Hintergrund:
Was macht es mit Studierenden, wenn sie Woche für Woche in Vorlesungen sitzen und
nichts verstehen? Regelmäßige Überforderung stellt eine Studiums-bedingte Belastung
dar, der bisher im Rahmen des studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) wenig explizite
Beachtung geschenkt wurde. In dieser Studie soll dieses regelmäßige Überforderungserleben
sowie mögliche Zusammenhänge zur Gesundheit von MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften,
Technik)-Studierenden untersucht werden.
Methoden:
Bachelor-Studierende der MINT-Fächer an der Universität zu Lübeck wurden im Rahmen
der LUST-Studie, einer longitudinalen Beobachtungsstudie, hinsichtlich ihrer Überforderungsgefühle,
ihrer Prüfungssorgen sowie bzgl. ihrer selbsteingeschätzten allgemeinen Gesundheit
(1Item) und ihrer seelischen Belastung (BSI-18) befragt.
Ergebnisse:
Es lassen sich substantielle Überforderungserleben und Prüfungssorgen nachweisen.
Diese sind für Frauen signifikant ausgeprägter als für Männer. Überforderung und Prüfungssorge
sind je nach Studiengang unterschiedlich über den Studienverlauf verteilt. Meist sind
sie im ersten und zweiten Studienjahr am ausgeprägtesten. Sowohl Überforderung als
auch Prüfungssorge wirken sich negativ auf die Gesundheit der Studierenden aus.
Schlussfolgerungen:
Regelmäßige Überforderung in Lehrveranstaltung ist ein ernstzunehmender Belastungsfaktor,
vor allem zu Studiumsbeginn und vor allem für Frauen. Gerade diese Studienphase ist
für Studierende der Naturwissenschaften häufig durch anonyme Großvorlesungen geprägt.
Ein genauerer Blick auf den Zusammenhang zwischen bestimmten Lehrformaten und dem
Überforderungsempfinden der Studierenden könnte daher ein wichtiger Ansatz im SGM
sein.