fällen bei 30-50 %
Silybinin scheint Amanitin kompetitiv zu hemmen und, wie schon erwähnt, die Biosynthese
der Leberzellproteine zu reaktivieren. Eine sofort eigeleitete Infusionsbehandlung
innerhalb von 24 Stunden mit Silybinin (Legalon® SIL; 20 mg pro kg Körpergewicht und
Tag in 4 Einzeldosen) kann die Mortalitätsrate auf unter 10 % senken.
Auch bei Leberzirrhose, Fettleber und Fettleberhepatitis fand man eine deutlich verbesserte
Überlebensrate. Sogar die Diabetesparameter zeigten eine signifikante Verbesserung.
Klinische Untersuchungen belegen ebenfalls eine antivirale Aktivität von Silibinin
gegenüber dem Hepatitis-C-Virus (HCV) und dem Humanen-Immundefizienz-Virus (HIV).
Monografie der Kommission E
Mariendistelextrakte sind durch die Kommission E positiv monografiert und zur unterstützenden
Behandlung bei chronisch entzündlichen Lebererkrankungen und Leberzirrhose geeignet.
Die empfohlene Dosierung liegt bei 200-400 mg Silymarin pro Tag. Dabei werden bei
oraler Gabe bis zu 20-50 % resorbiert. Die Resorption ist allerdings von der Galenik
des jeweiligen Präparats abhängig.
Präparate, Dosierungen, unerwünschte Wirkungen
Präparate, Dosierungen, unerwünschte Wirkungen
Fertigpräparate und Dosierung
Gängige Fertigpräparate im Handel sind z. B.:
-
Legalon® forte Hartkapseln (Fa. Meda Pharma), 3-mal täglich 1 Hartkapsel unzerkaut
mit etwas Flüssigkeit einnehmen
-
Legalon® Protect Madaus Hartkapseln (Fa. Meda Pharma), 3-mal täglich 2 Hartkapseln
unzerkaut mit etwas Flüssigkeit vor dem Essen einnehmen
-
Legalon® SIL Pulver (Fa. Meda Pharma) zur Herstellung einer Infusionslösung
-
hepa-loges® Hartkapseln (Fa. Loges), 3-mal täglich 1 Hartkapsel mit ausreichend Flüssigkeit
einnehmen
-
Hepar-Pasc® (Fa. Pascoe), Erwachsene und Kinder > 12 Jahre: 3- bis 4-mal täglich 1
Filmtablette unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit einnehmen
-
Phytohepar® novo Hartkapseln (Fa. Steigerwald), Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren:
2-mal täglich 1 Hartkapsel unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit jeweils nach einer
Mahlzeit einnehmen; Hartkapsel nicht im Liegen einnehmen
Nebenwirkungen
Nebenwirkungen werden lediglich bei 1-2 % der Fälle beobachtet. In der Regel sind
dies nur leichte, passagere gastrointestinale Beschwerden.
Teeanwendung
Die Mariendistel eignet sich auch als Teeanwendung: Man übergießt 1-2 Teelöffel Mariendistelfrüchte
mit 1 Tasse kochendem Wasser und lässt ihn 10-20 Minuten ziehen. Nach dem Abseihen
werden täglich 1-3 Tassen schluckweise getrunken. Eine Kur kann wegen der geringen
Nebenwirkungen unbedenklich über 6 Wochen und länger angewendet werden.
Artischocke
Schon die alten Ägypter schätzten die Artischocke (Cynara scolymus) ([Abb. 1]) als wertvolle Heilpflanze, die sich aber nur die Wohlhabenden leisten konnten.
