Hamostaseologie 1985; 05(04): 154-159
DOI: 10.1055/s-0038-1655119
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Schattauer GmbH

Heparin

Ein neues Konzept seiner Natur und seiner Wirkung • Teil IV
L. B. Jaques
1   Abteilung für Stomatobiologie, College für Zahnheilkunde der Universität von Saskatchewan, Saskatoon, Saskatchewan, Kanada
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Publication Date:
22 June 2018 (online)

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Zusammenfassung

Die Verteilung des Heparins ist von der Zahl der betroffenen RES-Zellen abhängig, die nach der Art der Heparinanwendung variiert. Intravenöses Heparin (besonders dauerinfundiertes und »Ultra-low dose«-Heparin) ist hauptsächlich auf das kardiovaskuläre Endothel beschränkt. Bei intramuskulärer, subkutaner und intrapulmonaler Applikation wird es auf dem Lymphweg ab transportiert, ist im lokalen Kreislauf mit einer zunehmenden Zahl von RES-Zellen konfrontiert und tritt daher im Venensystem verzögert auf.

Inhalation oder Instillation in die Lunge ist eine neue Form der Heparinanwendung, die das Heparin einem sehr großen Zellpool zuleitet, mit dem Ergebnis einer langsamen Freisetzung des Heparins in den Kreislauf und das Gefäßendothel, was aber den Streß der wiederholten Venenpunktionen bzw. Injektionen vermeidbar macht. Das offensichtliche Fehlen einer Nachweisbarkeit des Heparins in der allgemeinen Zirkulation bei oraler Anwendung ist wahrscheinlich nicht die Folge einer fehlenden Resorption, sondern dadurch bewirkt, daß das Heparin dabei zuerst einen Großteil des RES und des Endothels passieren muß.

Die Schwierigkeiten, Heparin zu standardisieren, erklären sich aus seiner einzigartigen chemischen Natur sowie aus der daraus resultierenden Pharmakokinetik und aus der klinischen Wirkung.

Es ist zu vermuten, daß diese Schwierigkeiten durch eine Reihe von physikochemischen Spezifikationen überwindbar wären ausgehend von einer Anzahl von klinisch effektiven Handelsheparinpräparaten.

Die mangelnde Korrelation von Thromboseverhütungspotenz und Antikoagulansaktivität in vitro läßt vermuten, daß ein Heparin mit geringer Gerinnungsaktivität klinisch wirksam sein könnte. Blutungen bei der Anwendung von Antikoagulantien kommen durch eine Kombination von Ursachen, meist von Streß und Antikoagulation, zustande. Die Schutzwirkungen des Heparins und der Heparinoide bedürfen weiterer klinischer Erforschung, da sie vielleicht einen bedeutenden Faktor der Heparinwirkung darstellen.