Onkologische Welt 2010; 01(02): 83-87
DOI: 10.1055/s-0038-1631597
Uroonkologie
Schattauer GmbH

Ilioinguinalis-Syndrom nach Operation eines Nierenzellkarzinoms

Interdisziplinäre Abklärung und Behandlung
B. Kossmann
1   Oberschwaben Klinik gGmbH, Krankenhaus Wangen, Abteilung für Anästhesie, Intensiv- und Schmerztherapie, Regionales Schmerzzentrum Ravensburg/Wangen
,
S. Locher
1   Oberschwaben Klinik gGmbH, Krankenhaus Wangen, Abteilung für Anästhesie, Intensiv- und Schmerztherapie, Regionales Schmerzzentrum Ravensburg/Wangen
,
A. Kessler
2   Oberschwaben Klinik gGmbH, Krankenhaus St. Elisabeth, Abtei-lung für Innere Medizin, Gastroenterologie, Hämatologie und Onkologie
,
A. Marcinko
3   Oberschwaben Klinik gGmbH, Krankenhaus Wangen, Abteilung für Radiologie
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
01 February 2018 (online)

Zusammenfassung

Ein 58-jähriger Patient stellte sich in unserer Schmerzambulanz vor mit einem unklaren Schmerzsyndrom, das die Auswirkungen eines Ilioinguinalis-Syndroms zeigte.

Nach differenzialdiagnostischen Überlegun-gen zu einer möglichen Ursache dieses Ilioinguinalis-Syndroms wurde röntgenologisch der Verdacht auf eine Knochenmetastasie-rung des Nierenzellkarzinoms gestellt. Die erweiterte Abklärung ergab eine weit fort-geschrittene Metastasierung sowohl in die Knochen als auch in die Lungen und das Gehirn.

Neben einer erweiterten Schmerztherapie bei einem sowohl nozizeptiv als auch neuropathischen Schmerz wurde die Schmerztherapie nach einer Kombination von Stufe I und Stufe II des WHO-Stufenschemas eingeleitet. In die-ses Stufenschema wurden auch die Überlegungen zur Behandlung des neuropathischen Schmerzes mit einbezogen (1). Zur Stabilisierung des Knochens bei Knochenmetastasen wurde ein Bisphosphonat eingesetzt. Nach Vorstellung in der interdisziplinären Tumorkonferenz wurde die Empfehlung zu einer Röntgenbestrahlung und der Therapie eines Tyrokinasehemmers ausgesprochen. Der Patient wurde unverzüglich in die Hämato/On-kologische Abteilung des Krankenhaus St. Eli-sabeth überführt. Mit der Bestrahlung konnte sehr rasch begonnen werden. Nachdem es sich um einen Hochrisikopatienten handelte, wurde der mTor-Inhibitor Temsirolimus eingesetzt. Temsirolimus wird als „First-line“-Präpa-rat beim Hochrisikopatienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom inzwischen favorisiert (MSKCC-Prognosefaktoren) (4).

Durch alle diese Maßnahmen ist es gelungen, den Patienten zu stabilisieren. Die Gefahr einer Fraktur konnte gebannt werden. Die Be-strahlung und die Therapie mit einem Bisphosphonat und mit Temsirolimus führten zu einer weitgehenden Stabilisierung des Patienten und einer auch deutlichen Schmerzreduktion. Aufgrund dessen konnte bei Entlas-sung aus dem Krankenhaus die Schmerzmedikation weitgehend reduziert werden. Die The-rapie mit Temsirolimus wurde gut vertragen, aufgrund der relativ kurzen Behandlungszeit lassen sich derzeit keine verlässlichen Aussagen zur Tumorkontrolle machen. Bei Entlas-sung erhielt der Patient lediglich Pregabalin und Novaminsulfon.

Durch eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit und Abklärung konnten die Schmerzen des Patienten rasch richtig interpretiert wer-den. Er wurde sowohl schmerztherapeutisch als auch palliativmedizinisch, strahlentherapeutisch und onkologisch betreut. Dadurch gelang es, eine für den Patienten gute Lebensqualität und zufriedenstellende Schmerzeinstellung rasch herzustellen.

 
  • Literatur

  • 1 Baron R, Ludwig J, Binder A. Neuropathische Schmerzen, Therapie Tabellen. Neurologie/Psychiatrie. 2008: 36
  • 2 Hudes G. et al Temsirolimus, interferon alfa, or both for advanced renal-cell carcinoma. New Engl J Med 2007; 356: 2271-2281.
  • 3 Ilg R. et al. Neurologie pocket. Börm Bruckmeier. 2008
  • 4 Motzer RJ. et al Sunitinib versus inferferon alfa in metastatic renal-cell carcinoma. New Engl J Med 2007; 356: 115-124.
  • 5 Twycross R. Symptomatische Therapie bei fortgeschrittener Krebserkrankung. Dt. Ausgabe. Porzsolt F, Wachsmuth J. (Hrsg) Berlin, Wiesbaden: Ullstein Mosby; 1997