Heute freuen wir uns, wenn sich die wohlschmeckenden und erschwinglichen Artischockenherzen
auf unserer Pizza finden. Sie ist ebenfalls ein distelähnlicher Korbblütler (Asteraceae),
dessen Heimat das Mittelmeergebiet ist. Verwendet werden die Laubblätter (Cynarae
folium). Die Artischockenblätter enthalten hauptsächlich 3 Substanzklassen:
Abb. 1 Cynara scolymus − die Artischocke. © Paulista/Fotolia
-
Kaffeesäurederivate (Caffeoylchinasäure), v. a. Chlorogensäure und Cynarin, sowie
-
Flavonoide, v. a. Luteolin, und deren Verwandter, das Cynarosid
-
und bis zu 4-5 % Bitterstoffe vom Sesquiterpenlactontyp wie das Cynaropikrin.
Ihre Wirkungen sind z. T. ähnlich denen der Mariendistel: leberregenerierend, hepatoprotektiv,
antidyspeptisch, karminativ, appetitanregend, antiemetisch, antioxidativ. Dazu kommen
noch choleretische und lipidsenkende Effekte.
Cynarin ist für die hepatoprotektive Wirkung verantwortlich. Es schützt die Zellmembran
vor Toxinen.
Das Flavonoid Luteolin wirkt antioxidativ, antiphlogistich und immunmodulatorisch.
Es hemmt Interleukin 6 und ist ein PDE4-Hemmer. Auch scheint es positive Effekte auf
den Kohlenhydratstoffwechsel und eine antikarzinogene Wirkung zu besitzen.
Flavonoide und Caffeoylchinasäure-Abkömmlinge besitzen zudem eine cholagoge und choleretische
Wirkung, d. h. sie regen die Gallensäureproduktion in der Leber und deren Abgabe in
den Darm an.
Bitterstoffe wie das Cynaropikrin steigern die Magensäureproduktion und regen damit
den Appetit an.
Aufgrund synergistischer Wirkmechanismen wie die verminderte Cholesterinsynthese in
den Leberzellen, vermehrte Ausscheidung von Cholesterin, erhöhter Cholesterinabbau
bei der Gallensäuresynthese senken Artischockenextrakte nach einer 6-wöchigen Anwendungsdauer
den Gesamtcholesterin- und Triglyzeridgehalt um bis zu 12 %, LDL wird vermehrt in
HDL konvertiert.
Die mittlere Tagesdosis wird mit 6 g Droge angegeben.
Monografie der Kommission E
Artischockenblätter (Cynarae folium) sind durch die Kommission E positiv monografiert
und werden für die Indikation „dyspeptische Beschwerden“ empfohlen.
Als Gegenanzeigen werden Allergie gegen Artischocken oder andere Korbblütler sowie
Verschluss der Gallenwege genannt.
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Mitteln sind laut Kommission-E-Monografie
nicht bekannt.
Präparate und Dosierungen
Präparate und Dosierungen
Einige im Handel erhältliche Fertigpräparate enthalten standardisierte Artischockenblättertrockenextrakte:
-
Ardeycholan® Kps. (Fa. Ardeypharm), Dosierung: Erwachsene und Heranwachsene ab 12
Jahren: 3-mal 1 Hartkapsel täglich.
-
Cholagogum Nattermann® Artischocke Kapseln/Flüssigkeit (Fa. Cassella-med), Dosierung:
Zu den Mahlzeiten mit ausreichend Flüssigkeit: Kapseln: Erwachsene und Kinder > 12
J. 3-mal täglich 1 Hartkapsel unzerkaut einnehmen; Liquidum: Erwachsene und Kinder
> 12 J. 3-mal täglich 10 ml.
-
Hepar-SL® 320 mg Hartkapseln (Cassella-med), Hepar-SL® forte 600 mg überzogene Tabletten
(Cassella-med), Dosierung: Erwachsene und Heranwachsene ab 12 Jahre nehmen 2-mal täglich
2 Hartkapseln bzw. 1 überzogene Tablette zu den Mahlzeiten unzerkaut mit Flüssigkeit
ein.
-
Hepar-POS® Hartkapseln (Ursapharm), Dosierung: Erwachsene und Kinder > 12 Jahre: 3-mal
täglich 1 Hartkps. zu den Mahlzeiten mit Flüssigkeit einnehmen.
