Zusammenfassung
Die Frage, ob Thromboplastin aus menschlichem Hirngewebe eine eiweißhaltige Substanz
ist oder nicht, wurde neuerdings untersucht. Nach Deutsch und Mitarb. (5) enthält
humanes Hirnthromboplastin Eiweiß im Widerspruch mit früheren von Hecht md Mitarb.
(17) mit Kaninchenhirn erhaltenen Befunden.
Die Ergebnisse der gegenwärtigen Nachuntersuchung mit menschlicher Hirnlubstanz waren:
1. Die von Deutsch beschriebene Spaltung des Thromboplastins in eine Lipoidund )ine
Eiweißkomponente unter Verwendung von Pyridin konnte nicht bestätigt verden.
2. In Deutschs sog. Eiweißfraktion konnten kleine Mengen von ungefähr 15 verschiedenen
Aminosäuren mit Hilfe zweidimensionaler Chromatographie nach Hydro y se nachgewiesen
werden. Diese sind auch in der Lipoidfraktion und in allen bei der Reinigung des Thromboplastins
erhaltenen Waschflüssigkeiten und in den Pyridinextrakten, die der Entfernung der
Lipoide aus der Eiweißfraktion dienen sollten, anwesend.
3. Gereinigtes Thromboplastin und dessen beide Fraktionen geben negative Biuretreaktionen;
analytische Einzelheiten und die Untersuchung mit Hilfe der Polyacrylamidelektrophorese
sprachen nicht für das Vorliegen von Eiweiß.
4. Deutschs analytische Resultate bzgl. der »Eiweiß«-Eraktion konnten nicht bestätigt
werden.
5. Es wurden von dem Thromboplastin, dessen Lipoidund Eiweißfraktion sowie von allen
Waschflüssigkeiten qualitativ identische Chromatogramme erhalten. Einund zweidimensionale
Papier Chromatographie, Kieselgeldünnschicht Chromatographie und Trikomplexfärbung
wurden verwendet.
6. Die nach Hydrolyse Aminosäuren liefernde Fraktion konnte isoliert und analysiert
werden.
7. Es konnte jedoch nicht mit Sicherheit entschieden werden, ob die kleinen Mengen
Aminosäuren liefernde Substanz (en) als Verunreinigungen von dem ursprünglich wässerigen
Gewebeextrakt aus Hirnsubstanz, die nicht vollständig entfernt werden konnten, stammen,
oder als molekuläre Bestandteile von Phospholipidmolekülen auf gef aßt werden müssen.
Bis jetzt scheint die erstgenannte Auffassung wahrscheinlicher zu sein.