Zusammenfassung
In den letzten Jahren wurde der Wirkung einer regelmäßigen Anwendung von Gerinnungsfaktorkonzentraten auf das Immunsystem von Blutern wachsende Bedeutung beigemessen, insbesondere in Hinsicht auf die Infektion mit dem HI-Virus. Eine große Anzahl durchgeführter Studien hat gezeigt, daß Faktorkonzentrate bei In-vivo-Untersuchungen Anomalien in der Funktion immunkompetenter Zellen hervorrufen können. Einige dieser Studien kamen zu dem Ergebnis, daß eine eindeutige Korrelation zwischen der Reinheit der Konzentrate und der hemmenden Wirkung auf die Immunfunktion besteht. Die Resultate der In-vitro-Untersuchungen sind kontroverser, da diese Studien auch sehr viel schwieriger durchzuführen sind. Bei einer in Schweden durchgeführten Studie, bei der HlV-seronegative Hämophiliepatienten, die langfristig einer hochdosierten prophylaktischen Behandlung unterzogen wurden, untersucht wurden, konnte keine Immunmodulation während einer Substitutionstherapie unter Anwendung von Produkten geringer Reinheit, intermediärer Reinheit oder ultrareinen Produkten festgestellt werden. Einige sehr umfangreiche Studien haben gezeigt, daß Bluter nicht schneller als andere Risikogruppen an AIDS erkranken, trotz der Tatsache, daß Hämophiliepatienten ständig großen Mengen von heterogenen Eiweißen ausgesetzt sind, die in Gerinnungsfaktorkonzentraten enthalten sind. Abschließend kann gesagt werden, daß gegenwärtig in Hinsicht auf das Fortschreiten der HIV Infektion kein klinischer Nachweis vorliegt, der für einen Vorteil von ultrareinen Konzentraten gegenüber Konzentraten von intermediärer Reinheit spricht.
Schlüsselwörter
Hämophilie - Gerinnungsfaktorkonzentrate - Produktreinheit - HIV-lnfektion