Fragestellung:
Zwischen 30 – 80% der Tumorpatienten entwickelt im Verlauf ihrer Erkrankung eine Mangelernährung.
Um Konzepte zu adäquaten Therapien zu untersuchen, sind Interventionsstudien notwendig.
Dabei werden zwei Herausforderung deutlich: 1) Eine ausreichend hohe Fallzahl und
2) Den Patienten frühzeitig eine Intervention zukommen zu lassen. Aus diesen Gründen
sollten ein patienten-zentriertes Rekrutierungsverfahren sowie ein Screening-Instrument
zum Einsatz kommen, welches Patienten frühzeitig für Studieninterventionen erkennt.
Methodik:
Ambulante Tumorpatienten haben anonym den Fragebogen Patient-Generated Subjective Global Assessment Short Form (PG-SGA SF, German v02.03.16) ausgefüllt. In Kürze erscheint die für den deutschen
Sprachbereich übersetzte und sprachlich validierte Version des gesamten Fragebogens
(v10.13.17)*. Die Kurzversion fragt den Gewichtsverlauf, die Nahrungsaufnahme, Symptome
mit einem Einfluss auf Ernährung und das körperliche Aktivitätsniveau ab. Die Antworten
ergeben einen Score, der mithilfe einer Triage-Empfehlung den Handlungsbedarf anzeigt.
Ergebnis:
Insgesamt 82 Tumorpatienten haben den PG-SGA SF ausgefüllt. 39,0% der Patienten wiesen
einen Score von 0 – 1 auf und benötigen zum aktuellen Zeitpunkt keine Intervention.
Ein Score von 2 – 3 weist auf eine pharmakologische Intervention abhängig von den
angegebenen Symptomen hin, den in unserer Stichprobe 13,4% der Patienten erreichten.
Im Gegensatz dazu kamen 23,2% der Patienten auf einen Score von 4 – 8, mit Interventionsbedarf
in Abhängigkeit der Symptome durch eine qualifizierte Ernährungsberaterin oder den
Arzt. Insgesamt 24,4% der Patienten hatten einen Score von ≥9 mit dringlichem Bedarf
für eine intensive interdisziplinäre Therapie.
Schlussfolgerung:
Bei einer patienten-zentrierten Befragung unabhängig von anderen Faktoren wie z.B.
der Tumorentität, wurde bei ca. 60% der Patienten Handlungsbedarf aufgezeigt. Unter
Einsatz des PG-SGA SF im Studiensetting kann daher eine ausreichend große Population
erkannt werden. Um geeignete Patienten frühzeitig für eine Ernährungsintervention
zu identifizieren, kann möglicherweise bereits ein Score von ≥2 hilfreich sein. Dieses
Rekrutierungsvorgehen wird zukünftig in einer prospektiven Interventionsstudie untersucht.
*Erickson et al. Tri-Country Translation, Cultural Adaption and Validity confirmation
of the Scored Patient-Generated Subjective Global Assessment. In preparation.