Nervenheilkunde 2018; 37(11): 779-785
DOI: 10.1055/s-0038-1675695
Universitätsklinikum Ulm
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Neuronale Korrelate von sozialem Ausschluss bei psychischen Erkrankungen

Neural correlates of social exclusion in psychiatric disorders
K. Malejko
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III, Universitätsklinikum Ulm
,
B. Abler
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III, Universitätsklinikum Ulm
,
R. Brown
2   Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm
,
H. Graf
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III, Universitätsklinikum Ulm
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Publikationsverlauf

eingegangen am: 02. September 2018

angenommen am: 17. September 2018

Publikationsdatum:
30. Oktober 2018 (online)

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Zusammenfassung

Ablehnung in zwischenmenschlichen Situationen oder sozialer Ausschluss wird umgangssprachlich häufig als schmerzhaft beschrieben. Wissenschaftliche Untersuchungen konnten zeigen, dass sozialer Ausschluss in der Tat gleichzeitig mit der Aktivierung von neuronalen Netzwerken einhergeht, die auch bei physischem Schmerz reagieren. Unter experimentellen Bedingungen wird sozialer Ausschluss dabei vorwiegend mit dem Cyberball-Paradigma operationalisiert, das in dem vorliegenden Artikel vorgestellt wird. Da einerseits sozialer Ausschluss als Risikofaktor für die Entwicklung psychischer Erkrankungen gilt und darüber hinaus Störungen der sozialen Interaktion ein diagnoseübergreifendes Symptom darstellen, ist die Untersuchung neurofunktioneller Korrelate sozialer Zurückweisung nicht nur von grundlagenwissenschaftlichem, sondern auch von klinischem Interesse. In diesem Artikel werden Befunde zu neuronalen Korrelaten sozialer Zurückweisung bei Patienten mit psychischen Erkrankungen vorgestellt, die zumeist mit funktionell-magnetresonanztomografischer Untersuchungen erhoben wurden. Wir fokussieren dabei auf Untersuchungen von Patienten mit emotional-instabiler Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ, mit nicht suizidalem selbstverletzendem Verhalten sowie mit depressiver Störung.

Summary

Social exclusion is perceived as “hurtful” and is not only described by pain words. Research has shown, that social rejection activates neural networks that also react to the experience of physical pain. Under experimental conditions, social exclusion is operationalized by the so-called cyberball-paradigm that we introduce in this article. Considering social exclusion as a risk factor for several psychiatric disorders and dysfunctional social interaction is a frequent symptom across psychiatric diagnoses, the investigation of neural correlates of social exclusion seems not only a topic of interest fo basic research but may be an issue with remarkable clinical implications. In this article, we introduce findings on neural correlates of social exclusion and summarize functional magnetic resonance imaging studies in patients with borderline personality disorder, non-suicidal self-injurious behavior and depressive disorder.