Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2011; 39(06): 363-372
DOI: 10.1055/s-0038-1623090
Übersichtsartikel
Schattauer GmbH

Pyrrolizidinalkaloide und die Seneciose bei Tieren

Teil 2: Klinik, Speziesunterschiede, Rückstandsverhalten, Futtermittelkontamination und GrenzwertePyrrolizidine alkaloids and seneciosis in farm animals. Part 2: Clinical signs, species-specific sensitivity, food residues, feed contamination, limit values
E. Petzinger
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Eingegangen: 15 March 2011

Akzeptiert nach Revision: 17 June 2011

Publication Date:
10 January 2018 (online)

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Zusammenfassung

Im Vordergrund der Vergiftungen mit Pyrrolizidinalkaloiden (PA) steht die chronische Toxinaufnahme durch Verzehr kontaminierten Heus, die zu Leberschäden in Form einer letal verlaufenden Leberzirrhose bzw. einer venenokklusiven Erkrankung in Leber und Lunge führen kann. Die Vergiftungssymptomatik ist nicht bei allen Tierspezies identisch und bezieht auch zentralnervöse Störungen mit ein. Bei betroffenen Pferden werden deutlich erhöhte Serumwerte hepatogener Enzyme und eine verzögerte Bromsulphthalein-Retentionszeit als Indikatoren für einen fatalen Krankheitsverlauf gewertet. Die chronische Seneciose des Pferdes ist unheilbar. Kaninchen, Japanische Wachteln und Meerschweinchen gelten als vergiftungsresistent. Schafe und besonders Ziegen erweisen sich als so unempfindlich, dass nur nach Aufnahme extremer Pflanzenmengen, die das eigene Körpergewicht um ein Mehrfaches übersteigen, Giftwirkungen auftreten. Dagegen sind Schweine, Rinder und Pferde sowie Hühner und ebenso der Mensch gegenüber Vergiftungen mit PA-haltigen Pflanzen sehr empfindlich. Bei empfindlichen Tierspezies genügen sehr geringe Mengen an getrocknetem kontaminiertem Heu, um die als unbedenklich für den Menschen angesehene tägliche PA-Aufnahmemenge von 1 μg/kg KM zu überschreiten. Damit sind die Futtermittel, in denen erkennbare Pflanzenteile an Jakobskreuzkraut vorkommen, von der Verfütterung auszuschließen bzw. zu vernichten.

Summary

At the forefront of pyrrolizidine alkaloid (PA) poisoning is the chronic ingestion of contaminated hay, which causes liver damage resulting in an ongoing fatal liver cirrhosis or in the veno-occlusive disease in liver or lung, respectively. The symptomatology of PA-poisoning is not identical for all animal species, and also includes central nervous symptoms. In affected horses significantly elevated levels of hepatogenic serum enzymes and an increase of the retention time for bromosulfophthalein indicates the fatal outcome of the intoxication. Chronic seneciosis of horses is incurable. Rabbits, Japanese quails, and guinea pigs are regarded as poison-resistant species. Sheep and in particular goats are insensitive unless extremely high amounts of plants which exceed the animal’s body weight by several-fold are ingested. In contrast, pigs, cattle, and horses as well as chicken and likewise man are very sensitive to poisonings by PA-containing plants. In sensitive animal species a very small amount of contaminated dry hay is needed to exceed the daily dose of 1 μg/kg body weight PA which is taken as harmless for man by health authorities. Therefore, all feed with visible pieces of Senecio jacobaea plants are not acceptable as animal fodder and should be destroyed.