Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2015; 50(6): 426-434
DOI: 10.1055/s-0041-102700
Fachwissen
Anästhesiologie: Topthema
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Der suchtkranke Patient in der Anästhesie – Postoperative Überwachung und Behandlung

The addicted patient in anaesthesia – benzodiazepine dependence
Caren Tietz
,
Christof Maria Strang
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Publication Date:
06 July 2015 (online)

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Zusammenfassung

Als Folge der demografischen Entwicklung wird sich der Anteil ältere Patienten, die sich operativen Eingriffen unterziehen und anästhesiologisch betreut werden müssen, zunehmend erhöhen. Der Verbrauch von Benzodiazepinen nimmt nachweislich mit steigendem Lebensalter zu und damit wächst auch die Gefahr der Abhängigkeit mit einem hohen Risiko an Nebenwirkungen wie kognitive Störungen, Delir und Stürzen. Eine langfristige Einnahme kann auch bei Niedrigdosierungen perioperative Entzugssymptome hervorrufen. Der vorliegende Artikel weist auf Besonderheiten und Komplikationen hin, die v. a. bei Patienten im höheren Lebensalter mit einer kritischen Benzodiazepineinnahme verbunden sind.

Abstract

As a result of the demographic change, the proportions of elderly patients undergoing operations and anesthesia are increasingly important. The consumption of benzodiazepines evidently rises with increasing age. Associated with the increasing consumption in the elderly is the risk of cognitive impairment, delirium, falls and fractures. Also long-term benzodiazepine use in low-dose may induce perioperative withdrawal syndrome. The following article will present characteristics and complications accompanied by critical benzodiazepine use especially in the elderly patients.

Kernaussagen

  • Suchtkranke Patienten sind chronisch kranke Patienten.

  • Die Therapie der Suchterkrankung steht nicht im Vordergrund, sondern die Vermeidung und Behandlung von Komplikationen.

  • Wichtige Komplikationen sind Delir und Entzugssyndrome.

  • Zur Diagnostik des Delirs gehört eine regelmäßige Anwendung von Screening-Instrumenten.

  • Der Delirprävention kommt große Bedeutung zu.

  • Delir und Entzugssyndrom sind schwer zu differenzieren.

  • Psychische Begleiterkrankungen können ein Trigger für Angst, Depression, Immobilisierung und Demotivation sein.

  • Durch eine gute Schmerztherapie unter Ausnutzung aller Optionen können Komplikationen vermieden werden.

  • Die Einleitung einer Substitutionstherapie sollte in Absprache mit einem Psychiater erfolgen.

Ergänzendes Material