Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2003; 31(01): 1-5
DOI: 10.1055/s-0038-1622999
Pferd
Schattauer GmbH

Idiopathische Rektumruptur bei fünf Pferden[*]

Idiopathic rectal tear in five horses
W. Scheidemann
1   Aus der Tierklinik Hochmoor (leitender Tierarzt: Prof. Dr. Dr. h. c. B. Huskamp)
,
N. H. Huskamp
1   Aus der Tierklinik Hochmoor (leitender Tierarzt: Prof. Dr. Dr. h. c. B. Huskamp)
,
S. Odenkirchen
1   Aus der Tierklinik Hochmoor (leitender Tierarzt: Prof. Dr. Dr. h. c. B. Huskamp)
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
08 January 2018 (online)

Preview

Zusammenfassung

Mastdarmverletzungen oder -rupturen können iatrogen anlässlich einer rektalen Untersuchung, aber auch durch andere Ursachen wie z. B. durch transanale Fehlbedeckungen, Schwergeburten, Beckenfrakturen, Verletzungen durch Fremdkörpereinwirkung oder sadistische Manipulationen entstehen. Die meisten iatrogen verursachten Rektumverletzungen haben einen zur Darmachse gelegenen longitudinalen Verlauf und finden sich vornehmlich im dorsalen Ampullendach des Rektums, wo dieses in das Colon descendens übergeht. Sehr selten sind dagegen spontan auftretende idiopathische Rektumrupturen. Ursachen, die zu dieser Verletzungsform führen, sind zunächst unklar, mithilfe einer Sektion sowie einer histologischen Untersuchung können sie unter Umständen ermittelt werden.

Anhand der Krankengeschichten von fünf Pferden mit einer idiopathischen Mastdarmruptur aus dem Patientengut der Tierklinik Hochmoor wird auf das Krankheitsbild eingegangen. Vier Patienten wurden mit Kolik überwiesen, bei einem Tier trat die Ruptur während einer Lahmheitsuntersuchung in der Klinik auf. Auffallend war, dass die Rupturlinien keinen longitudinalen, sondern einen eher zirkulären Verlauf unterschiedlichen Ausmaßes aufwiesen. Bei vier Patienten, die euthanasiert wurden, hatte die Ruptur die Bauchhöhle eröffnet, bei einem, der nach sechs Wochen als geheilt entlassen wurde, lag sie retroperitoneal.

Da die Rupturen immer unbemerkt entstehen, kann eine Therapie nur mit Verzögerung beginnen. Die Behandlungsmöglichkeiten richten sich nach Lokalisation und Ausmaß der Verletzung: konservative und/oder chirurgische Maßnahmen können erfolgen.

Summary

Rectal tears may be caused during rectal palpation (iatrogenic tear). Less common causes are misdirection of the stallion’s penis, dystocia, pelvic fracture, injuries from foreign bodies or sadism. Most of the iatrogenic rectal tears can be found dorsally near the pelvic inlet in a longitudinal direction. Spontaneous idiopathic rectal tears occur very rarely. This type of damage can be identified by necropsy and histopathological examination and sometimes the causes can be established.

In this paper five cases with an idiopathic rectal tear are presented: four horses were referred to the Veterinary Clinic of Hochmoor because of colic, in one patient the tear arose during a lameness examination in the clinic. It was remarkable, that the rectal damage did not have a straight longitudinal but more a circular pattern. In four horses the abdominal cavity was opened and the patients were euthanized, in one animal the tear occurred in the retroperitoneal space and the wound healed within six weeks. Because of the fact that the tears occur spontaneously treatment can only start after a delayed period. Treatment options depend on localization and size of the tear. Medical and/or surgical measures are possible.

* Herrn Prof. Dr. Dr. h. c. Bernhard Huskamp zum 70. Geburtstag gewidmet.