Wer geglaubt hat, bei der Erforschung und Behandlung von Angststörungen sei bereits
alles gesagt, und es gäbe nichts Neues zu erwarten, der hat mit diesem Heft wahrscheinlich
eine Überraschung erlebt: Angststörungen sind und bleiben ein spannendes Thema!
Dass es so etwas wie einen Wettstreit der Therapieschulen gibt, hat sich bei den Angststörungen
als produktiv für die Patienten erwiesen: Die tiefenpsychologisch fundierte Therapie
hat dieses Feld nicht kampflos den Verhaltenstherapeuten überlassen, sondern mit der
Entwicklung manualisierter, empirisch gut überprüfter Konzepte auf psychodynamischer
Grundlage nachgelegt. Die Übersichtsarbeit von Joraschky und Petrowski veranschaulicht
dies eindrucksvoll. Psychodynamische Therapieansätze greifen erwartungsgemäß über
das störungsbestimmende Phänomen der Angst hinaus und ermöglichen so eine erfolgsversprechende
Behandlung auch bei komorbid und komplex gestörten Patienten, bei denen eine Konfrontationstherapie
vielleicht nur einen partiellen oder vorübergehenden Erfolg gebracht hätte. Der Beitrag
von Salzer, Leichsenring und Leibing beschreibt die Grundlagen eines solchen manualisierten
psychodynamischen Vorgehens anhand der SOPHO-NET-Studie.