Nervenheilkunde 2010; 29(10): 635-340
DOI: 10.1055/s-0038-1628824
Schwindel
Schattauer GmbH

Schwindel und Gleichgewichtsstörungen im Alter

Vertigo, dizziness and balance disorders in the elderly
R. Schniepp
1   Neurologische Klinik und Poliklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München
,
K. Jahn
1   Neurologische Klinik und Poliklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München
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Publication History

Eingegangen am: 18 January 2010

angenommen am: 23 January 2010

Publication Date:
31 January 2018 (online)

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Zusammenfassung

Schwindel und Gleichgewichtsstörungen gehören bei älteren Patienten zu den häufigsten Leitsymptomen. Die Prävalenz von Schwindel nimmt im höheren Lebensalter zu und liegt im Alter über 60 Jahren bei 25 bis 29%. Die Einschränkung der Mobilität durch Schwindel und vestibulären Störungen führt zu einer erheblichen Steigerung des Sturzrisikos älterer Patienten und ist damit ein ernstzunehmender gesundheitsökonomischer Faktor. Dabei stellt die diagnostische Einordnung von Schwindel und Gleichgewichtsstörungen im Alter eine zunehmende Herausforderung dar. Klassische Schwindelsyndrome sind in betagten Patienten zwar durchaus zu finden, allerdings in veränderter Häufigkeit. Nicht selten bestehen multifaktorielle Ursachen. Relevante pathogenetische Faktoren sind sensorische Defizite, neurodegenerative Prozesse, toxische Einflüsse und Angst. Ziel der Diagnose von älteren Schwindelpatienten sollte die Analyse der ätiologischen Faktoren sein, um eine kalkulierte Therapie zu ermöglichen. Die Behandlung erfolgt meist durch eine Kombination der Behandlung der spezifischen organischen Erkrankung und einer supportiven Therapie, die das Vertrauen in die eigene Haltungskontrolle wieder stärken soll.

Summary

Vertigo, dizziness and balance disorders are among the most common symptoms in the elderly. The prevalence of vertigo and dizziness among patients over 60 years is 25 to 29%, leading to a twelve fold increase in the odds of falling. Reduced mobility reduces quality of life; associated falls increase morbidity and mortality. Diagnosis and treatment of balance disorders in the elderly are often difficult because of its multifactorial origin in the majority of cases. Relevant pathogenetic factors are sensory deficits, neurodegenerative processes, toxic factors and anxiety. The evaluation of aged people with the chief complaint “balance disorder” should focus on identification of specific deficits, which are relevant for balance control. This is the prerequisite for reasoned therapy. In most cases, a combination of a specific therapy of the vestibular syndrome and supporting interdisciplinary procedures are necessary to support elderly patients with balance disorders.