Nuklearmedizin 1996; 35(03): 86-93
DOI: 10.1055/s-0038-1629834
Original Article
Schattauer GmbH

Untersuchungen zur Resorption von 75Se-markiertem Gallensäureanalog bei verschiedenen gastrointestinalen Erkrankungen mit dem Ganzkörperzähler

Studies of Se-75 Labelled Bile Acid Analogue Absorption in Different Forms of Gastrointestinal Diseases Using a Whole Body Counter
S. F. Grebe
1   Aus der Kerckhoff-Klinik des Max-Planck-Instituts, Bad Nauheim, Universität Gießen, Ev. Krankenhaus Gießen,; dem
,
E. L. Sattler
2   Strahlenzentrum der Univ. Gießen; der
,
C. Rinkenberger
3   Abt. Nuklearmedizin Univ. Gießen; dem
,
D. Bodenmüller
3   Abt. Nuklearmedizin Univ. Gießen; dem
,
S. K. G. Grebe
3   Abt. Nuklearmedizin Univ. Gießen; dem
,
K. D. Müller
4   Bereich Nuklearmedizin der Kerckhoff-Klinik des Max-Planck-Instituts Bad Nauheim; dem
,
H. Müller
3   Abt. Nuklearmedizin Univ. Gießen; dem
,
G.-L. Fängewisch
3   Abt. Nuklearmedizin Univ. Gießen; dem
,
H. Heckers
5   Zentrum für Innere Medizin der Univ. Gießen; der
,
R. Steckenmesser
6   Radiologischen Gemeinschaftspraxis im Evangelischen Krankenhaus, Gießen, Deutschland
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Eingegangen: 30 May 1995

in revidierter Form: 03 November 1995

Publication Date:
04 February 2018 (online)

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Zusammenfassung

Ziel: Störungen der Gallensäureresorption können nach oraler Gabe von 75Se-Homotaurocholsäure (75Se-HCAT) - einem Gallensäureanalog - mit der Ganzkörpermessung nachgewiesen werden. Zur Klärung des Aussagewertes dieses Verfahrens, sowie der Möglichkeit der Verringerung der üblichen Dosis von 37 kBq (1 |xCi) wurden entsprechende Untersuchungen durchgeführt. Methoden: 77 Patienten mit unterschiedlichen gastrointestinalen Erkrankungen wurden untersucht. Bei einigen Patienten wurden geringere Aktivitäten, bei zwei Kranken 9,25 kBq des Radiopharmakons oral gegeben. 60 min, 24, 72 und 168 h später wurde am Ganzkörpermeßgerät (2 Meßköpfe von ventral, 2 von dorsal) eine unkollimierte Aktivitätsmessung durchgeführt, 2, 4, 5 und 6 h später wurden Längsmessungen (Profil-Scans) kollimiert vorgenommen. Ergebnisse: Patienten, die keine entzündlichen oder sonstigen Veränderungen im terminalen lleum hatten, zeigten eine normale Se-HCAT-Resorption (7. Tag >20%). Kranke mit entzündlichen oder operativ verursachten Veränderungen im terminalen lleum hatten weniger als 12% der gegebenen Aktivität. Leberkranke und Cholezystektomierte (bei denen keine Ileum-Erkrankung bzw. -Operation vorlag) hatten eine normale Absorption. Crohn-Erkrankungen des lleums oder Patienten mit einem intestinalen Ileum-Bypass oder unter Colestyramin oder mit einer Störung der Vitamin-B12-Resorption oder einige Mukoviszidosekranke zeigten eine Störung der Gallensäureresorption. Die Retentionshalb-wertszeit war bei normaler Resorption größer als 2,8 Tage. 24- bzw. 72-h-Werte über 62 bzw. 31% sprechen für eine normale Resorption. Darunter liegende Werte können eine verringerte bzw. fehlende Resorption anzeigen. Die Reduktion der Dosis (Aktivität) auf 9,25 kBq führt zu keinem Informationsverlust. Schlußfolgerung: Der Test zeigt treffsicher eine Gallensäureresorptions-Störung. Er kann am Ganzkörperzähler mit 3/io der bisher üblichen Aktivität durchgeführt werden.

Summary

Aim: It is possible to detect disturbances of bile acid absorption using a whole body counter after administration of Se-75 labelled bile acid analogues. We scrutinized the benefit of a modification of the test method. Methods: We investigated 77 patients with different forms of a gastrointestinal disease. After application of Se 75 homotaurocholic acid we measured patient-activity up to 7 days later including whole-body profile scans in the first 6 h. Results: The fractional retention after 7 days was between 20 and 67%. In cases of impaired absorption it was below 12%. Patients with liver diseases and after cholecystectomy (without bile acid resorption disturbance) showed normal values. Patients with Crohn’s disease of the ileum or with intestinal ileac by-pass or with colestyramine treatment or with disturbance of vitamin B12-absorption or with cystic fibrosis showed a disturbance of bile acid absorption. The normal whole-body half-life was more than 2.8 days. The 24 and 72 h values were 62 and 31% in cases with normal absorption. Smaller values are signs of bile acid malabsorption. Impulse rates measured with the whole body counter are of an order of magnitude that allows to reduce the usually administered dose of 37 kBq to 9.25 kBq. Conclusion: This is an efficient method to detect disturbances of bile acid absorption. The usually administered activity of 37 kBq can be reduced to 9.25 kBq.