Arthritis und Rheuma 2018; 38(04): 265-271
DOI: 10.1055/s-0038-1669794
Rheuma und Lifestyle
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Chronische Schmerzerkrankung und Bewegung/Aktivität/Sport

Chronic pain disease and motion, activity, sports
M. Pfingsten
1   Schmerzklinik, Klinik für Anästhesiologie, Universitätsmedizin Göttingen
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Publication Date:
22 August 2018 (online)

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Zusammenfassung

Patienten mit Schmerzen zeigen oftmals ein bestimmtes Verhalten, das sich vorrangig durch Inaktivität, Schonung und Vermeidung auszeichnet. Dieses Verhalten wird als ein aufrechterhaltender Mechanismus in der Chronifizierung von Schmerzerkrankungen angesehen. Im Rahmen des sogenannten Angst-Vermeidungs-Modells sind die kognitiven, emotionalen und verhaltensmäßigen Zusammenhänge dieses Verhaltens dargestellt, das durch Lernprinzipien der operanten Konditionierung erklärbar wird. Dieses gelernte Verhalten ist sehr löschungsresistent und Patienten finden selbstständig oftmals keinen Ausweg mehr daraus. Die oftmals zu beobachtende Inaktivität von Menschen mit Schmerzerkrankungen hat damit einen psychologischen Hintergrund, der nicht im direkten bzw. bewussten Einfluss der Betroffenen selbst steht. Für das Ablegen dieses Vermeidungsverhaltens und für die Wiederaufnahme normalen körperlich aktiven Verhaltens können verhaltenstherapeutische Prinzipien hilf-reich sein, die in Patienteninformationen bzw. der Ausgestaltung körperlicher Aktivierungsprogramme Berücksichtigung finden. Derartige Mechanismen scheinen auch bei Rheumapatienten Relevanz zu haben.

Summary

Patients suffering from pain often display a certain behavior including loss of activity, rest and avoidance. This behavior is discussed as maintaining mechanism in the chronification process of pain diseases. Within the framework of the so-called fear-avoidance-model cognitive, emotional and behavioral associations of this avoidance-behavior are painted out, and especially the association of the operant conditioning process as a main issue of that model. This learned avoidance behavior is hardly extincted, patients do not find out of that behavior by their own efforts. Thus, loss of activity of pain patients often has a psychological background and is not under conscious control of the individuum. To restore normal behavior cognitive-behavioral techniques can be useful, especially if they are encorporated in patient information and in the arrangement of activity programs. These mechanisms apear to be relevant also in rheumatoid diseases.