Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2014; 08(01): 18-24
DOI: 10.1055/s-0037-1618834
Serie Lebensstil: Schwerpunkt Kinder und Jugendliche
Schattauer GmbH

Stadtteilbezogene Gesundheitsförderung zur Reduktion der Adipositasprävalenz bei Kindern und Jugendlichen

Suburban health promotion to reduce obesity prevalence in children and adolescents
R Gausche
1   CrescNet, Klinik für Kinder und Jugendmedizin, Universität Leipzig
,
U Igel
2   HTWK Leipzig, Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften
,
E Sergeyev
3   Universität Leipzig, Klinik für Kinder und Jugendmedizin
,
M Neef
3   Universität Leipzig, Klinik für Kinder und Jugendmedizin
,
M Adler
3   Universität Leipzig, Klinik für Kinder und Jugendmedizin
,
A Hiemisch
3   Universität Leipzig, Klinik für Kinder und Jugendmedizin
,
M Vogel
3   Universität Leipzig, Klinik für Kinder und Jugendmedizin
,
D Molis
4   AOK Plus, Bereich Gesundheit, Erfurt
,
K Schubert
5   Stadt Leipzig Gesundheitsamt
,
R Krause-Döring
5   Stadt Leipzig Gesundheitsamt
,
T Fabian
5   Stadt Leipzig Gesundheitsamt
,
W Kiess
3   Universität Leipzig, Klinik für Kinder und Jugendmedizin
,
G Grande
6   Universität Bremen, Abt. 2 Prävention und Gesundheitsförderung, AG Soziales und Gesundheit am Forschungszentrum der HTWK Leipzig
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Publication Date:
21 December 2017 (online)

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Zusammenfassung

Wie in anderen Kommunen findet man auch in der Stadt Leipzig in sozial benachteiligten Quartieren eine erhöhte Prävalenz von Übergewicht und Adipositas bei Vorschulkindern, wenn man sie mit sozial privilegierteren Quartieren vergleicht. Das hier beschriebene Projekt gibt ein Beispiel für eine auf sozial benachteiligte Quartiere bezogene, kommunal verankerte und aktiv unterstützte Gesundheitsförderung und einen besonderen Ansatz für eine Auswertung auf mehreren Ebenen. Indikatoren für vorgefundenes und durch das Projekt modifiziertes Verhalten sollen in gleicher Weise wie die im Quartier existenten und durch kommunales Engagement modifizierten Verhältnisse in der Lebensumwelt ausgewertet und in ihren sich wechselseitig beeinflussenden Eigenschaften berücksichtigt werden. Übergewicht und die zugrundeliegenden verhaltensbezogenen Risikofaktoren werden erheblich durch die nähere und weitere soziale Umwelt beeinflusst. “Adipogene” Merkmale der Wohnumgebung, wie sozioökonomische Deprivation des Stadtteils, Entfernungen zu Parks und Spielplätzen, eingeschränkter Zugang zu gesunden Lebensmitteln, Fehlen von sicheren Fuß- und Fahrradwegen, fördern Übergewicht und Adipositas schon bei Kindern. Neben genetischen Faktoren spielen ungesunder und krankmachender Lebensstil, Ernährung und Bewegungsmangel eine zentrale Rolle in der Ätiologie der Adipositas. Übergewicht und Adipositas bei Kindern sind außerdem sozial differenziell verteilt. Kinder aus sozial benachteiligten Familien sind sehr viel häufiger übergewichtig bzw. adipös. Im Sinne der sozialen Vererbungshypothese finden sich häufig bei den Eltern betroffener Kinder höhere Prävalenzraten von Adipositas und Übergewicht sowie ein Bewegungs- und Ernährungsverhalten, das Übergewicht und Adipositas befördert. Dieser Lage will das Projekt mit einem der Problemstellung angemessenen bevölkerungsbezogenen Intention-to-treat-Ansatz zur Adipositasprävention und der konsequenten Einbeziehung von Verhaltens- und Verhältnisebenen begegnen. Auf diese Weise soll ein Beitrag zur Evidenzbasierung im Bereich Public Health geleistet werden. Das Projekt basiert auf der Kooperation der Stadt Leipzig mit Krankenkassen und drei Hochschulen.

Summary

Like in other municipalities socially disadvantaged quarters of Leipzig show a higher prevalence for obesity of preschool children compared to socially privileged ones. The herein described project provides an example for a health promotion programme in a community based setting, and a special approach towards the evaluation at different levels. Indicators for established behaviour, as well as for behaviour modified by means of the project, shall be analysed in the same manner as the environmental situation of each quarter found initially and modified by local efforts. The interdependencies of the corresponding characteristic attributes are of special interest. Overweight and the underlying behaviour-related risk factors are substantially influenced by the near and wider social environment. “Adipogenic” characteristics of the living environment like socio-economic deprivation of the quarter, distances to parks and playgrounds, limited access to healthy food, the absence of secure foot and bike paths further overweight and adiposity already at child’s age. Besides of genetic factors, unhealthy or even pathogenic lifestyle, food and lack of physical activity, play a central role in the aetiology of obesity. Furthermore the distribution of overweight and obesity among children is socially determined. They can be far more often observed in children of socially disadvantaged families. Following the social inheritance hypothesis a higher prevalence of obesity and overweight is found for parents of affected children, as well as physical activity and nutrition patterns that foster overweight and obesity. This project meets this situation by a problem- adequate, population-based intention to-treat approach for obesity prevention and by consequently account for the given behavioural and environmental situations. In this manner a contribution to an evidence- based public health care sector is made. The project is based upon the cooperation of the city of Leipzig, health insurances and three universities.