Crohnpatienten mit Adeno- und Plattenepithelkarzinomen sind selten, stellen aber eine
besondere Herausforderung an die onkologische Therapie. Welche Besonderheiten sind
bei der operativen Behandlung zu beachten?
Im Zeitraum von 2005 – 2017 wurden am Evangelischen Krankenhaus Kalk neun Patienten
mit crohn-assoziierten Karzinomen des Anorektums operiert. 8/9 Patienten hatten ausgedehnte
transsphinktäre Analfisteln, 9/9 eine anorektale Stenose. Das Karzinom war im Mittel
24 Jahre nach Erstdiagnose des M. Crohn aufgetreten, das Fistelleiden hatte 16 Jahre
bestanden. Bei 8 Patienten war die Diagnose präoperativ gestellt worden, 1x lag ein
intraoperativer Zufallsbefund vor. 7 dieser 8 Patienten konnten neoadjuvant entsprechend
der Leitlinien behandelt werden, 1x war ein supralevatorischer Abszess eine Kontraindikation.
5 Patienten erhielten eine Radiochemotherapie unter dem Schutz eines Deviationsstomas.
Bei Phlegmone wurde einmal abgebrochen. 3 Patienten erhielten eine Kurzzeitbestrahlung.
Eine typische abdominoperineale Rektumresektion war nur in 2 Fällen möglich. Bei 7/9
Patienten entstanden durch die onkologische en bloc Resektion größere perianale Weichteildefekte,
die plastische Maßnahmen erforderlich machten. Bei allen Patientinnen (5/5) mussten
Anteile der Vagina und des Introitus erweitert reseziert werden. Zum Defektverschluss
kamen bei 8/9 Patienten plastisch-chirurgische Maßnahmen zum Einsatz.
Bei allen Adenokarzinomen konnte eine R0-Situation erzielt werden. Alle Patienten
sind nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 29 Monaten (2 – 59) ohne Rezidiv
und am Leben. Bei den sehr großen Plattenepithelkarzinomen konnten nur 2/3 der Patientinnen
radiochemotherapiert werden. In 2 Fällen mit T4-Tumoren war nur eine R1-Situation
zu erreichen. Beide Patientinnen verstarben. Eine Patientin mit T2 N0 M0 R0 Karzinom
ist nach 19 Monaten ohne Rezidiv.
Die Behandlung des fistelassoziierten Karzinoms kann somit entsprechend der Leitlinien
des Rektum- und Analkarzinoms erfolgen. Unter dem Schutz eines Deviationsstomas kann
eine Radiochemotherapie erfolgen, alternativ ist die Kurzzeitbestrahlung möglich.
Aufgrund der Ausdehnung von Fistelgängen, Entzündung und Tumor entstehen große Weichteildefekte,
die fast immer plastisch-chirurgische Maßnahmen erforderlich machen.