Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2016; 51(01): 50-55
DOI: 10.1055/s-0041-101755
Fachwissen
Schmerztherapie: Topthema
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Qualität der Schmerztherapie in Deutschland – Qualitätsmanagement und -sicherung in der Akutschmerztherapie

Quality improvement in acute pain management in Germany
Winfried Meißner
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Publication Date:
09 February 2016 (online)

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Zusammenfassung

In Deutschland haben sich verschiedene Projekte zum Qualitätsmanagement in der postoperativen Schmerztherapie etabliert. Dabei wird zwischen Strukturqualität (z. B. personelle und sachliche Ausstattung), Prozessqualität (z. B. Anwendung standardisierter Behandlungsschemata) und Ergebnisqualität (z. B. Schmerzintensität, Nebenwirkungen, Zufriedenheit) unterschieden. Während Leitlinien und Empfehlungen den Aufbau evidenzbasierter Strukturen und Prozesse unterstützen und Hilfen bei Entscheidungsfindungen sind, bieten Akutschmerzregister mit ihren Feedback- und Benchmarking-Funktionen eine wirklichkeitsgetreue Abbildung der Ergebnisqualität und können gezielt zur Qualitätsverbesserung genutzt werden. Zertifizierungsprojekte beurteilen die Einhaltung bzw. das Erreichen definierter Qualitätsstandards anhand festgelegter Qualitätskriterien.

Abstract

In Germany, different quality management approaches in postoperative pain management have been established. In this context, quality is distinguished into structure quality (e.g. personnel and equipment resources), process quality (e. g. standardized treatment schemes) and outcome quality (e.g. pain intensity, side effects, satisfaction). While guidelines and recommendations help to set up evidence based structures and processes and offer support for decision making, benchmark projects offer insights in real life conditions. By use of feedback and benchmarking tools, they can be used for outcome-oriented quality improvement. Certification projects assess compliance with or achievement of defined quality criteria on the basis of predefined structure, process, and outcome parameter.

Kernaussagen

  • Etwa die Hälfte aller Patienten berichtet auch heute noch über inakzeptable postoperative Schmerzen.

  • Qualitätsmerkmale werden in die Kategorien Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität unterteilt.

  • Parameter der Ergebnisqualität sind z. B. Schmerzreduktion, Nebenwirkungen, Komplikationen, Kosteneinsparungen, chronische Folgen und Zufriedenheit.

  • Benchmarking ist ein Werkzeug zur Qualitätsverbesserung, das Elemente des Vergleichens und des gegenseitigen Lernens nutzt.

  • Best Practice bezeichnet Methoden, die sich im klinischen Alltag besonders bewährt haben, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Sie werden im Rahmen von Benchmarkprozessen identifiziert.

  • Peer Review ist definiert als kritische (Selbst-)Reflexion des ärztlichen Handelns im Dialog mit Fachkollegen.

  • Leitlinien sind systematisch entwickelte Hilfen für Ärzte zur Entscheidungsfindung in spezifischen Situationen. Sie müssen jedoch immer an die individuelle Situation angepasst werden und sind daher nicht bindend.

  • Es existiert eine deutsche S3-Leitlinie „Behandlung akuter perioperativer und posttraumatischer Schmerzen“ aus dem Jahr 2007, die derzeit überarbeitet wird.

  • Benchmarkprojekte (QUIPS, PAIN OUT) erheben Ergebnisqualitätsparameter aus Patientenperspektive und spiegeln diese den Kliniken vergleichend zurück.

  • Zertifizierungsprojekte (Certkom, TÜV Rheinland) messen den Erreichungsgrad vorgegebener Struktur-, Prozess- und (Certkom) Ergebnisparameter. Dazu werden Audits durchgeführt.

Ergänzendes Material