Rote Bete
Ähnliche Wirkung wie die Mariendistel wird der Roten Bete, syn. Rote Rübe (lat. Beta
vulgaris) bescheinigt ([Abb. 2]). Sie ist sehr eng mit der Zuckerrübe und dem Mangold verwandt und eine Kulturform
der wilden Rübe und stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum.
Abb. 2 Beta vulgaris − Rote Bete. © Lucky Dragon/Fotolia
Der Hauptwirkstoff dieser Pflanze ist das Glykosid Betain, das ihr auch die charakteristische
rote Farbe verleiht, die blasse Lippen und das Essen auf dem Teller rot färbt. Daneben
enthält sie einen hohen Gehalt an Vitamin B, Folsäure, Kalium und Eisen.
Betain gehört, ähnlich wie das Methionin zu den essenziellen hepatotropen Aminosäuren
und greift nach Fintelmann und Weiss in der Leberzelle in den Methylierungszyklus
ein, indem sie als Mythyldonator wirkt. Das unterstützt die Leberzellregeneration.
Zudem wird der Roten Bete nachgesagt, den Blutdruck und den Homocysteinspiegel zu
senken und bei Sportlern eine Leistungssteigerung zu bewirken. Empfohlen wird eine
Einnahme von 500 ml Saft täglich bzw. vor der sportlichen Betätigung.
Präparate und Dosierungen
Betain gibt es als Fertigpräparate im Handel:
-
Flacar® (Fa. Schwabe) Beutel, Dosierung: 2- bis 4-mal täglich 1 Beutel
-
Cystadane® (Fa. Orphan Europe), Pulver, Dosierung: 2-mal täglich 3 g Pulver
Schafgarbe
Keine direkte Wirkung auf den Leberstoffwechsel wohl aber indirekt auf die Oberbauchbeschwerden
im Rahmen einer Lebererkrankung kommt der Schafgarbe (Achillea millefolium) zu. Die
Schäfer lieben sie, weil sie ihre Schafe gesund macht. Auch Achilles, daher der lateinische
Name, kurierte mit ihr seine Wunden. Die Schafgarbe ist eine nahe Verwandte der Kamille
(Matricaria chamomilla) und besitzt ähnliche Eigenschaften. Aufgrund ihrer Inhaltsstoffe,
ätherische Öle (Proazulen), Bitter- und Gerbstoffe sowie Flavonoide, wirkt sie u.
a. spasmolytisch, antiphlogistisch, tonisierend, karminativ, cholagog, appetitanregend
und wundheilungsfördernd. Verwendet wird das ganze Kraut (Millefolii herba), vorzugsweise
als Teedroge. Da sie zu den häufigsten heimischen Pflanzen gehört, eignet sie sich
vorzüglich zur Selbstmedikation: 1 Teelöffel feingeschnittener Droge mit 1 Tasse heißem
Wasser übergießen, 5 Minuten abgedeckt ziehen lassen, abseihen, 3- bis 4-mal täglich
1 Tasse langsam schluckweise trinken. Der Tee eignet sich auch sehr gut als feuchtwarmer
Leberwickel.
Phytotherapeutika bei Gallenwegsdykinesien
Phytotherapeutika bei Gallenwegsdykinesien
Die für die Phytotherapie eine der relevantesten Erkrankungen sind die Gallenwegsdyskinesien.
Sie sind funktioneller Natur und beruhen auf einer Motilitätsstörung der Gallenblase
und Gallengänge. Die hier wirksamen Heilpflanzen sind aber nicht isoliert auf die
Gallenblase und die Gallengänge beschränkt zu sehen, sondern in aller Regel Ausdruck
eines gestörten Zusammenspiels aller Oberbauchorgane. Gerade bei diesen Erkrankungen
kommt die Vielseitigkeit der Phytotherapie zur Geltung. Heilpflanzen haben nie nur
eine Wirkung auf ein Organ, sondern zeichnen sich durch ein ganzes Portfolio ihrer
Wirkstoffgemische an organübergreifenden Effekten aus. Pflanzen, die bei Gallenwegsdyskinesien
wirksam sind, sind dies häufig auch bei der funktionellen Dyspepsie (Reizmagen, Reizdarm).
