Methods Inf Med 1971; 10(04): 233-236
DOI: 10.1055/s-0038-1636054
Original Article
Schattauer GmbH

Der Response-Vortest, ein Teil der Planung epidemiologischer Untersuchungen

THE RESPONSE-PRETEST AS PART OF EPIDEMIOLOGICAL RESEARCH
R. R. BROCK
1   Aus dem Hygiene-Institut der Universität Mainz (Direktor: Professor Dr. J. Borneil) Sektion für Sozial- und Arbeitsmedizin (Leitung: Dr. Dr. R. R. Brock)
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Publikationsdatum:
10. Februar 2018 (online)

Die Aussagekraft von Ergebnissen epidemiologischer Studien ist weitgehend vom jeweiligen Response abhängig. Dieser ist bei Untersuchungen auf der Basis von Freiwilligkeit trotz großen Einsatzes der Untersucher häufig ungenügend. Um Anhaltspunkte für die generelle Teilnahmebereitschaft zu einer epidemiologischen Studie bereits vor ihrem Beginn zu gewinnen, schlägt Verfasser die Durchführung von Response-Vortests vor, aus denen sich zusätzlich Anhaltspunkte für die Intensität der einzusetzenden Werbung und die Größe der zu ziehenden Stichprobe ergeben. — In einem differenzierten Response-Vortest kann auch erfaßt werden, wer zur Teilnahme bereit ist und wer nicht. So ließen sich, falls notwendig, Hinweise für eine gezielte (!) Werbung zur Teilnahme und/oder eine Schichtung des Kollektivs gewinnen. Darüber hinaus kann man auch Anhaltspunkte für die Zusammensetzung des späteren Nonresponse erhalten, wodurch es möglich wird, mit kleineren Stichproben zu arbeiten.

In einem Großbetrieb in Nordbaden wurde 1968/69 ein psychologisch begründeter differenzierter Response-Vortest durchgeführt. Dabei ließ sich feststellen, daß 85% der Befragten zur Teilnahme an epidemiologischen Untersuchungen bereit waren. Es zeigte sich aber, daß hier ein signifikanter Unterschied zwischen gesunden Angestellten und Arbeitern bestand. Letztere waren zur Teilnahme weniger bereit. Mögliche Hintergründe dieses Verhaltens werden diskutiert, ebenfalls die Konsequenzen.

In epidemiological studies the effectivity of the results depends widely on the response rates. In studies with voluntary participants even very active researchers may not achieve sufficient response rates. The suggestion is made to pretest the general readiness for participation and to get hints for intensity of general advertising and adequate sample size. On this base it also would be possible to differentiate groups in their readiness to participate. The results could be used to tackle unwilling or reserved groups with special emphasis and to stratify the sample. Additionally, the researcher receives an information on the structure of the nonresponse which can be expected and may enable him to work with smaller samples.

In 1968—69 a psychologically constructed and differentiated response-pretest was carried out in a North-Baden factory. 85 percent of the sample answered favorably and declared their readiness to participate in an epidemiological study. A more detailed study of the results showed that there was a significant difference between the response of healthy white and blue collar workers. The latter were less ready to participate. Possible motivation’s of this and the consequences are discussed.

 
  • Literaturverzeichnis

  • 1 Brock R. R. Erfahrungen zur Durchführbarkeit von Longitudinal-Untersuchungen. Unveröffentlichter Vortrag auf Arbeitstagung der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie, 1968. Ref. Zbl. Bakt 215 1969; 552-553.
  • 2 Cochran W. G. Sampling Techniques. 2. Edition.. New York, London: Wiley; 1963
  • 3 Dohrenwend B. S, Colombotos J, Dohrenwend B. P. Social distance and interviewer effects. Publ. Opin. Quart 32 1968; 410-422.
  • 4 Grimm S. Die Bildungsabstinenz der Arbeiter. Eine soziologische Untersuchung. München: Barth; 1966
  • 5 Grüntzig A. Die Epidemiologie und ihre methodische Anwendung in der Sozialmedizin. Phys. Med. Rehab 05 1968; 127-130.
  • 6 HiRRLiNGER-Studie: Vorsorgeuntersuchung in Baden-Württemberg. Arbeits- und Sozialministerium Baden-Württemberg; Stuttgart: 1970