Hintergrund:
Aussagen zur Lehrergesundheit basieren überwiegend auf Selbstberichten und Sekundärdatenanalysen
von Krankenkassen; es fehlen Angaben zu gemessenen physischen Gesundheitsindikatoren
(pGI). Zu klären ist, inwieweit sich Lehrkräfte (LK) unterschiedlicher Schularten
in ihrer physischen Gesundheit und ihrem Gesundheitsverhalten (GV) unterscheiden,
und sich dieser Status von der der Allgemeinbevölkerung (AB) differenziert. Daraus
sind gezielte Präventionsansätze abzuleiten.
Methoden:
Bei 2.592 LK (427 Lehrer, 2.165 Lehrerinnen; Ø Alter: 49 ± 8 Jahre) wurden pGI (Blutdruck
(BD), Body-Mass-Index (BMI), Cholesterin (CHOL), Glukose/Blutzucker (BZ)) und das
GV (Sport, Rauchen) untersucht (Ex-post-facto-Design). Die Stichprobe bestand aus
489 Grund-, 669 Ober-, 497 Gymnasial-, 602 Förder- und 308 Berufsschul-LK. Die Datenerhebung
erfolgte im Rahmen der arbeitsmedizinischen Vorsorge; die Teilnahme war freiwillig.
Ergebnisse:
Im Schulartenvergleich unterschieden sich Rauchen, BMI, CHOL, BZ nicht signifikant.
Im Trend wiesen Oberschul-LK in den meisten pGI die ungünstigsten (höchste Werte für
BD, CHOL, BMI), Gymnasial-LK die besten Ausprägungen auf (Sport: 77%, Hypertonie:
44%). Gegenüber der AB hatten LK höhere BD- und CHOL-Werte, gaben aber gesundheitsförderlicheres
Verhalten (Sport: 72%, Nichtraucher: 12%) und einen günstigeren BMI (Normalgewicht:
54%) an. Normale BD- und CHOL-Werte zeigten 50% bzw. 35% der LK.
Schlussfolgerungen:
Die Unterschiede für pGI und GV sind zwischen den Schularten nur von geringer praktischer
Bedeutung, signalisieren aber dennoch schulartspezifischen Handlungsbedarf. Die höchste
gesundheitliche Gefährdung liegt für Oberschul-LK vor. Auffälligste gesundheitliche
Risikofaktoren sind bei LK BD und CHOL; die Ursachen sind im Zusammenhang mit Arbeitsbelastung
zu diskutieren. Weiterführend sollten die langfristigen Auswirkungen der schulischen
Belastungen auf die beiden Indikatoren untersucht werden.