Zusammenfassung
Gegenstand der Hämorheologie ist die Blutfluidität und ihre Strömungsmuster besonders im Bereich der Blutendstrombahn (Mikrohämorheolo-gie). Ein anderer Aspekt wird von der Hämostaseologie hinsichtlich Fluidität abgeleitet und betrifft das dynamische Gleichgewicht zwischen fibrinoplasti-schem und fibrinolytischem Potential des strömenden Blutes. Die meisten bisherigen Resultate wurden aus Invitto-Versuchen erzielt, wobei wichtige Fakten wie Kapillarbettarchitektur, Gefäßwandeigenschaften und parava-saler Raum weitgehend unberücksichtigt bleiben. Komplexe Bedingungen scheinen im venulären Bereich zu existieren, wo u.a. infolge der hohen Wandpermeabilität und Existenz pa-ravasaler prälymphatischer Einschei-dungen Rheologie des intra- und extravasalen Raumes konfluieren können. Die Erythrozyten-Suspensions-stabilität ist in diesem Bereich beeinträchtigt und gibt Anlaß zur Bildung von prästatischen und statischen Strömungsveränderungen. Den zentralen Parameter der Hämorheologie bildet die Viskosität als Proportionalitätsfaktor der Schubspannung. Sie definiert das Gesamtblut als eine Nicht-New-tonsche Flüssigkeit. Im parakapillären Gefäßgebiet, charakterisiert durch die Axialorientierung der Erythrozyten sowie durch den Fahraeus- und Fah-raeus-Lindqvist-Effekt, kann das Blut aufgrund der Tropfeneigenschaft von Erythrozyten auch als Emulsion definiert werden. Klinisch bedeutsame Verminderungen der Blutviskosität können durch normovolämische Hä-modilution oder Reptilase-Defibrinie-rung erzielt werden. Zu diskutieren bleibt, inwieweit eine solche Verminderung der Viskosität mit erfaßbarer besserer peripherer Durchblutung auch stets eine bessere Gewebeernährung garantiert.