Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2010; 38(04): 201-210
DOI: 10.1055/s-0038-1622853
Originalartikel
Schattauer GmbH

Untersuchungen zur Anatomie, Pathophysiologie und Therapie der Luxatio antebrachii beim Kaninchen

Article in several languages: deutsch | English
J. Ertelt
1   Chirurgische und Gynäkologische Kleintierklinik im Zentrum für Klinische Tiermedizin (Vorstand: Prof. Dr. U. Matis, Dipl. ECVS) der Ludwig-Maximilians-Universität München
,
J. Maierl
2   Lehrstuhl für Anatomie, Histologie und Embryologie im Veterinärwissenschaftlichen Department (Vorstand: Prof. Dr. Dr. F. Sinowatz) der Ludwig-Maximilians-Universität München
,
A. Kaiser
2   Lehrstuhl für Anatomie, Histologie und Embryologie im Veterinärwissenschaftlichen Department (Vorstand: Prof. Dr. Dr. F. Sinowatz) der Ludwig-Maximilians-Universität München
,
U. Matis
1   Chirurgische und Gynäkologische Kleintierklinik im Zentrum für Klinische Tiermedizin (Vorstand: Prof. Dr. U. Matis, Dipl. ECVS) der Ludwig-Maximilians-Universität München
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Publication History

Eingegangen: 19 May 2010

Akzeptiert nach Revision: 21 July 2010

Publication Date:
05 January 2018 (online)

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Zusammenfassung

Ziel dieser Studie war eine funktionell-anatomische Analyse der Luxatio antebrachii beim Kaninchen und der Vergleich zu den verschiedenen Erscheinungsformen dieser Verletzung bei Katze und Hund. Material und Methoden: Zunächst wurde die relative Luxationshäufigkeit im Vergleich zu Katze und Hund katamnestisch ermittelt sowie die bevorzugte Dislokationsrichtung der Ossa antebrachii erfasst. Nach goniometrischer Prüfung des Bewegungsumfangs im Ellbogen bei 14 Kaninchen wurden die anatomischen Strukturen an Kadavergelenken dargestellt und an jeweils sieben Kaninchen und Katzen die subchondrale Knochendichte des Ellbogens mit der CT-Osteoabsorptiometrie bestimmt. Abschließend wurde eine die Seitenbänder ersetzende Stabilisierung mit Draht am Präparat geprüft. Ergebnisse: In Relation zur Hüftgelenksluxation erleiden Kaninchen fast viermal häufiger eine Luxatio antebrachii als Katze und Hund, dabei überwiegend mit kaudaler Dislokation. Als Schnappgelenk konzipiert besitzt der Kaninchenellbogen durch einen Sagittalkamm am Condylus humeri gute Seitenstabilität. Gemessen an der subchondralen Knochendichte wird die kaudale Gelenkregion am stärksten belastet. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Die anatomischen Strukturen erlauben im Ellbogengelenk des Kaninchens vor allem sagittale Bewegungen, die bei Überlastung besonders die kranialen Kapselbereiche und humeroulnaren Bandstrukturen gefährden. Genügt eine gedeckte Reposition und Entlastung in Beugestellung mit der Velpeau-Schlinge nicht, erscheint ein transossärer Ersatz der humeroulnaren Seitenbänder sinnvoll.