Zusammenfassung
Anhand einer Literaturübersicht wird der derzeitige Kenntnisstand über die Peritonitis
beim Rind unter besonderer Berücksichtigung ihres Auftretens nach geburtshilflichen
Maßnahmen dargestellt. Der vorliegende erste Teil dieser Arbeit beschreibt die physiologischen
Grundlagen, die Pathogenese und die Häufigkeit dieser Erkrankung. Das Peritoneum stellt
einen hochaktiven Zellverband dar, der die intraperitoneale Flüssigkeitsbalance reguliert
und einen mechanischen und biologischen Schutz für die intraadominellen Strukturen
gewährleistet. Da Rinder eine im Vergleich zu anderen Tierarten geringere peritoneale
fibrinolytische Aktivität besitzen, reagieren sie auf eine Traumatisierung des Peritoneums
besonders intensiv mit der Ausbildung fibrinöser Auflagerungen und Adhäsionen. Diese
helfen einerseits, pathologische Prozesse zu lokalisieren, andererseits führen sie
jedoch zu einer hohen Anzahl postoperativer Verwachsungen. Neben der Entwicklung einer
Peritonitis im Zusammenhang mit der Reticuloperitonitis traumatica und gastroduodenalen
Ulzera treten Bauchfellentzündungen gehäuft nach Maßnahmen der operativen Geburtshilfe
auf. Obwohl postoperative Inflammationen des Peritoneums beim Rind in der Regel lokalisiert
bleiben und dann als permanente oder zeitlich begrenzte Adhäsionen in Erscheinung
treten, sind die lokale, abszedierende Bauchfellentzündung und die diffuse Peritonitis
der häufigste Grund für eine Euthanasie nach einer Sectio caesarea. Dabei liegt die
Anzahl von Tieren mit intraabdominellen Adhäsionen nach einer Sectio caesarea in der
linken Flanke am stehenden Tier zwischen 5 und 56%. Die Entwicklung einer Peritonitis
diffusa wird mit einer Häufigkeit von 2,2-9,0% angegeben. Eine höhere Inzidenz zeigt
sich bei verschleppten Geburten und Operationen am liegenden Tier. Dagegen weisen
nur 1,2% der Kühe nach einer Fetotomie eine Bauchfellentzündung auf. Den größten Einfluss
auf die Entwicklung einer Peritonitis haben die Operationsmethode und die Dauer des
Partus vor dem Eingriff.
Summary
This survey presents the state-of-the-art knowledge about peritonitis in cattle with
special reference to its incidence after obstetric intervention. The first part of
this study describes physiological principles, pathogenesis and incidence of peritonitis.
The peritoneum is a highly active aggregation of cells that regulates the intraperitoneal
fluid balance and guarantees mechanical and biological protection for the intraabdominal
structures. Since the cow has a lower peritoneal fibrinolytic activity than other
animal species, cattle react to traumatization of the peritoneum particularly intensely
by developing fibrinous deposits and adhesions. These help to localize pathological
processes, on the one hand, but on the other hand they lead to a large number of postoperative
adhesions. Beside the development of peritonitis in connection with traumatic reticuloperitonitis
and gastroduodenal ulcers, there is a high incidence of inflammation of the peritoneum
after obstetric intervention. Although postoperative inflammation of the peritoneum
in cattle generally remains localized and then manifests itself by formation of permanent
or temporary adhesions, local and abscess-forming inflammation of the peritoneum or
diffuse peritonitis is regarded as the most common reason for euthanasia following
cesarean section. After left flank cesarean section in the standing cow 5 to 56% of
the patients develop intraabdominal adhesions. An incidence of 2.2-9.0% is given for
the development of diffuse peritonitis. This incidence is higher in the case of prolonged
births and operations with the cow lying down. However, only 1.2% of the cows show
peritonitis after fetotomy. The surgical technique and the duration of parturition
prior to the operation have the greatest influence on the development of peritonitis.
Schlüsselwörter Rind - Peritoneum - Peritonitis - geburtshilfliche Eingriffe
Keywords Cattle - Peritoneum - Peritonitis - Obstetric intervention