Z Gastroenterol 2018; 56(08): e336
DOI: 10.1055/s-0038-1669016
Kurzvorträge
Gastroenterologische Onkologie
Kolorektales Karzinom: Medikamentöse und operative Therapie – Donnerstag, 13. September 2018, 10:55 – 12:07, 21a
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Karzinome des Anorektums bei fistulierendem M. Crohn: Besonderheiten der operativen Therapie?

G Müller
1   Evangelisches Krankenhaus Kalk, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Köln, Deutschland
,
W Kruis
2   Evangelisches Krankenhaus Kalk, Klinik für Gastroenterologie, Pulmologie und Allgemeine Innere Medizin, Köln, Deutschland
,
H Stöckmann
1   Evangelisches Krankenhaus Kalk, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Köln, Deutschland
,
P Marek
1   Evangelisches Krankenhaus Kalk, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Köln, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 August 2018 (online)

 

Crohnpatienten mit Adeno- und Plattenepithelkarzinomen sind selten, stellen aber eine besondere Herausforderung an die onkologische Therapie. Welche Besonderheiten sind bei der operativen Behandlung zu beachten?

Im Zeitraum von 2005 – 2017 wurden am Evangelischen Krankenhaus Kalk neun Patienten mit crohn-assoziierten Karzinomen des Anorektums operiert. 8/9 Patienten hatten ausgedehnte transsphinktäre Analfisteln, 9/9 eine anorektale Stenose. Das Karzinom war im Mittel 24 Jahre nach Erstdiagnose des M. Crohn aufgetreten, das Fistelleiden hatte 16 Jahre bestanden. Bei 8 Patienten war die Diagnose präoperativ gestellt worden, 1x lag ein intraoperativer Zufallsbefund vor. 7 dieser 8 Patienten konnten neoadjuvant entsprechend der Leitlinien behandelt werden, 1x war ein supralevatorischer Abszess eine Kontraindikation. 5 Patienten erhielten eine Radiochemotherapie unter dem Schutz eines Deviationsstomas. Bei Phlegmone wurde einmal abgebrochen. 3 Patienten erhielten eine Kurzzeitbestrahlung.

Eine typische abdominoperineale Rektumresektion war nur in 2 Fällen möglich. Bei 7/9 Patienten entstanden durch die onkologische en bloc Resektion größere perianale Weichteildefekte, die plastische Maßnahmen erforderlich machten. Bei allen Patientinnen (5/5) mussten Anteile der Vagina und des Introitus erweitert reseziert werden. Zum Defektverschluss kamen bei 8/9 Patienten plastisch-chirurgische Maßnahmen zum Einsatz.

Bei allen Adenokarzinomen konnte eine R0-Situation erzielt werden. Alle Patienten sind nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 29 Monaten (2 – 59) ohne Rezidiv und am Leben. Bei den sehr großen Plattenepithelkarzinomen konnten nur 2/3 der Patientinnen radiochemotherapiert werden. In 2 Fällen mit T4-Tumoren war nur eine R1-Situation zu erreichen. Beide Patientinnen verstarben. Eine Patientin mit T2 N0 M0 R0 Karzinom ist nach 19 Monaten ohne Rezidiv.

Die Behandlung des fistelassoziierten Karzinoms kann somit entsprechend der Leitlinien des Rektum- und Analkarzinoms erfolgen. Unter dem Schutz eines Deviationsstomas kann eine Radiochemotherapie erfolgen, alternativ ist die Kurzzeitbestrahlung möglich. Aufgrund der Ausdehnung von Fistelgängen, Entzündung und Tumor entstehen große Weichteildefekte, die fast immer plastisch-chirurgische Maßnahmen erforderlich machen.