Aktuelle Ernährungsmedizin 2018; 43(03): 222
DOI: 10.1055/s-0038-1647174
Postersitzung I
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einsatz des Patient-Generated Subjective Global Assessment Short Form (PG-SGA SF) als Screening-Instrument zur Früherkennung von Tumorpatienten mit einem Risiko für Mangelernährung im Rahmen von Studieninterventionen

L Vogt
1   Kantonsspital Winterthur, Department Medizin, Winterthur, Switzerland
,
M Rühlin
2   Kantonsspital Winterthur, Ernährungstherapie, -beratung, Winterthur, Switzerland
,
V Nagy
3   Kantonsspital Winterthur, Medizinische Onkologie und Hämatologie, Winterthur, Switzerland
,
H Jager-Wittenaar
4   Hanze University of Applied Science, Research Group Healthy Ageing, Allied Health Care and Nursing, Groningen, Netherlands
5   University of Groningen, University Medical Center Groningen, Department of Maxillofacial Surgery, Groningen, Netherlands
,
M Pless
3   Kantonsspital Winterthur, Medizinische Onkologie und Hämatologie, Winterthur, Switzerland
,
P Ballmer
1   Kantonsspital Winterthur, Department Medizin, Winterthur, Switzerland
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Publication History

Publication Date:
04 June 2018 (online)

 

Fragestellung:

Zwischen 30 – 80% der Tumorpatienten entwickelt im Verlauf ihrer Erkrankung eine Mangelernährung. Um Konzepte zu adäquaten Therapien zu untersuchen, sind Interventionsstudien notwendig. Dabei werden zwei Herausforderung deutlich: 1) Eine ausreichend hohe Fallzahl und 2) Den Patienten frühzeitig eine Intervention zukommen zu lassen. Aus diesen Gründen sollten ein patienten-zentriertes Rekrutierungsverfahren sowie ein Screening-Instrument zum Einsatz kommen, welches Patienten frühzeitig für Studieninterventionen erkennt.

Methodik:

Ambulante Tumorpatienten haben anonym den Fragebogen Patient-Generated Subjective Global Assessment Short Form (PG-SGA SF, German v02.03.16) ausgefüllt. In Kürze erscheint die für den deutschen Sprachbereich übersetzte und sprachlich validierte Version des gesamten Fragebogens (v10.13.17)*. Die Kurzversion fragt den Gewichtsverlauf, die Nahrungsaufnahme, Symptome mit einem Einfluss auf Ernährung und das körperliche Aktivitätsniveau ab. Die Antworten ergeben einen Score, der mithilfe einer Triage-Empfehlung den Handlungsbedarf anzeigt.

Ergebnis:

Insgesamt 82 Tumorpatienten haben den PG-SGA SF ausgefüllt. 39,0% der Patienten wiesen einen Score von 0 – 1 auf und benötigen zum aktuellen Zeitpunkt keine Intervention. Ein Score von 2 – 3 weist auf eine pharmakologische Intervention abhängig von den angegebenen Symptomen hin, den in unserer Stichprobe 13,4% der Patienten erreichten. Im Gegensatz dazu kamen 23,2% der Patienten auf einen Score von 4 – 8, mit Interventionsbedarf in Abhängigkeit der Symptome durch eine qualifizierte Ernährungsberaterin oder den Arzt. Insgesamt 24,4% der Patienten hatten einen Score von ≥9 mit dringlichem Bedarf für eine intensive interdisziplinäre Therapie.

Schlussfolgerung:

Bei einer patienten-zentrierten Befragung unabhängig von anderen Faktoren wie z.B. der Tumorentität, wurde bei ca. 60% der Patienten Handlungsbedarf aufgezeigt. Unter Einsatz des PG-SGA SF im Studiensetting kann daher eine ausreichend große Population erkannt werden. Um geeignete Patienten frühzeitig für eine Ernährungsintervention zu identifizieren, kann möglicherweise bereits ein Score von ≥2 hilfreich sein. Dieses Rekrutierungsvorgehen wird zukünftig in einer prospektiven Interventionsstudie untersucht.

*Erickson et al. Tri-Country Translation, Cultural Adaption and Validity confirmation of the Scored Patient-Generated Subjective Global Assessment. In preparation.