Im Rahmen dieser Arbeit können bei weitem nicht alle Heilpflanzen beschrieben werden,
die es verdient hätten.
Folgende Pflanzen haben einen Bezug zu funktionellen Gallenbeschwerden:
-
Wermut
-
Schöllkraut
-
Erdrauchkraut
-
Rettich
Wermut
„Wermot ist för alles got“ sagt der Norddeutsche und hat Recht, wenn er ans üppige
Essen denkt. Die alten Ägypter und die Griechen schätzten und verwendeten schon das
Kraut gegen viele Krankheiten, so steht es schon im berühmten Papyrus Ebers.
Im Paris des 19. Jahrhunderts kannte man die „grüne Fee“ und bekannte Literaten und
Künstler waren ihr zur „L’heure verte“ erlegen. Auch mancher Seefahrer ging am Absinthismus
elendig zu Grunde. Es geht um den Wermut, der bittere Beifuß (Artemisia absinthium)
ein Korbblütler. Der Name verrät schon etwas von seinen Wirkstoffen: ein Bitterstoff
(Amarum aromaticum). „Was bitter im Mund ist dem Magen gesund“ wussten immer schon
die Pflanzenheilkundigen. So regt er den Appetit an durch die Erhöhung der Speichel-
und Magensaftsekretion, wirkt verdauungsfördernd, karminativ und v. a. choleretisch.
Auch besitzt er einen zentral anregenden, psychedelischen, visionsfördernden halluzinogenen
Effekt. Es heißt, dass eine Tasse Wermuttee die Konzentration mehr fördert, als eine
Tasse Kaffee.
Monografie der Kommission E
In der Monografie der Kommission E werden als Anwendungsgebiete Appetitlosigkeit,
dyspeptische Beschwerden, die auf einer gestörten Galleausscheidung durch die Gallenblase
beruhen, sowie Dyskinesien der Gallenwege angegeben.
Tee und Tinktur
Als Anwendungen dienen der Tee und die Tinktur.
Tee: 1 Teelöffel fein geschnittener Droge mit 1 Tasse kochendem Wasser übergießen, 1-2,
max. 5 Minuten ziehen lassen, abseihen; einige Zeit nach den Mahlzeiten je 1 Tasse
trinken.
Tinktur: 3-mal täglich 10-30 Tropfen wegen der Bitterstoffe in reichlich Wasser einnehmen.
Fertigpräparate
Bewährte Fertigpräparate sind:
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Abdomilon® N Sirup (Fa. Cesra), 3-mal täglich 1 Messbecher.
-
Amara-Tropfen (Fa. Weleda), bei Appetitlosigkeit 10-15 Tropfen 15 Minuten vor dem
Essen einnehmen. Bei Störungen der Verdauung 10-15 Tropfen 1 Stunde nach dem Essen
einnehmen Kinder von 6-11 Jahre erhalten 5-8 Tropfen; Kleinkinder von 1-5 Jahren 3-5
Tropfen täglich.
-
metamarianum® B12 N Mischung (Fa. meta Fackler), 1- bis 6-mal täglich 5 Tropfen.
-
Pascopankreat® Tabletten Filmtabletten (Fa. Pascoe), mittags und abends jeweils 1
gelbe Tablette vor und 1 rote Tablette während oder nach den Mahlzeiten unzerkaut
mit etwas Flüssigkeit einnehmen.
Sämtliche genannten Präparate sind Komplexmittel und enthalten noch weitere synergistisch
wirkende Pflanzenextrakte.
