Hintergrund Knapp 70 000 Frauen erkranken jährlich an ein Mammakarzinom in Deutschland. Die ambulante
fachärztliche Versorgung ist nur unzureichend in einigen Regionen vertreten. Gerade
in Flächenländern ist es notwendig, dass eine Patientin mehr als 30-50 km bis zur
nächsten fachärztlichen Versorgung zurücklegen muss. Auf der anderen Seite besteht
auch eine gewisse Scham, wenn über einige Jahre keine Vorstellung der Patientin mehr
erfolgte.
Diagnostik Eine 67- jährige Patientin wird in der Frauenklinik konsiliarisch bei Vd. Auf ein
Mammakarzinom rechts vorgestellt. Die primäre Aufnahme erfolgte über die Rettungsstelle
in die HNO bei Mittelgesichts- und Kieferfraktur nach Trauma. Bei der körperlichen
Diagnostik zeigte sich ein 5 cm großer Tastbefund rechts retroarelär. In der Stanzbiopsie
konnte ein lobuläres Mammakarzinom cT3 cN+ HR+ Her2- Ki67 10-15 % nachgewiesen werden.
Die weitere Diagnostik ergab einen Fußballgroßen Tumor im Abdomen, des Weiteren finden
sich ossäre Metastasen ohne Frakturgefährdung. Bei kachektischem Habitus werden die
abdominellen Organe cranialisiert.
Therapie Im Tumorboard wird zur operativen Abklärung entschieden. Bei der Längslaparotomie
stellt sich ein riesiger glatt begrenzter Tumor eines Ovars da. Die histologische
Untersuchung zeigte: ein Zystadenokarzinom des Ovars, sowie darin befindend eine Metastase
des bekannten lobulären Mammakarzinoms.
Die Patientin erhielt Letrozol, Ribociclib und Denosumab und wurde mit der Unterstützung
eines SAPV in die Häuslichkeit entlassen.
Zusammmenfassung Als Facharzt ist es essentiell, nicht nur Scheuklappen für das eigene Fachgebiet
angelegt zu haben. Die Versorgung gerade in ländlichen Regionen wird sich in Zukunft
verschlechtern. Eine Patientin mit fortgeschrittenen Karzinomen, multiplen Karzinomen
verschiedener Entität und metastasierten Karzinomen erfordert eine interdisziplinäre
Zusammenarbeit und ganzheitliche Versorgung.