Hamostaseologie 1993; 13(03): 106-111
DOI: 10.1055/s-0038-1655221
Übersichtsarbeiten/Review Articles
Schattauer GmbH

Die Klinik der venösen Thrombose

Viola Hach-Wunderle
1   Aus der William-Harvey-Klinik Bad Nauheim, Abteilung für Innere Medizin (Chefärztin: Priv.-Doz. Dr. med. Viola Hach-Wunderle)
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26 June 2018 (online)

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Zusammenfassung

Die tiefe Bein- und Beckenvenenthrombose äußert sich bei ambulanten Patienten in gänzlich anderer Weise als unter den klinischen Bedingungen der Immobilisation. Die Kardinalsymptome der ambulatorischen Thrombose sind der Berstungsschmerz unter körperlicher Belastung, das Ödem und die diskrete Zyanose am herabhängenden Bein. Die Sensibilität und Spezifität dieser Symptome sind relativ gering, ebenso wie bei den klassischen Thrombosezeichen; trotzdem muß die subtile Untersuchung des Patienten am Beginn aller ärztlichen Maßnahmen stehen. Der entscheidende Gedanke, daß es sich um eine Thrombose handeln könnte, wird hier geboren, und damit ist der vorgezeichnete Schritt in das Programm der weiterführenden Diagnostik getan.

Viel schwieriger liegen die Verhältnisse beim immobilisierten Patienten, dessen Thrombose in der Regel absolut asymptomatisch abläuft. Die Dramatik des Krankheitsgeschehens tritt schlagartig mit der Lungenembolie aus heiterem Himmel beim ersten Aufstehen ein. Die strenge Befolgung der Prinzipien einer medikamentösen und physikalischen Thromboseprophylaxe verhindert diese Gefahr zwar mit statistischer Signifikanz, eine individuelle Bedrohung bleibt aber immer bestehen. Hier stehen wir vor der Frage, ob die Indikation zum sonographischen Screening am Ende der Immobilisation noch von der ärztlichen Intuition abhängig bleiben darf oder zur Pflicht werden muß.