Schöllkraut
Das Schöllkraut (Chelidonium majus) enthält ca. 30 Alkaloide, Flavone, Bitterstoffe
und ätherisches Öl. Es gehört zu den Mohngewächsen (Papaveraceae). Verwendet wird
das blühende Kraut (Chelidonii herba). Ähnlich wie das Papaverin, aber schwächer,
wirkt es spasmolytisch und choleretisch. Im Tierversuch zeigte sich eine Steigerung
der Gallenproduktion von 60 %.
Tee und Tinktur
Angewendet wird Schöllkraut als Tee oder Tinktur.
Tee: 2 Teelöffel fein geschnittener Droge mit 1 Tasse kochendem Wasser übergießen, 5-10
Minuten ziehen lassen, abseihen und zwischen den Mahlzeiten 3-mal täglich 1 Tasse
warm trinken.
Tinktur: 3-mal täglich 20 Tropfen in etwas Wasser.
Fertigpräparate
Geeignete Fertigpräparate sind:
-
Chelidonium comp. Dilution (Fa. Weleda), 2- bis 3-mal täglich vor den Mahlzeiten einnehmen.
Einzeldosis: Erwachsene und Kinder ab 6 Jahren 5-10 Tropfen; Kinder von 1-5 Jahren
5-8 Tropfen; Säuglinge im 1. Jahr 3-5 Tropfen.
-
Iberogast® Flüssigkeit (Fa. Steigerwald), 3-mal täglich vor oder zu den Mahlzeiten
in etwas Flüssigkeiten einnehmen; Erwachsene und Jugendliche ab 13 Jahren 20 Tropfen,
Kinder von 6-12 Jahren 15 Tropfen, Kinder von 3-6 Jahren 10 Tropfen.
Auch diese Präparate sind als Komplexmittel im Handel.
Erdrauch
Hexen und Zauberer lösten sich durch ihn in Rauch auf: Ob daher der Name Erdrauch
(Fumaria officinalis) stammt, ist eher ungewiss. Die Pflanze gehört ebenfalls zu den
Mohngewächsen. Auch er hat u. a. diverse Alkaloide , die ähnlich wirken, wie die des
Schöllkrauts. Dazu kommen u. a. Flavonoide und Bitterstoffe. Verwendet wird das Kraut.
Er ist eine alte Heilpflanze, die allerdings heute kaum noch Verwendung findet.
Tee
Tee: 2 Teelöffel der zerkleinerten Droge mit 1 Tasse kochendem Wasser übergießen,
10 Minuten ziehen lassen, abseihen und zu den Mahlzeiten je 1 Tasse täglich warm trinken.
Pflanzliche Fertigpräparate sind, soweit beurteilbar, nicht mehr auf dem Markt.
Rettich
Der Rettich ist eine sehr alte, aus Asien stammende Kulturpflanze. Schon im alten
Ägypten gab man den Pyramidenbauern Rettich, Knoblauch und Zwiebeln, denn bei den
schlechten hygienischen Verhältnissen brauchten die schwer schuftenden Arbeiter antibiotisch
und gastrointestinal wirksame „Medikamente“. Das hat sogar zu dem möglicherweise ersten
verbrieften Streik in der Geschichte geführt. Der Rettich gehört zu den Kreuzblütlern,
will heißen Senfölpflanzen. Er enthält Vitamin C, Carotin, B-Vitamine, viele Mineralstoffe
und Spurenelemente wie Kalium, Natrium, Magnesium, Kalzium, Phosphor, Eisen, Selen,
Bor, Brom, Fluor, Kobalt, Mangan, Schwefel, Zink und Enzyme, Raphanol, Senfölglykoside
und Bitterstoffe. So hat er im Gastrointestinaltrakt eine choleretische, spasmolytische,
motilitätsfördernde, antimikrobielle, sogar antikanzerogene Wirkung. Er wirkt also
u. a. bei dyspeptischen Beschwerden, besonders infolge von Dyskinesien der Gallenwege.
