Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2008; 36(03): 163-169
DOI: 10.1055/s-0038-1624030
Wiederkäuer
Schattauer GmbH

Früh- und Spätasphyxie beim Kalb: Diagnostik, Therapie und Prophylaxe[*]

Eine ÜbersichtNeonatal asphyxia in calves: diagnosis, therapy and prophylaxis
H. Zerbe
1   Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung (Lehrstuhl für Physiologie und Pathologie der Fortpflanzung: Prof. Dr. H. Zerbe) der Ludwig-Maximilians-Universität München
,
D. K. Zimmermann
1   Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung (Lehrstuhl für Physiologie und Pathologie der Fortpflanzung: Prof. Dr. H. Zerbe) der Ludwig-Maximilians-Universität München
,
A. Bendix
1   Klinik für Wiederkäuer mit Ambulanz und Bestandsbetreuung (Lehrstuhl für Physiologie und Pathologie der Fortpflanzung: Prof. Dr. H. Zerbe) der Ludwig-Maximilians-Universität München
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Eingegangen: 20 December 2007

akzeptiert: 25 February 2008

Publication Date:
05 January 2018 (online)

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Zusammenfassung:

In diesem Übersichtsartikel werden die derzeit unter Praxisbedingungen relevanten Methoden zur Dia - gnostik, Therapie und Prophylaxe der Früh- und der Spätasphyxie des Kalbes aufgezeigt. Die Diagnose einer Asphyxie basiert unter Praxisbedingungen meist auf der Beurteilung des klinischen Bildes. Die Möglichkeiten des therapeutischen Eingreifens sind begrenzt. Bei frühasphyktischen Kälbern sind vor allem unmittelbare Reanimationsmaßnahmen notwendig. Zudem erfolgt häufig eine intravenöse antiazidotische Therapie mit Natriumbikarbonat und Glukose. Die Effektivität dieser Behandlung wird jedoch kontrovers diskutiert. Zukünftig sollte insbesondere die Wirksamkeit alternativer Puffertherapien (z. B. Carbicarb) geprüft werden. Die Prophylaxe von Frühasphyxien besteht in der Vermeidung von Schwergeburten. Spätasphyxien, bedingt durch eine ungenügende Produktion von Surfactant bei frühgeborenen Kälbern, lassen sich post natum pharmakologisch kaum beeinflussen. Als prophylaktische Maßnahme steht mit der wiederholten niedrig dosierten Applikation von Dexamethason eine Methode zur Geburtseinleitung bereits im achten Trächtigkeitsmonat zur Verfügung, sofern eine schwere Erkrankung des Muttertieres dies erfordert.

Summary:

This review describes the latest methods in diagnosis, therapy and prophylaxis of neonatal asphyxia in calves. In practice the tentative diagnosis of asphyxia in calves is based on clinical signs. The possibilities of treatments are limited. In calves with early asphyxia the most important treatment is the immediate reanimation of the patient. Acidosis is usually treated with an infusion of sodium carbonate in combination with glucose. The efficacy of this treatment is debatable. Future studies should focus on the efficacy of other buffer substances (e. g. carbicarb) as an alternative therapy. For prevention of the early form of asphyxia, dystocia should be avoided. The late form of asphyxia which is due to a lack of surfactant in pre-term calves, cannot be influenced pharmacologically once the calves are born. As a method of prevention, repeated treatments of the dam with low doses of dexamethasone during the 8th month of pregnancy, has been described for cases in which severe illness of the dam requires the termination of pregnancy.

* Herrn Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Hartwig Bostedt zum 70. Geburtstag gewidmet.