Einnahmeempfehlung
Den Rettich ([Abb. 3]) nimmt man am besten als Frischpflanzensaft zu sich. Folgende Zubereitung hat sich
bewährt:
Abb. 3 Rettich. © dinostock/Fotolia
Bei Gallen- und Lebererkrankungen nimmt man 50 ml täglich auf nüchternen Magen ein,
steigert die Menge nach einigen Tagen langsam auf bis zu 4-mal 200 ml Rettichsaft
täglich und reduziert dann die Menge wieder langsam auf 50 ml täglich. Bei kurmäßiger
Anwendung über 3 Wochen sollte man nach 4-5 Tagen eine Pause von 2-3 Tagen machen.
Wer sich den Saft nicht selber herstellen möchte, was sehr einfach geht und preiswert
ist, kann sich von der Firma Schoenenberger „Naturreiner Heilpflanzensaft Schwarzrettich
Presssaft“ besorgen.
Dosierung: Erwachsene und Kinder ab 12 Jahren 3-mal täglich vor den Mahlzeiten 10
ml unverdünnt oder mit etwas Flüssigkeit einnehmen.
Löwenzahn
Der viel gescholtene Löwenzahn, den niemand im Garten haben möchte, ist alles andere
als ein Unkraut, sondern eine der wertvollsten Heilpflanzen! Er ist ein Korbblütler
und gehört zu den Zichoriengewächsen. Seine Inhaltsstoffe sind:
Bitterstoffe (z. B. Taraxin), Triterpenoide, Phytosterine, Inulin 40 %, Cholin, Vitamine
(u. a. Ascorbinsäure), Mineralstoffe (u. a. viel Kalium).
Er hat gleich zwei wertvolle Wirkungen, nämlich auf den Verdauungstrakt und auf die
Nieren. Im Gastrointestinaltrakt zeigt er seine cholagogen, verdauungsfördernden,
appetitanregenden Eigenschaften, im Harnwegsbereich seine diuretisch aquaretische
Wirkung und die ist durchaus nicht unbeträchtlich (deshalb nennt ihn der Franzose
auch „piss en lit“). So eignet sich ein Löwenzahnextrakt v. a. bei dyspeptischen Beschwerden,
bei Nierenschwäche, zur Frühjahrskur und wegen seines Bitterstoffgehaltes auch als
bekömmlicher allerdings gewöhnungsbedürftiger Kaffeeersatz (Muckefuck).
Tee
Am besten wirkt er als Tee v. a. aus der frisch geernteten Pflanze, die man kurmäßig
anwenden kann.
So wird der Tee zubereitet: 1-2 Teelöffel fein geschnittener Droge mit 1 Tasse Wasser
kalt ansetzen, kurz aufkochen, übergießen, 15 Minuten ziehen lassen, abseihen; morgens
und abends je 1 Tasse über 4-6 Wochen trinken.
Tinktur
Auch die Löwenzahntinktur kann sehr hilfreich sein: Man nimmt davon 3-mal täglich
10-15 Tropfen in etwas Wasser.
Fertigpräparate
Löwenzahnextrakte sind in diversen pflanzlichen und homöopathischen Kombinationsmitteln
enthalten, die z. T. oben schon erwähnt wurden. Weiteres Präparat:
-
Aranicyn Leber-Gallemittel Mischung (Fa. Weber & Weber), Dosierung: Bei akuten Zuständen
alle halbe bis ganze Stunde, höchstens 6-mal täglich, je 5 Tropfen, bei chronischen
Verlaufsformen 1- bis 3-mal täglich 5 Tropfen einnehmen.
Fazit
Die Phytotherapie ist eine starke und verlässliche Partnerin in der Behandlung der
Leber- und Gallenerkrankungen, wenn man sie gezielt einsetzt und sie in ein sinnvolles
Therapiekonzept einfügt.